Im Kanton Bern setzte der bekannte Orthopäde Max Aebi vor ein paar Jahren bei mindestens sieben Patienten das unausgereifte Implantat «Cadisc-L» ein. Der Berner Professor war beim Hersteller Ranier Chef des wissenschaftlichen Beirats. Die britische Firma hatte die künstliche Bandscheibe auf den Markt gebracht, trotz ungünstigen Resultaten aus Tierversuchen.
Seit Anfang Dezember untersucht nun die Privatklinikgruppe Hirslanden die Vorkommnisse intern – mit zwei externen Experten. Die Ereignisse in Bern rufen jetzt aber auch die Berner Staatsanwaltschaft auf den Plan,
wie der «Tages-Anzeiger» meldete.Schwierige Beweislage
Demnach untersuchen die Strafverfolger Informationen, wonach von 2010 bis 2014 bei Patienten im Kanton Bern «das mutmasslich unausgereifte Bandscheibenimplantat Cadisc-L eingesetzt worden sei mit der Folge ernsthafter gesundheitlicher Probleme». Die derzeit laufenden Ermittlungen dienen dem Zweck der Erhärtung respektive Entkräftung der Verdachtsmomente, die sich aus den Medienberichten ergeben.
Die ersten Ermittlungen gestalten sich laut der Staatsanwaltschaft aber komplex und nehmen einige Wochen in Anspruch. Der Grund liege darin, dass Medienberichte selbst keine Beweismittel darstellten. Hinzu komme, dass der zu untersuchende Sachverhalt einen starken internationalen Bezug aufweise und eine Koordination zwischen verschiedenen kantonalen und eidgenössischen Stellen notwendig sei.
Patientin von Max Aebi erlitt Höllenqualen
Die Prothese «Cadisc-L» musste europaweit bei gegen 90 Patienten wieder entfernt werden. Die künstliche Bandscheibe hatte sich in deren Rücken zersetzt. Auch bei einer Patientin von Max Aebi war dies der Fall: Die 48-jährige Frau aus dem Mittelland wurde über den Rückruf des Produktes laut eigenen Angaben nie informiert. Aebi sagte in den letzten Wochen mehrmals, er habe korrekt gehandelt. Inzwischen hat sich der 70-Jährige von seiner Tätigkeit als Belegarzt bei Hirslanden zurückgezogen.
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