Spitäler halbieren Verlust – aber zwei Drittel bleiben im Minus

2024 reduzierten die Schweizer Spitäler ihren Verlust – nach 777 Millionen Franken im Vorjahr waren es nun 347 Millionen. Aber immer noch schreiben fast zwei Drittel der öffentlichen Kliniken rote Zahlen. Die Zahl der Ärzte stieg stärker als jene des Pflegepersonals.

, 25. November 2025 um 13:11
image
Die Zahl der Ärzte wuchs mit 2,7 Prozent stärker als die des Pflegepersonals (+1%). Pflegesituationen am USZ.  |  Bild: Daniel Winkler
Die Schweizer Spitäler senkten 2024 ihren Gesamtverlust auf 347 Millionen Franken – nach 777 Millionen Franken im Vorjahr. Das meldet das Bundesamt für Statistik (BFS). Grund dafür sind gestiegene Erträge: Sie legten um 3,6 Prozent auf 36,60 Milliarden Franken zu. Derweil wuchs Aufwand weniger, nämlich um 2,3 Prozent auf 36,95 Milliarden Franken.
Am Ende verzeichneten dennoch zwei Drittel der öffentlichen Spitäler (62 Prozent) und rund ein Drittel der Privatkliniken (37 Prozent) ein negatives Ergebnis.
Bei zwei von drei Betrieben verschlechterte sich die finanzielle Lage gegenüber 2023 sogar. Besonders der Lohnaufwand stieg mit plus 3 Prozent (660 Millionen Franken) deutlich; die Energieausgaben gingen nach dem starken Anstieg im Vorjahr (+37%) wieder leicht zurück (-2,7%).

Personalentwicklung

Insgesamt beschäftigten die Spitäler 189’008 Vollzeitäquivalente (+1,7%). Die Zahl der Ärzte (+2,7%) wuchs stärker als die des Pflegepersonals (+1%). In rund einem Drittel der Spitäler sank die Zahl der Pflegefachleute, in zehn Prozent blieb sie unverändert.
Gleichzeitig verfügte 13,4 Prozent des Pflegepersonals über keine formale Ausbildung – ein leichter Anstieg gegenüber 12,7 Prozent im Vorjahr.
Chef- und Assistenzärzte leisteten im Durchschnitt 2’340 Standardstunden, Pflegepersonal 2’100 Stunden – Werte, die sich in den letzten zehn Jahren kaum verändert haben.

Plus bei ambulanten Behandlungen

2024 wurden in der Schweiz über 1,5 Millionen Hospitalisierungen registriert. Zudem erhielten 4,4 Millionen Patienten ambulante Behandlungen, ein Plus von 2,3 Prozent. Am höchsten lagen die Hospitalisierungsraten in Basel-Stadt, Jura und Basel-Landschaft (209 Fälle pro 1’000 Einwohner), am niedrigsten in Nidwalden, Luzern und Obwalden (unter 145 pro 1’000).
Hauptursachen für Hospitalisierungen waren Erkrankungen des Muskel-Skelett- und Kreislaufsystems sowie Verletzungen, die zusammen 37 Prozent der Fälle ausmachten.

Geburten belasten Spitalbudgets

Bei den Geburten hängt die Rentabilität von Spitalleistungen stark von der Versicherung ab: Eine vaginale Geburt kostete 2024 durchschnittlich 7’149 Franken. Patientinnen ohne Zusatzversicherung verursachten dabei einen Verlust von 1’216 Franken, halbprivat oder privat Versicherte brachten Gewinn von 474 beziehungsweise 845 Franken.
Kaiserschnitte – 55 Prozent teurer als vaginale Geburten – verursachten bei Patientinnen ohne Zusatzversicherung einen Verlust von 1’965 Franken, während privat Versicherte der Klinik 2’065 Franken Gewinn brachten.

Neue Datengrundlage

Erstmals wurden die Spitalaufenthalte über die neue Datenerhebungsplattform SpiGes erfasst. Sie soll den Datenaustausch zwischen Spitälern und weiteren Nutzenden verbessern und die Bundesstatistik zu Spitalleistungen erweitern – ein wichtiger Schritt hin zum «Once-Only-Prinzip».
  • bfs
  • privatkliniken
  • pflegefachleute
  • ärzte
  • akut
  • Spitalkrise
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Spital Männedorf will sich Zukunft mit Mietwohnungen sichern

Das Spital baut eine Villa um und vermietet sie an Gutbetuchte. Die Mieteinnahmen gehören zur Finanzstrategie.

image

Freiburger Spital: Neues Tarifsystem belastet Budget

Die Kantonsspitalgruppe HFR rechnet im kommenden Jahr mit einem Defizit von 25,6 Millionen Franken.

image

Neue Zuversicht bei Gesundheit Mittelbünden

Nächstes Jahr soll das Defizit um etwa ein Drittel kleiner sein als in diesem Jahr. Die Personalfluktuation sank deutlich. Die Massnahmen des Frühjahrs zeigten bereits Wirkung.

image

BFS: Zahl privater Spitex-Anbieter erreicht Rekordwert

Die Zahl privater Spitex-Anbieter erreichte 2024 einen neuen Höchststand: 844 gewinnorientierte Unternehmen leisten immer mehr Pflegestunden, während gemeinnützige Organisationen Marktanteile verlieren.

image

Wie gelingt die Spitalreform? Ein Dok-Film sucht Antworten.

Von Wetzikon über Biel bis ins Jura: Der SRF-Film «Spitäler in Not» thematisiert das Gesundheitswesen – und zieht den Vergleich zu Dänemark.

image

Die neue CEO des Spitals Bülach kommt vom Basler Universitätsspital

Sabrina Gänsbacher wird im Juni die Nachfolgerin von Doris Benz im Spital Bülach.

Vom gleichen Autor

image

Swissmedic schreibt Verlust und streicht Stellen

Bei Swissmedic sollen in den nächsten zwei Jahren rund 45 Vollzeitstellen gestrichen werden. Hintergrund sind ein Millionen-Defizit im Jahr 2024 und erwartete Verluste in den kommenden Jahren.

image

Lungenliga Schweiz: Martin Reist wird Direktor

Martin Reist tritt seine neue Position im Februar an und folgt damit auf Christoph Rohrer, der die Organisation ad interim führt.

image

Spital Thusis baut Pneumologie- und Schlafsprechstunden aus

Wegen der grossen Nachfrage werden die Sprechstunden für Pneumologie und Schlafmedizin am Spital Thusis ab 2026 erweitert.