Schweizer Assistenzärzte: Viele Ruhetage, aber geringe Work-Life-Balance

Eine Studie zeigt: Im europäischen Vergleich haben Schweizer Assistenzärzte zwar mit am meisten Ruhetage pro Monat – zugleich klagen sie überdurchschnittlich oft über ihre Work-Life-Balance.

, 12. Dezember 2025 um 05:11
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Symbolbild: Unsplash
Schweizer Assistenzärzte gehören zu denjenigen in Europa, die mit acht bis neun Ruhetagen pro Monat vergleichsweise viele Erholungszeit haben. Gleichzeitig liegt die Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance in der Schweiz deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Das besagt die REST-JD-Studie der European Junior Doctors Association (EJD), an der auch der VSAO beteiligt war.
Europaweit arbeiten Juniorärzte durchschnittlich 57 Stunden pro Woche – 17 Stunden über dem vertraglichen Pensum und fast 9 Stunden über der EU-Grenze von 48 Stunden.
Zwei Drittel überschreiten die gesetzlich erlaubten Arbeitszeiten, fast ein Drittel sogar 70 Stunden oder mehr.
In der Schweiz arbeiten Assistentärzte durchschnittlich 55 Stunden pro Woche.
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VSAO
88 Prozent der europäischen Assistenzärzte leisten Mehrarbeit, davon 69 Prozent unbezahlt. Nacht- und Langschichten gehören für viele zum Berufsalltag: 73 Prozent arbeiten Nachtshifts, 62 Prozent 24-Stunden-Schichten, 70 Prozent Schichten über 13 Stunden.

Schweiz im Vergleich

Bei den Arbeitszeiten liegt die Schweiz im europäischen Mittelfeld. Auffällig ist jedoch die hohe Unzufriedenheit mit der Work-Life-Balance. Mehr als die Hälfte der Befragten gibt an, die gesetzlich vorgeschriebenen vier Wochen Urlaub nicht nehmen zu können.
Am höchsten ist die Arbeitsbelastung in den chirurgischen Fachrichtungen.
Die Studie empfiehlt Massnahmen auf EU-, nationaler und institutioneller Ebene: Arbeitszeiten überwachen, sichere Schichtpläne einführen, Ruhezeiten garantieren und die mentale Gesundheit der Juniorärzte stärken.

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REST-JD-Studie

  • Insgesamt nahmen 6165 Juniorärzte aus 26 europäischen Ländern an der Befragung teil, wobei die Daten von 5831 Personen aus 19 Ländern analysiert wurden. Die durchschnittliche Teilnehmerin/der Teilnehmer war 29 Jahre alt.
  • Die Gruppe war überwiegend weiblich (61%), 38% männlich und 1% nicht-binär/andere.
  • 80% der Befragten befanden sich in den ersten vier Jahren der Facharztausbildung.
  • Fast die Hälfte der Befragten (49%) war in klinischen Fachrichtungen, 29% in chirurgischen, 13% in der Grundversorgung tätig.

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