Die Laborkosten sanken. Die anderen Kosten nicht.

Die Ausgaben in der Grundversicherung gingen letztes Jahr erstmals über 40 Milliarden Franken.

, 5. Februar 2024 um 05:00
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Symbolbild: Maxim Hopman on Unsplash
Der Krankenkassenverband Santésuisse hat am Wochenende ausgewählte Daten zur Kostenentwicklung 2023 veröffentlicht. Die Kernaussage: Insgesamt stiegen die Gesundheitskosten in der OKP um 6 Prozent.
Ein Teil davon entfiel auf das Bevölkerungswachstum, so dass der Zuwachs pro Kopf 4,6 Prozent betrug. Zu berücksichtigen ist ferner der Teuerungseffekt (die Schweizer Jahresinflation 2023 dürfte bei 2,1 Prozent gelegen haben).
So oder so: Am Ende überstieg das Total der Kosten für medizinische Behandlungen in der Grundversicherung erstmals die Grenze von 40 Milliarden Franken.
Als einzigen Bereich mit rückläufigen Kosten 2023 erwähnt Santésuisse die Laboruntersuchungen (–3,7 Prozent pro Kopf). Hier schlugen sich die Tarifkürzungen nieder, die der Bundesrat per August 2022 festgelegt hatte.
Bei den Medikamenten beliefen sich die Gesamtkosten letztes Jahr auf 9,6 Milliarden Franken (ambulant und stationär). Das entspricht einem Zuwachs um 5,4 Prozent (respektive 491 Millionen Franken). Auf die grössten Felder Krebsmedikamente und Immunsuppressiva entfielen je 1,3 Milliarden Franken.
Bei den Kosten für ärztliche Behandlungen meldet Santésuisse ein Plus von 460 Millionen Franken respektive 4,4 Prozent pro versicherte Person. Im ambulanten Spitalbereich stiegen die Kosten um 5,4 Prozent (respektive 4 Prozent pro versicherte Person), was einem Zuwachs um 410 Millionen Franken entsprach.
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Sehr deutlich (allerdings auf tieferem Niveau) war der Zuwachs der Ausgaben für die psychologische Psychotherapie: Sie stiegen um 220 Millionen auf 785 Millionen Franken. Dies erklärt sich teils aus der neuen neuen Abrechnungspraxis, mit der psychologische Psychotherapeuten seit Sommer 2022 als eigenständige Leistungserbringer selbständig abrechnen dürfen, ferner mit Verschiebungen von der Zusatz- in die Grundversicherung sowie mit einer Tariferhöhung, die den Psychologinnen und Psychologen von den Kantonen zusätzlich gewährt wurde.
Ein hohes Kostenwachstum weist laut den Santésuisse-Zahlen die Physiotherapie aus – hier stieg der Wert um 8,4 Prozent (7 Prozent pro versicherte Person). Die gesamten Kosten der Physiotherapie betrugen am Ende 1,46 Milliarden Franken.
Im Pflegebereich kletterten die Kosten für Spitex-Leistungen um 7,5 Prozent (6,1 Prozent pro versicherte Person). In den Pflegeheimen kam es zu einem Kostenwachstum um 2,9 Prozent (1,6 Prozent pro versicherte Person).

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