Gesponsert

Die Ankündigung der Zürcher Spitäler bezüglich Temporärarbeit ist kontraproduktiv

Die Absprache der Zürcher Spitäler, auf Temporärarbeitende zu verzichten, ist kontraproduktiv und gefährdet die Patientensicherheit. Die Temporärarbeit ist ein bewährtes Mittel gegen den Fachkräftemangel, indem Pflegekräfte flexibel bleiben und jederzeit in den Beruf wieder einsteigen können.

, 4. März 2025 um 07:20
image
Am Donnerstag hat der Verband Zürcher Krankenhäuser (VZK) mitgeteilt, dass seine Mitglieder ab Sommer 2025 auf die Einstellung von temporärem Pflegefachpersonal verzichten wollen. Dieser Entscheid liegt weder im Interesse der Spitäler, ihrer Patientinnen und Patienten noch der Mitarbeitenden in der Pflege.

Temporärarbeit hält Pflegekräfte im Beruf

Der Versuch, das heutige temporäre Pflegepersonal so in eine Festanstellung zu «zwingen», kann letztlich nicht funktionieren. Stattdessen wird ohne die Option Temporärarbeit bzw. ein hohes Mitspracherecht bezüglich der Arbeitszeiten und -einsätze ein Teil des Pflegepersonals die Branche ganz verlassen. Dies lassen jedenfalls die Resultate einer gfs-Umfrage zu den Motiven der Temporärarbeitenden vermuten: Mehr als die Hälfte der Temporärarbeitenden im Gesundheitswesen nennt «Work-Life-Balance» und «Freiheit der Selbständigkeit» als Motive, fast die Hälfte nennt die Möglichkeit, zeitweise in verschiedenen Unternehmen und Branchen zu arbeiten.
Die Temporärarbeit ist ein Instrument, dank dem ein Teil der Pflegefachkräfte überhaupt im Beruf gehalten werden bzw. zum Wiedereinstieg bewegt werden kann. Dies wird auch in der vom Bundesamt für Gesundheit in Auftrag gegebenen Regulierungsfolgenabschätzung im Zusammenhang mit der Pflegeinitiative explizit anerkannt.
Auf Temporärarbeit zu verzichten, würde den Fachkräftemangel weiter verschärfen und insbesondere im Fall situativer Personalengpässe auch das Wohl der Patientinnen und Patienten gefährden. Auch eine Regulierungsfolgeabschätzung von Swiss Economics hälft klar fest: «Eine Beschränkung der Temporärarbeit im Gesundheitswesen hätte mitunter sowohl für die Beschäftigten als auch für die Krankenhäuser gravierende negative Folgen.»

Gezielter Einsatz von Temporärarbeit stärkt Qualität in Spitälern

Ob in einem Spital eine hohe Dienstleistungsqualität erreicht werden kann, hängt nicht von der Arbeitsform ab, sondern insbesondere von stringenten, kohärenten Prozessen, einer klaren Rollen- und Aufgabenteilung sowie vom zielgerichteten Einsatz von digitalen Instrumenten.
Herausforderungen aufgrund eines hohen Anteils von kurzzeitig anwesendem Personal können und müssen mittels organisatorischer Massnahmen und nicht über den Ausschluss der Temporärarbeit vermieden werden. Um den zielführenden Einsatz von Temporärarbeit in Spitälern zu unterstützen, damit das Gesundheitssystem als Ganzes davon profitiert, hat swissstaffing im Herbst 2024 Empfehlungen für die Zusammenarbeit von Personaldienstleistern und Gesundheitsinstitutionen veröffentlicht.
Der Einsatz von temporären Mitarbeitenden bietet in Spitzenzeiten Entlastung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Steigerung der Qualität. Er wirkt qualitätsmindernden Aspekten wie Personalengpässen, Arbeitsüberlastung, Stress oder Überforderung entgegen. Flexible Fachkräfte im Pflegebereich helfen, Pflegeexpertise über verschiedene Gesundheitsinstitutionen zu verteilen.
Dr. Florian Liberatore, stellvertretender Leiter der Fachstelle Management im Gesundheitswesen am Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie und Projektleiter eines Projekts des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zur Temporärarbeit in der Pflege, sagt dazu:

«Mit einem guten strategischen und operativen Management ist Temporärarbeit ein wirtschaftlich sinnvoller zusätzlicher Baustein in der Personalbedarfs- und -einsatzplanung.»


