Spitäler sollen sich klar von Temporär-Stopp distanzieren

Der Zürcher Krankenhaus-Verband VZK löschte seine Mitteilung für einen gemeinsamen Verzicht auf Temporär-Pflegepersonal. Jetzt wollen die Personal-Firmen mehr. Die Wettbewerbskommission beobachtet.

, 16. Juli 2025 um 04:30
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KI-Bild: Medinside (mit Midjourney)
Für Swissstaffing ist der Fall klar: Es war eine koordinierte Sache. Die Zürcher Spitäler beschlossen gemeinsam einen «Boykott» von Temporärpersonal in der Pflege. Deshalb gelangte der Verband der Personaldienstleister an die Wettbewerbskommission Weko – und nun müssen die Spitäler respektive deren Verband VZK zurückkrebsen. «Die Spitäler haben nämlich keine eigenständigen oder isolierten Entscheide getroffen», sagt Myra Fischer-Rosinger, die Direktorin von Swissstaffing: «Dazu passt auch, dass der VZK die ursprüngliche Mitteilung von der Website entfernt hat.»
Tatsächlich hatte der Verband Zürcher Krankenhäuser im Februar angekündigt, dass alle 35 Mitglieder ab diesem Sommer keine Temporärkräfte mehr einstellen werden. Und wie auch bekannt, nahm der VZK die entsprechende Mitteilung Ende Juni von seiner Webseite und veröffentlichte eine «Klarstellung» dazu: Es gebe «keinen gemeinsamen Beschluss (…), auf den Einsatz von Temporär-Personal zu verzichten.» Der VZK könne gar keine Weisungen dazu ausgeben: «Alle Mitgliedsspitäler bestimmen ihre Personalpolitik eigenständig und unabhängig.»

Ausschreibung gestoppt

Das sei inhaltlich falsch, widerspricht wiederum Myra Fischer-Rosinger –  im Februar sei doch ganz offen von einer Koordination gesprochen worden. Die Swissstaffing-Direktorin verweist zudem darauf, dass das Stadtspital Triemli fast unmittelbar nach der VZK-Mitteilung vom Februar eine öffentliche Ausschreibung für Temporärpersonal stoppte. «Ein selbständiger Entscheid sieht anders aus und ist vorliegend objektiv ausgeschlossen», so die Stellungnahme von Swissstaffing.
Den Personalverleihern sei durch die Aktion «ein hoher Schaden» entstanden. Um diesen nicht noch grösser werden zu lassen, müssten die einzelnen Spitäler sich öffentlich vom Anstellungsverbot für temporäres Pflegepersonal distanzieren.

USZ: 3,6 von 3’700

Fragt man bei den grossen Zürcher Häusern nach, ob sie in diesem Sommer tatsächlich keine Temporär-Pflegefachleute mehr beschäftigen, so verweisen diese auf langfristige Tendenzen:
  • Das Stadtspital Zürich erinnert an das Programm «Stärkung Pflege», das bereits in den letzten Jahren zu einer Reduktion bei der Zeitarbeit geführt habe.
  • Das Kantonsspital Winterthur teilt ebenfalls mit, dass man dank flexiblen Arbeitszeitmodellen und Teilzeitmöglichkeiten den Einsatz von temporären Arbeitskräften in den letzten zwei Jahren deutlich senken konnte: «Das KSW bestimmt seine Personalpolitik eigenständig und unabhängig. Bei Bedarf, insbesondere wegen kurzfristigen Personalausfälle durch Unfall oder Krankheit, zählen wir weiterhin auf externe Fachkräfte.»
  • Das Universitätsspital Zürich erinnert ebenfalls an ältere Bemühungen: Es habe schon 2023 interne Pflegepools aufgebaut und zahlreiche weitere Massnahmen implementiert: «Mit diesen konnte die Anzahl der Temporärkräfte kontinuierlich abgebaut und gleichzeitig mehr Personal festangestellt werden.»
Das USZ sei jedoch zuversichtlich, das Ziel erreichen zu können: «Im Mai 2025 arbeiteten bei uns über 3700 Festangestellte in der Berufsgruppe Pflege (rund 2300 FTE), davon sind nur noch 3,6 Stellen (FTE) besetzt durch externe Temporärmitarbeitende.»
Allerdings hatte nicht nur das Stadtspital, sondern auch das USZ im Herbst 2024 noch über die nationale Beschaffungsplattform Simap Millionenaufträge für «Temporärpflegepersonal Normalpflege» und «Temporärpflegepersonal Spezialpflege» zugeteilt.
Wie die «Neue Zürcher Zeitung» recherchierte, hat die Weko bislang keine Untersuchung zum VZK-Stopp eingeleitet: Die Kartell-Überwacher hätten erst mit einer «Marktbeobachtung» reagiert. Dabei kontaktiert die Wettbewerbskommission jeweils beteiligte Unternehmen, um sie für «die Tragweite des Kartellgesetzes» zu sensibilisieren und Probleme zu lösen, «bevor sie wettbewerbswidrige Wirkungen wirklich entfalten.»
«Sie klopft ihnen also bei Bedarf nachdrücklich auf die Finger», so die Interpretation der NZZ.

  • Temporärarbeit
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