Neuenburg: Muss das Spital in La Chaux-de-Fonds jetzt doch schliessen?

Vor einigen Jahren beschlossen die Bürger, dass der Kanton Neuchâtel zwei Spitäler betreiben soll – nicht nur eines. Jetzt beginnt die Debatte erneut.

, 4. Dezember 2025 um 03:00
image
Die Zukunft des RHNe-Spitals La Chaux-de-Fonds ist fraglich  |  Bild: PD RHNe
Das Réseau hospitalier neuchâtelois (RHNe) hat seinen Fahrplan für die kommenden Jahre vorgestellt. Eine der vorgeschlagenen Veränderungen entfacht eine Debatte, die eigentlich längst beendet schien: Die Kantonsspital-Gruppe prüft die Möglichkeit, nur noch ein Akutspital beizubehalten.
Dieses könnte sich in Neuenburg oder in La Chaux-de-Fonds befinden. Oder es könnte auch – als dritte Variante – andernorts auf die grüne Wiese gestellt werden.
Heikel ist die Idee, weil sie im Widerspruch zu einer Volksabstimmung, die im Kanton als ziemlich dramatisch wahrgenommen wurde. Im Februar 2017 votierten die Neuenburger Bürger für die Beibehaltung von zwei Kantonsspitälern, wenngleich mit 53 Prozent eher knapp.
Die Leitung des Hôpital Neuchâtelois und die Kantonsregierung hatten geplant, das schwer defizitäre Spital in La Chaux-de-Fonds zu schliessen. Doch ein überparteiliches Bürgerkomittee unter Leitung eines Arztes startete die Volksinitiative «Für zwei unabhängige und komplementäre Spitäler» – und setzte sich durch. Nach der Abstimmungs-Schlappe trat der gesamte Verwaltungsrat der Neuenburger Spitäler zurück.

Angespannte Finanzen

Und jetzt? Für Philippe Eckert, den Präsidenten des RHNe, ist die geplante Reorganisation eine Antwort auf die kritische finanzielle Lage: «Wenn man zwei stationäre Standorte für die Akutpflege beibehalten will, besteht das Risiko, dass es in Neuenburg kein Kantonsspital mehr gibt – vor allem aus Mangel an Pflegepersonal, aber auch an Mitteln, um es zu finanzieren», warnte er am Dienstag an einer Pressekonferenz.
Die Zahlen sprechen in der Tat eine deutliche Sprache. Die Gruppe rechnet für das Jahr 2025 mit einem Defizit von 20 Millionen Franken, nachdem das Jahr 2024 bereits von hohen Verlusten geprägt war.
  • Die Neuenburger Spitalgruppe RHNe beendete 2024 mit höheren Verlusten als erwartet. Mit Strukturreformen soll das Ruder herumgerissen werden.
Im Mai erklärte das RHNe diese Schwierigkeiten insbesondere mit allgemeinen Entwicklungen des Gesundheitssystems. Erwähnt wurde etwa der Rückgang der stationären Fälle (rund 1'000 weniger von 2023 bis 2025) und die zunehmende Belegung von unterfinanzierten, aber personalintensiven Betten, deren Patienten auf eine Verlegung warten.

Bereits eingeleitete Strukturreformen

Schon in Mai erwähnte die RHNe-Leitung, dass eine Zusammenlegung von heute verstreuten Angeboten wie der Rehabilitation oder eine klarere Trennung von ambulanten und stationären Aktivitäten hilfreich wäre. «Das Ziel ist es, die Effizienz der heutigen Strukturen zu verbessern, indem der ambulante vom stationären Bereich getrennt wird», so Philippe Eckert damals.
Die nun enthüllte Strategie bestätigt diese Richtung – mit dem erklärten Ziel, bis 2030 jährlich 25 Millionen Euro einzusparen.

