Kaderärzte besorgt über «Hire-and-Fire»-Methoden

Nach den jüngsten Entlassungen sind Gräben zwischen den gewinnorientierten Spitaldirektionen und den Ärzten aufgebrochen. Nun schlagen die Kaderärzte Alarm: Bewährte Versorgungsstrukturen würden aufs Spiel gesetzt.

, 21. Juni 2016 um 13:59
image
  • ärzte
  • spital
  • arbeitswelt
  • vlss
In den Kantonen Basel-Stadt (hierhier), Bern (hier) und Graubünden sind unlängst Chefärzte mit lauten Nebengeräuschen entlassen worden. Dies sind Einzelfälle, aber sie mehren sich. «Die Anzahl juristischer Auseinandersetzungen zwischen ärztlicher und administrativer Leitung in Spitälern nimmt zu», scheibt der Verein der Leitenden Spitalärzte der Schweiz (VLSS) in einer Mitteilung
Die Verwerfungen zwischen CEOs und Kaderärzten beruhe nicht nur auf mangelndem gegenseitigen Verständnis. Vielmehr sei ein eigentlicher Kulturwandel in den Spitaldirektionen zu beobachten. 
Kaderärztinnen und Kaderärzte müssten nach ergebnisabhängigen Vergütungssystemen praktizieren und die von den Spitalleitungen budgetierten Gewinne erwirtschaften. Falls sie diese strategische Ausrichtung nicht mittrügen, drohe die Entlassung, so der Verein. 

Mehr Besonnenheit gefordert

Die medizinische Qualität eines Spitals sei vielfach eng mit dem Namen der Chef- und Kaderärzte verbunden und könne nicht von heute auf morgen ersetzt werden. Allfällige Entlassungen seien darum sorgfältig vorzubereiten und nicht aus kurzfristigen Überlegungen vorzunehmen. 
Der VLSS ruft zu mehr Besonnenheit auf. Spitalleitungen und Verwaltungsräte sollten sich ihrer zentralen Rolle für die Aufrechterhaltung der Qualität in der stationären Versorgung wieder stärker bewusst werden. Ansonsten drohten freiwillige Abgänge von Kaderärzten in die Arztpraxis, in die Industrie und in die Verwaltung.
Der Verein der Leitenden Spitalärztinnen und -ärzte der Schweiz (VLSS) vertritt die Interessen von rund 1'200 in der Schweiz tätigen Kaderärztinnen und Kaderärzte (Chefärzte und Leitende Ärzte und Ärztinnen). Die Zahl der Mitglieder nimmt laufend zu. Seit dem Jahr 2006 ist der VLSS Basisorganisation der FMH. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Pflege: Erste Klinik führt 37-Stunden-Woche ein

Das Sanatorium Kilchberg erhofft sich vom Stundenabbau im Schichtdienst stabilere Teams – und weniger offene Stellen.

image

Innovative Kinderradiologie am Kantonsspital Baden

Das Kantonsspital Baden setzt in seinem Neubau neue Massstäbe in der patientenfreundlichen Versorgung von Kindern und Jugendlichen. Die Kinderradiologie bietet ein breites Spektrum an diagnostischen und therapeutischen Leistungen und arbeitet eng mit anderen Fachbereichen zusammen.

image

Teilzeit im Spital: Flexibilität ist alles – bei der Kinderbetreuung

Teilzeitarbeit ist längst ein zentraler Faktor für Spitäler und Gesundheitsbetriebe. Mit weitreichenden Folgen.

image

HUG: Sieben Entlassungen wegen sexuellen Fehlverhaltens

Nach dem RTS-Film zu Missständen im Westschweizer Spitälern blieb eine neue #MeToo-Welle zwar aus. Das Genfer Unispital HUG zieht dennoch Konsequenzen.

image

«Unsere Pflegekräfte sollen von der Umstellung profitieren»

Glen George, der Präsident der Vereinigung Zürcher Privatkliniken, erläutert den «Temporär-Stopp» im Kanton Zürich. Es sei denkbar, «dass dieser Schritt langfristig flächendeckend umgesetzt wird.»

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.