Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

, 11. Dezember 2025 um 05:56
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KI-Symbolbild: Medinside mit Midjourney.
Ärzte in Europa arbeiten unter grösserem Druck als in den USA. Sie sind auch weniger zufrieden. Doch auf beiden Seiten des Atlantiks sind Überlastung, Erschöpfung und Fluktuation bei Ärzten und Pflegepersonal klar ein systemisches Problem des Spitals.
Und: Es gibt wohl ein paar recht konkrete Faktoren, mit denen sich die Lage verbessern liesse.
Dies besagt eine internationale Studie, die unter der Führung der School of Nursing der University of Pennsylvania durchgeführt wurde. Befragt wurden dafür 1150 Ärztinnen und Ärzte aus sechs europäischen Ländern (Belgien, Grossbritannien, Deutschland, Irland, Schweden, Norwegen) sowie 5300 US-Ärzte und über 15’000 Nurses.
  • Linda H. Aiken, Walter Sermeus, Martin McKee et al.: «Informing Hospital Physician Well-Being Interventions in Europe and the US», in: JAMA Open, November 2025.
  • DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2025.44067
In Europa gaben fast ein Drittel (29,9 Prozent) der Ärzte an, dass sie innerhalb eines Jahres ihren Arbeitgeber verlassen möchten; Norwegen und Schweden hatten dabei die besten Werte. In den USA waren es knapp ein Viertel (23,8 Prozent).
Jobunzufriedenheit äusserten 28,5 Prozent der europäischen und 15,6 Prozent der amerikanischen Spitalärzte.
Die Auswertung der Daten machte spürbar, dass einige Spitalfaktoren wichtig wären, um die Zufriedenheit und die Bindung der Ärzte und des Pflegepersonals zu stärken:
  • Ausreichend Personal («nurse staffing adequacy»);
  • Ein unterstützendes Umfeld («clinical care environment»), wozu Führung, klare Pflegephilosophie oder flexible Verwaltung gezählt werden;
  • Effektive interdisziplinäre Teamarbeit zwischen Pflege und Medizin.
Wo sich diese drei Dimensionen verbesserten, waren Ärztinnen und Ärzte deutlich seltener ausgebrannt und seltener unzufrieden. Sie liebäugelten seltener damit, den Arbeitgeber zu wechseln. Und sie waren eher bereit, das Spital als Arbeitgeber weiterzuempfehlen.
Eine Zahl dazu: In Europa ging eine um 10 Prozent bessere Betreuungskapazität in der Pflege mit einer rund 20 Prozent tieferen Wahrscheinlichkeit einher, dass Angestellte das Spital verlassen wollten (Odds Ratio 0,80).
  • pflegefachleute
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