Ob als Kongressgebühren für Ärzte, als Beratungshonorare, Spenden, Spesen oder Sponsoring: Die Geldflüsse der Pharmaindustrie in die Schweizer Gesundheitsbranche steigen weiter. 2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften insgesamt 262 Millionen Franken – rund 16 Millionen mehr als im Jahr davor.
Das zeigen die neuen Auswertungen der Plattform
Pharmagelder.ch, einem Rechercheprojekt von «Beobachter», «Handelszeitung», «Blick» und «Sonntags-Blick».
Seit 2014 verpflichtet ein Branchenkodex mehr als 60 Pharmafirmen, ihre Leistungen offenzulegen. Die Transparenzplattform erlaubt es, nach einzelnen Ärzten, Spitälern oder Organisationen zu suchen und deren Zahlungen einzusehen.
Unter den Ärztinnen und Ärzten, die im vergangenen Jahr am meisten Gelder erhielten, finden mehrere bekannte Namen aus der universitären Medizin: An der Spitze steht Thomas Rosemann, Professor am Institut für Hausarztmedizin des Universitätsspitals Zürich, mit rund 105’000 Franken. Ihm folgen die Ärztin Marva Safa aus Neuenburg (92’000 Franken) und Luc Biedermann, leitender Arzt an der Gastroenterologie des Universitätsspitals Zürich (89’000 Franken).
Rosemann erklärt seinen Spitzenplatz gegenüber dem
«Beobachter» damit, dass er einen «Kidney-Score» zur Beobachtung von chronisch Nierenkranken entwickelt, unterstützt von AstraZeneca. In einem weiteren Projekt habe er für die Novartis Richtlinien für die Behandlung von Herzkreislauf-Patienten erstellt.
Insgesamt nahmen 3650 Ärztinnen und Ärzte Zuwendungen entgegen – die Spannbreite reicht dabei von wenigen Franken bis zu hohen fünfstelligen Beträgen.
Millionen für Fachgesellschaften
Auch internationale Fachorganisationen profitieren weiterhin stark von der Industrie. Die Europäische Gesellschaft für medizinische Onkologie erhielt rund 23,5 Millionen Franken, gefolgt von der Europäischen Gesellschaft gegen Rheuma mit 8,5 Millionen und der Europäischen Gesellschaft für Atemwegsmedizin mit 5,6 Millionen Franken.
Ein grosser Teil der Gelder – rund 109 Millionen Franken – wird unter dem Titel «Forschung und Entwicklung» ausgewiesen. Welche Spitäler oder Forschungsgruppen konkret davon profitieren, bleibt jedoch unklar. Noch 2014 lag der entsprechende Betrag bei weniger als der Hälfte.
Erstmals führt Astra Zeneca die Rangliste der grössten Geldgeber an. Der britisch-schwedische Konzern zahlte rund 30 Millionen Franken und verdrängte damit Novartis auf Platz zwei.