Weiteres Kantonsspital kündigt Entlassungen an

Auch das Kantonsspital Glarus sieht sich zu einschneidenden Massnahmen gezwungen, um ein zu erwartendes Finanzloch zu stopfen.

, 28. November 2023 um 08:37
image
Das Kantonsspital hat zu viele Betten und zu viele Mitarbeiter. | zvg
Für die Mitarbeitenden des Kantonsspitals Glarus ist es eine Hiobsbotschaft kurz vor Weihnachten. Denn das Spital sieht sich – wie jüngst das Kantonsspital St.Gallen – zu einschneidenden Sparmassnahmen gezwungen, um ein erwartetes Finanzloch von 13 Millionen Franken zu stopfen.
image
Stephanie Hackethal. | zvg
Stephanie Hackethal, Spitaldirektorin des Kantonsspitals Glarus, hat das Spitalpersonal in einem Brief über die prekäre Lage informiert, wie die Zeitung «Südostschweiz» am Dienstag berichtet.
Hauptgründe für das erwartete Defizit sind der Wegfall von Sondereinnahmen durch Covid, weniger stationäre Patienten, Lohnerhöhungen sowie die Teuerung.
Das Management prüft nun Massnahmen wie Investitionsstopp, Kapazitätsabbau und verstärkte Kooperationen im Gesundheitswesen.
Auch Entlassungen seien unvermeidlich, da die normale Fluktuation nicht ausreiche, so der Ausblick von Hackethal, der das Personal auf harte Zeiten einstimmt.
  • Abonnieren Sie unseren Newsletter: Damit Sie stets wissen, was im Schweizer Gesundheitswesen läuft.
Details zu den betroffenen Abteilungen und zum Umfang der Entlassungen stehen noch aus. Entscheidend wird die Verwaltungsratssitzung vom 14. Dezember, wo das Budget beraten wird. Die Mitarbeitenden werden spätestens am 19. Dezember über die aktuelle Situation informiert – kurz vor Weihnachten.

Inflationsdruck allenorten

Das KSGL beschäftigt knapp 700 Personen. Im vorletzten Jahr hatte es die Personalkosten um 1,85 Millionen Franken erhöht, im laufenden Jahr musste – auch angesichts des Fachkräftemangels – eine weitere Lohnsteigerung von 1,5 Millionen zugestanden werden. Insgesamt stieg die Lohnsumme um 7,7 Prozent: Bei der Pflege betrug die Erhöhung 14 Prozent der Lohnsumme, bei der Nicht-Pflege 3,8 Prozent.
Daher kündigte die Spitalleitung bereits im Frühjahr 2023 an, dass man für zwei Jahre mit negativen Jahresabschlüssen rechne. Ohne die Lohn-Massnahmen wäre jedoch der prognostizierte Schaden «noch weit grösser», so die Mitteilung damals.
Marietta Werder wechselt ans Kantonsspital Glarus: Die Geschäftsführerin von Zurzach Care wird ab Frühjahr 2024 COO, Departementsleiterin Medizinische Dienste und Mitglied der Geschäftsleitung.

  • spital
  • kantonsspital Glarus
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

image

«Ein grosses Stück Arbeit»: KSGL strebt schwarze Null an

Das Kantonsspital Glarus schrieb 2024 wieder bessere Zahlen, der Verlust wurde halbiert. Mit der Ein-Bettenhaus-Strategie, weniger Personal und einem breiten Massnahmenpaket soll die Erholung fortgesetzt werden.

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.