Spitäler in Not: H+ fordert eine umgehende Tariferhöhung

Neue Zahlen zur Unterfinanzierung – Der Spitalverband will, dass obendrein neue Vorgaben speziell abgegolten werden.  

, 23. September 2024 um 09:06
image
Anerkannt, aber bringt auch massive Mehrkosten: Demo für konsequente Umsetzung der Pflegeinitiative (Basel, Mai 2022) | Bild: Unia
Die Schweizer Akutspitäler erreichten im letzten Jahr eine durchschnittliche Betriebsgewinn-Marge von 2,5 Prozent. Damit sind sie weit entfernt vom Wert, der für eine nachhaltige Finanzierung nötig wäre. Auch die Rehakliniken (mit durchschnittlich 5,5 Prozent Ebitda-Marge) und die Psychiatrien (4,2 Prozent) lagen unter den Zielwerten, wenngleich weniger deutlich.
Dies besagt eine Auswertung des Vereins Spitalbenchmark, die etwa neun von zehn Spitalbetrieben im Land erfasste. In der Folge sind auch die Eigenkapitalreserven der Spitäler auf einem Tiefsstand und nähern sich dem (als notwendig erachteten) Minimum von 30 Prozent an.
Kurz: Was seit gut zwei Jahren immer klarer spürbar wurde, zeigt nun die neue Auswertung des Vereins Spitalbenchmark definitiv – die Schweizer Spitäler können sich mit ihren Einnahmen nicht langfristig überleben. «Wenn keine sofortigen Anpassungen erfolgen, wird die Finanzlage der Spitäler unweigerlich zu einer Einschränkung des Versorgungsangebots führen, aber auch den Druck auf das Personal erhöhen», kommentiert Anne-Geneviève Bütikofer, die Direktorin des Spitalverbands Hplus, die Zahlen: «Die Kantone wären gezwungen, teure Rettungsaktionen durchzuführen, um das Angebot aufrechtzuerhalten.»
Das Problem ist bekannt und wurde hier schon oft beschrieben: Die Tarife decken die Kosten zu wenig. Auf der anderen Seite verschärfte sich die Lage in den letzten zwei Jahren durch eine allgemein Teuerung – sowie durch einen massiven Lohndruck wegen des Personalmangels.
«Die Spitäler stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand», resümiert Anne-Geneviève Bütikofer und verlangt nach «zukunftsfähigen Finanzierungslösungen».
  • Verein Spitalbenchmark, Finanzkennzahlen der Schweizer Spitäler, Daten 2021-2023. September 2024.
Konkret sei eine sofortige Tariferhöhung um 5 Prozent notwendig, damit die Unterfinanzierung und die Folgen der Teuerung zumindest teilweise aufgefangen werden können. Zudem sollten die ambulanten Tarife in den kommenden vier Jahren Schritt für Schritt um 15 Prozent erhöht werden. Nur so würden die realen Kosten gedeckt.
Obendrein verlangt der Spitalverband, dass neue Vorgaben der Politik auch fair abgegolten werden – beispielsweisen Aufgaben in der Digitalisierung oder neue Qualitätsvorgaben. Und er erinnert daran, dass die nächste Etappe der Umsetzung der Pflegeinitiative für die Spitäler und Kliniken Mehrkosten in der Höhe von mehreren hundert Millionen Franken pro Jahr zur Folge hätten.

  • spital
  • Spitalkrise
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Zürcher Krankenhäuser und Versicherer haben sich geeinigt

Nun ist ein jahrelanger Streit beendet: Die Zürcher Spitäler vereinbaren mit Helsana, Sanitas und KPT einen Taxpunktwert von 93 Rappen - ein Kompromiss.

image

Balgrist-Team behandelt im Spital Männedorf

Das Spital Männedorf hat eine neue Klinik für Orthopädie und Traumatologie. Das Team kommt vom Balgrist.

image

Solothurner Spitäler: Bericht zu CEO-Lohn bleibt vorerst geheim

Noch ist unklar, ob Zusatzzahlungen an den Ex-Chef der Solothurner Spitäler rechtens waren. Der Bericht dazu ist da - aber nicht öffentlich.

image

Kispi wegen «Riesenfete» kritisiert – doch die Köche arbeiten gratis

Das überschuldete Kinderspital Zürich feiere seinen Neubau mit einem Michelin-Sternkoch, schreibt ein Online-Medium provokativ.

image

Weitere Umstrukturierung bei Hirslanden – Thomas Bührer in die Konzernleitung

Die Spitalgruppe schafft intern eine neue «Region Mittelland». Damit sollen die Versorgerregionen auch näher an der Konzernleitung sein.

image

«Architektur kann zu Heilung beitragen»

Das neue Kinderspital Zürich wurde heute eingeweiht. Am 2. November nimmt es seinen Betrieb am neuen Standort auf.

Vom gleichen Autor

image

Villa im Park: Keine Entbindungen mehr

Die Privatklinik verzichtet auf den Leistungsauftrag Geburtshilfe – vor allen wegen Personalmangel, aber auch wegen sinkenden Geburtenzahlen.

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Neues Chirurgisches Zentrum am Zürichsee

Das Zentrum Seechirurgie richtet sich gezielt auf den Trend zum ambulanten Eingriff aus.