Die Mehrkosten für temporäre Pflegekräfte werden oft übertrieben dargestellt

Die Personalverleiher verrechnen für ihre Dienstleistung einen Prozentsatz des bezahlten Lohnes. Der dem Personalverleiher überwiesene Betrag kann aber nicht einfach mit dem Bruttolohn einer festangestellten Pflegefachkraft verglichen werden, denn zu Letzterem hinzu kommen die Arbeitgeberbeiträge an die Sozialversicherungen, weitere Lohnzuschläge, Rekrutierungskosten sowie die Koordinationskosten im Human-Ressources-Management, die bei Fachkräftemangel überdurchschnittlich hoch sind. Auf einer korrekten Basis und mit den Daten eines Anbieterunternehmens hat eine Berechnung Mehrkosten für Temporäre von rund 7 Prozent ergeben.
Der vom VZK gewählte Ansatz erscheint auch vor dem Hintergrund der Wirtschaftsfreiheit und unter wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten kaum haltbar. swissstaffing wird diese Absprache rechtlich überprüfen.
swissstaffing ist das Kompetenz- und Servicezentrum der Schweizer Personaldienstleister. Als Arbeitgeberverband vertritt swissstaffing die Anliegen seiner über 500 Mitglieder gegenüber Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. swissstaffing ist Sozialpartner des GAV Personalverleih, dem Vertragswerk mit den meisten unterstellten Arbeitnehmenden in der Schweiz. www.swissstaffing.ch
Empfehlungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Personaldienstleistern und Gesundheitsinstitutionen.
Um den zielführenden Einsatz von Temporärarbeit in Spitälern zu fördern und sicherzustellen, dass das Gesundheitssystem als Ganzes davon profitiert, hat swissstaffing Empfehlungen für die Zusammenarbeit von Personaldienstleistern und Gesundheitsinstitutionen veröffentlicht. Diese Leitlinien sollen dazu beitragen, dass Temporärarbeit effektiv eingesetzt wird und eine nachhaltige Lösung zur Bewältigung des Fachkräftemangels bietet. Zur Empfehlung gelangen Sie hier.

Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Temporärarbeit in der Pflege: (K)ein Problem!

«Zu teuer, zu flexibel, zu problematisch?» Die Kritik an Temporärarbeit reisst nicht ab. Doch David Paulou, Direktor der grössten Schweizer Personalberatung im Gesundheitswesen, hält dagegen – mit Fakten, die das gängige Bild infrage stellen.

image

Krankenkassen müssen pflegende Angehörige weiterhin bezahlen

Obwohl Krankenkassen und Gemeinden mehr Kosten befürchten, findet der Bundesrat: Pflegende Angehörige sollen eine bezahlte Anstellung erhalten.

image

Pflegeinitiative: Kommission drückt aufs Tempo

Mit nur einer Stimme Mehrheit spricht sich die nationalrätliche Gesundheitskommission für eine attraktivere Passerelle von HF zu FH aus.

image

Clever statt teuer: Neue Wege für die Pflege

Die zweite Etappe der Pflegeinitiative lässt sich stemmen – auch ohne höhere Prämien oder mehr Steuergeld. Wenn man bereit ist, über den Tellerrand zu schauen. Denn der Staatshaushalt hätte Spielraum.

image

Wallis verleiht zum ersten Mal einen Pflegepreis

Die Pflegefachfrau Sonam Dreyer-Cornut ist die erste Preisträgerin, die vom Kanton ausgezeichnet worden ist. Sie arbeitet auch für «Ärzte ohne Grenzen».

image

Paraplegiker-Zentrum holt Pflege-Chefin vom USZ

Pascale Thüring wird Leiterin Pflege in Nottwil und damit auch Mitglied der Geschäftsleitung.