Weniger Betten, neuer Fokus

Das Netzwerk sieht einen Abbau der stationären Kapazitäten vor: Am Ende stünden 410 bis 420 Betten in La Chaux-de-Fonds und (Neuenburg-)Pourtalès – gegenüber 434 derzeit. Parallel dazu wird die Verteilung der Leistungen überdacht:
  • die geriatrische Rehabilitation würde näher an die Akutgeriatrie in La Chaux-de-Fonds herangeführt;
  • Der Standort Le Locle würde zu einem Zentrum für Patienten, die auf eine Einweisung warten oder eine Übergangspflege benötigen;
  • die spezialisierte Rehabilitation würde in Landeyeux zentralisiert.
Freilich: Schon das Schliessungs-Konzept von 2017 sah derartige Trennungen vor: Das Spital in La-Chaux-Fonds sollte nicht einfach geschlossen werden, sondern für 175 Millionen Franken in eine Reha-Klinik ungewandelt werden; auch eine Notfallstation wäre weiterbetrieben worden.

Bitte rasch

Der RHNe will auch die ambulante Versorgung stärker vernetzen, dabei stärker auf digitale Technologien setzen und die Arbeitsbedingungen verbessern. Bis 2030 sollen in Neuenburg und La Chaux-de-Fonds zwei ambulante Zentren entstehen. Sie würden durch ein Netz von Praxiszentren ergänzt, die über den ganzen Kanton verteilt sind. Diese Neuorganisation soll «die Nähe stärken, die Behandlungspfade verflüssigen und die Spitaldienste entlasten», so die Institution.
Die Szenarien werden in den nächsten Monaten mit dem kantonalen Gesundheitsdepartement vertieft – damit die Regierung eine Entscheidung treffen kann. Das RHNe ist der Ansicht, dass «eine schnelle Entscheidung» unerlässlich sei.

Interview mit Frédéric Mairy, dem zuständigen Neuenburger Staatsrat, in der Sendung «Forum» von RTS, 2. Dezember 2025.


  • RHNE
  • Neuenburg
  • akut
  • Spitalkrise
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

GZO Spital Wetzikon: «Wir können es machen. Es wird einfach ein bisschen enger»

Fast alle Trägergemeinden sagen klar Ja zu einem Rettungs-Beitrag für das notleidende Regionalspital in Wetzikon. Doch es gibt eine Ausnahme. Was bedeutet das?

image

Schaffhausen: Klares Ja für neues Spital

Auch die Bevölkerung von Schaffhausen zeigt, wie wichtig eine wohnortsnahe Spitalversorgung bleibt.

image

Erstes standortübergreifendes Lungentumorzentrum zertifiziert

Das KSW und die Spital Thurgau AG haben als erstes standortübergreifendes Lungentumorzentrum in der Schweiz die Zertifizierung der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) erhalten.

image

Gemeinde will dem Spital Savognin fix mit einer halben Million pro Jahr helfen

Sparmassnahmen wie ein Saisonbetrieb sind vom Tisch: Nun will die Gemeinde Surses dem Center da Sanadad Savognin unter die Arme greifen.

image

Spitäler halbieren Verlust – aber zwei Drittel bleiben im Minus

2024 reduzierten die Schweizer Spitäler ihren Verlust – nach 777 Millionen Franken im Vorjahr waren es nun 347 Millionen. Aber immer noch schreiben fast zwei Drittel der öffentlichen Kliniken rote Zahlen. Die Zahl der Ärzte stieg stärker als jene des Pflegepersonals.

image

Die Ärzte von Wetzikon stellen sich hinter das GZO Spital

Eine Schliessung des Spitals in Wetzikon würde für die Region einen irreparablen Verlust an Fachpersonal und Versorgungskapazität bedeuten.

Vom gleichen Autor

image

Westschweizer Apotheker werden zu häuslicher Gewalt bei Senioren geschult

Freiburg gehört nun auch zu den Westschweizer Kantonen, die ein Ausbildungsmodul für Apothekenpersonal anbieten, um ältere Opfer von häuslicher Gewalt besser betreuen zu können.

image

Waadt: Gesundheitsdirektorin Rebecca Ruiz tritt zurück

Die Vorsteherin des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Waadt hört nächstes Frühjahr auf – aus gesundheitlichen Gründen und mangels Rückhalt in der Partei.

image

Neue Generaldirektorin für die Clinique de La Source

Die Intensivmedizinerin Carlotta Bagna übernimmt im Januar 2026 die Leitung der Privatklinik in Lausanne