Spital Savognin setzt auf Saison-Betrieb

Von April bis November wird die Bettenstation geschlossen. Das chirurgische Angebot wird abgebaut. So der Plan.

, 20. September 2024 um 09:04
image
Im Winter gibt es Betrieb: Savognin mit dem Center da Sanadad im Februar (r.)  |  Bild: Roland Zumbühl / Wikimedia Commons
Der Verwaltungsrat des Center da Sanadad Savognin präsentierte der Bevölkerung in dieser Woche das Konzept, mit dem das örtliche Spital in die Zukunft geführt werden soll. Dabei stand – wie zuvor schon ansatzweise diskutiert – eine «Saison-Variante» im Vordergrund.
Das heisst: Die Bettenstation wird jeweils in den Frühlings-, Sommer- und Herbstmonaten geschlossen. Ab 2025 soll der Spitalbetrieb für stationäre Patienten nur noch von Dezember bis Ende März aufrechterhalten werden. Davor und danach werden die Patienten in andere Spitäler weitergeleitet.
Entsprechend gekürzt wird das chirurgische Angebot. Für Kardiologie, Urologie, Gynäkologie, Kindermedizin oder Orthopädie kommen Belegärzte zum Einsatz.
Die dritte Neuerung: Das Spital Savognin plant, den 24-Stunden-Notfalldienst nicht länger alleine zu betreiben – es sucht dafür Partner. Dafür seien bereits Gespräche mit dem Spital Thusis und dem KSGR im Gang, so Verwaltungsratspräsident Peder Cathomen laut dem «Bündner Tagblatt».
Im Hintergrund steht, dass das kleine Spital seine Betten kaum füllt: Weniger als 400 stationäre Patienten behandelte es im vergangenen Jahr, in der Hauptsaison seien durchschnittlich drei bis vier Patienten über Nacht im Spital gewesen, so der Jahresbericht 2023. Am Ende stand ein Verlust von knapp 1,7 Millionen Franken bei einem Gesamtumsatz von 10,8 Millionen Franken.
image
Grafik: Präsentation Center da Sanadad Savognin
Wie Direktorin Claudia Husmann an der Informationsveranstaltung in Savognin mitteilte, besteht auch in diesem Jahr eine Finanzierungslücke – sie liegt bei 1’994 Franken pro Fall.
Für das «Saisonspital» müssten nun neue Anstellungsmodelle gefunden werden, etwa eine Teilzeit-Anstellung, bei der die Arbeit in vier Monaten geleistet würde. Der Kanton habe dem Verwaltungsrat zugesichert, dass die Pläne gesetzeskonform seien und der Verbleib auf der Spitalliste möglich sei, so Cathomen laut dem BT weiter.
image
Grafik: Präsentation Center da Sanadad Savognin
Am Ende hätte die Bevölkerung der Standortgemeinde Surses im Center da Sanadad also einen Praxisbetrieb zur Sicherstellung der Grundversorgung; dies mit einem Praxis-OP für Infiltrationen und Wundversorgungen mitsamt lokalen und regionalen Anästhesien; ferner eine Notfallversorgung mittels Permanence-Versorgungsstruktur; sowie einen Tagesnotfall mit Walk-in-Sprechstunden.
Bei der Präsentation vor der Bevölkerung habe es aus dem Publikum ausschliesslich negative Rückmeldungen gegeben, meldet die «Bündner Zeitung»: «Alle Votanten wollen das Spital behalten», sagte der Gemeindepräsident von Surses; diese ist Mehrheitsaktionärin des Gesundheitszentrums.
Offenbar formiert sich denn auch schon Widerstand gegen die Pläne des Verwaltungsrats. Mittels Initiative dürfte die Idee vorgebracht werden, dass die Gemeinde die Defizite des Spitals künftig deckt.
Zur Präsentation des Verwaltungsrates

  • Welche Spitäler sollen weg? — Die Antworten. Sagen Sie uns, welche Spitäler schliessen könnten: Dies fragten wir jüngst. Das setzte Kritik («unseriös»), es gab kreativen Input («Inselspital») – und erstaunlich viele ernste Vorschläge.

  • Spitalkrise
  • spital
  • spital savognin
  • spital thusis
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

image

«Architektur kann zu Heilung beitragen»

Das neue Kinderspital Zürich wurde heute eingeweiht. Am 2. November nimmt es seinen Betrieb am neuen Standort auf.

Vom gleichen Autor

image

Villa im Park: Keine Entbindungen mehr

Die Privatklinik verzichtet auf den Leistungsauftrag Geburtshilfe – vor allen wegen Personalmangel, aber auch wegen sinkenden Geburtenzahlen.

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Neues Chirurgisches Zentrum am Zürichsee

Das Zentrum Seechirurgie richtet sich gezielt auf den Trend zum ambulanten Eingriff aus.