750 Millionen Franken: So gross waren die Verluste jener Spitäler, die im letzten Jahr rote Zahlen schrieben. Die Zahl wurde am Montag von der Beratungsfirma KPMG veröffentlicht und danach in allen Medien zum Thema. Denn sie untermalt ein Gesamtbild, das sich in den vergangenen Monaten bereits abgezeichnet hatte und das
hier auch schon beschrieben wurde: Den Schweizer Leistungserbringern ging es zuletzt etwas besser – doch solide ist die Lage nicht. Die Spitäler sind strukturell unterfinanziert.
Wie der KPMG-Report «Clarity on Healthcare» nun vorrechnet, stiegen beispielsweise die Schulden der Spitäler im letzten Jahr um über 20 Prozent, während die liquiden Mittel nur um 9 Prozent zulegten (womit sich die Verschuldungslage also verschlechterte).
Auffällig allerdings, dass die Reha-Kliniken die positivsten Akzente setzen konnten; angesichts der tendenziell oft etwas tieferen Infrastruktur- und Anlagekosten befindet sich dieses Segment also eher im grünen Bereich. Das könnte die Folge einer gewissen Marktbereinigung in den letzten Jahren sein, erklärte Studienautor Florian Schmid
in der «Neuen Zürcher Zeitung». Bekanntlich fusionierten unlängst die Kliniken Valens mit den Zürcher Reha-Zentren zum grössten Reha-Anbieter der Schweiz,
mit positiven Folgen.
Zurzach Care verschlankte seine Organisation; und allgemein meldeten diverse Rehakliniken letztes Jahr eine volle Auslastung.
Entwicklung der Ebitda-Margen diverser Segmente | Grafik: KPMG
Wie schwierig die Lage aber ansonsten ist, zeigt sich auch in den Prognosen der Finanzchefs: Fast zwei Drittel der von KPMG befragten CFO erwarten in den nächsten fünf Jahren einen ausserordentlichen Bedarf an finanziellen Mitteln. Konkret beziffert die Hälfte (50 Prozent) einen ausserordentlichen Finanzierungsbedarf von mindestens 70 Millionen Franken in den kommenden Jahren.
Eine Mehrheit von zwei Dritteln (65 Prozent) der CFO kalkuliert zwar damit, dass die Ebitda-Margen in diesem Jahr und im nächsten Jahr nochmals etwas steigen werden. Im Schnitt ergibt sich daraus ein erwarteter Anstieg um 0,75 Prozent, so dass die Marge 2025 um 4,1 Prozent und 2026 bei 4,2 Prozent liegen dürfte. Doch damit sind die Häuser weiterhin weit entfernt von einer nachhaltigen Refinanzierung.
Tardoc: Mal so, mal so
In der Studie sondierte KPMG auch, was die CFO der Spitäler von Tardoc und den neuen ambulanten Pauschalen erwarten: Welche finanziellen Auswirkungen hat das neue Tarifsystem auf ihre Häuser?
Die Antwort lautet offenbar: Kommt drauf an, wen man fragt. Die Antworten fielen jedenfalls sehr unterschiedlich aus.
Ein Viertel der Befragten sagten gleich direkt, dass sie unsicher seien. Ein anderes Viertel rechnet mit höheren Einnahmen. 37,5 Prozent erwarten hingegen tiefere Einnahmen – und gut 12,5 Prozent sagt voraus, dass das neue ambulante Tarifsystem keine oder kaum Veränderungen mit sich bringen wird.
Wer mit besseren Zahlen rechnet, erwartet im Schnitt einen Zuwachs von 5,4 Prozent. Wer tiefere Vergütungen aus dem ambulanten Bereich erwartet, kalkuliert derzeit ein Minus von durchschnittlich 3,0 Prozent.
Die Erwartungen hängen logischerweise auch mit der Angebotspalette der diversen Häuser zusammen. Die grössten negativen Folgen werden bei medizinisch-technischen Angeboten prognostiziert; positive Effekte sehen die CFO hingegen bei der Inneren Medizin sowie in der Onkologie.
Eine Mehrheit der Befragten (58 Prozent) äussert auch Zweifel, ob die technischen Systeme und die Zusammenarbeit mit den Krankenkassen bis zum Stichtag einsatzbereit sind.
Kurz: «Die unklare Informationslage zur Umsetzung des neuen Gesamt-Tarifsystems hat bei vielen Leistungserbringern für grosse Verunsicherung gesorgt», heisst es in der Studie. «Dies beeinträchtigt die Planungssicherheit und verschärft tendenziell die ohnehin angespannte finanzielle Situation vieler Leistungserbringer noch weiter.»