Im Fall der unausgereiften künstlichen Bandscheiben Cadisc-L bestehen weiterhin offene Fragen. Bekannt ist: Max Aebi hatte in der Schweiz im Berner Salem-Spital der Privatklinikgruppe Hirslanden sieben solche Bandscheibenimplantate eingesetzt hatte. Die Operationen fanden zwischen 2010 und 2014 statt.
Die Klinikkette habe deshalb entschieden, eine interne Untersuchung mit unabhängigen externen Spezialisten zu eröffnen.
Dies teilt Hirslanden am Samstag mit. Die Abklärungen werden laut Mitteilung sowohl aus medizinischer wie aus rechtlicher Perspektive geführt.
Andreas Raabe als Untersuchungsleiter
Als Leiter der Untersuchung hat Hirslanden Andreas Raabe beauftragt. Er ist Direktor der Neurochirurgischen Universitätsklinik bei der Berner Insel Gruppe. Raabe übernehme den medizinischen Teil.
Für die juristischen Aspekte sei der Wirtschaftsstrafrechtler Hans Baumgartner von der Zürcher Kanzlei Baumgartner Mächler zuständig, heisst es.
Es gilt die Unschuldsvermutung
Hirslanden teilt weiter mit, dass sich Max Aebi bis zum Abschluss der internen Untersuchung von seiner Tätigkeit als Belegarzt für das Salem-Spital zurückziehe. Der Name Max Aebi wird in der Mitteilung nicht genannt. Hirslanden schreibt lediglich vom in die Implantation der Cadisc-L-Prothese involvierten Belegarzt.
Die Privatklinikgruppe lege zudem Wert auf die Feststellung, dass gegenüber sämtlichen Beteiligten grundsätzlich die Unschuldsvermutung gelte. Und um die Untersuchung in keiner Weise zu beeinflussen, werde sich Hirslanden bis zum Vorliegen der Untersuchungsergebnisse nicht weiter zum Sachverhalt äussern, heisst es weiter.
Zwei Drittel der Prothesen führten zu Problemen
Anfang Woche ist publik geworden, dass Max Aebi das Bandscheiben-Implantat Cadisc-L mitentwickelt hatte. Weil zwei Drittel der implantierten Prothesen allerdings
zu gravierenden Problemen führten, wurden die Produkte im Jahr 2014 vom britischen Hersteller Ranier zurückgerufen.
Wahrscheinlich hätten die Vorkommnisse verhindert werden können. Denn erste Resultate aus Tierversuchen wurden offenbar nicht ernst genug genommen. In einer Analyse eines britischen Radiologen war von «beunruhigenden Veränderungen zwischen dem Implantat und dem Knochen» die Rede.
«Ich kann jederzeit dazu stehen»
Am Freitag hat Max Aebi nun erstmals Stellung zu den Vorwürfen genommen. Aebi sagte gegenüber «10vor10», das Produkt sei in den aufgedeckten Fällen
wohl nicht sachgerecht eingesetzt worden. Das Material aus Polyurethan sei sehr empfindlich.
Der Facharzt für orthopädische Chirurgie glaubt, dass er seine Pflicht erfüllt habe: «Ich habe das gemacht, was ich damals machen konnte, und ich kann jederzeit dazu stehen. Ich glaube nicht, dass ich mich da aus der Verantwortung ziehen will oder kann.»
Max Aebi sagte weiter, er habe Nachkontrollen durchgeführt. Dabei sei nie etwas aufgefallen, das nicht sein sollte. Dem Hirslanden-Belegarzt zufolge sind gemäss seinem Wissensstand seine Patienten nicht von den Problemen betroffen. Er habe erst aus den Medien von den Komplikationen erfahren.