Arnold Kohler, der bisherige Chefarzt Chirurgie der Spitäler fmi AG, wurde vom Verwaltungsrat abgesetzt. Dies meldete das
«Thuner Tagblatt»; der Zeitung war ein Mail zugespielt worden, in dem sich ärztliche Kollegen «betroffen und schockiert» über diesen Schritt zeigten. «Ein solch folgenschwerer Entscheid lässt sich nach unserem Wissensstand in keiner Weise nachvollziehen.»
Kohler hatte seit über zwei Jahrzehnten am Spital in Interlaken gearbeitet, so von 1994 bis 2006 als Chefarzt für Viszeral- und Gefässchirurgie, danach mit dem Titel des Chefarztes Chirurgie.
Angebot für Belegarzt-Tätigkeit
Dass «aufgrund von Meinungsverschiedenheiten ein solches Vorgehen gewählt wurde», sei bedauerlich, zumal Kohler die Patienten «hoch kompetent und mit grösstem Einsatz erfolgreich behandelt hat». Die FMI-Ärzte erwarten nun vom Verwaltungsrat «sehr rasch Informationen zu seinen Plänen in Bezug auf das Weiterführen der chirurgischen Klinik und des Notfallbetriebs.»
Der Verwaltungsrat bestätigte die Trennung: Der Schritt habe nichts mit Kohlers fachlichen Qualifikationen zu tun, sagte Präsident Robert Zaugg in einem
Interview mit der «Jungfrau Zeitung». «Wir würden uns wünschen, dass er weiterhin bei uns als Belegarzt tätig ist. Wir haben ihm ein entsprechendes Angebot unterbreitet und er denkt darüber nach.»
Die
Spitäler fmi AG versorgt ein Einzugsgebiet mit etwa 65'000 Menschen im Berner Oberland. Sie hat rund 1000 Angestellte und betreibt in Interlaken und Frutigen je ein Akutspital inklusive psychiatrische Dienste sowie in Meiringen ein Gesundheitszentrum.
Als Grund für die Kündigung nannte Zaugg Differenzen über «die strategische Ausrichtung des Spitals». Man habe gemerkt, «dass sich die Sichtweisen über die zukünftige Ausrichtung der Chirurgie massgeblich unterscheiden. Somit mussten wir uns als Arbeitgeber schweren Herzens für den jetzigen Schritt entscheiden.»
«Wir stehen hinter der Chirurgie»
Kein Thema sei es, die Chirurgie in Interlaken aufzulösen: «Das Gegenteil ist der Fall», so Zaugg: «Wir stehen sehr hinter der Chirugie, sie ist ein sehr wichtiger Teil den wir eher noch ausbauen wollen.» Die strategischen Entwicklungen hätten längerfristig zwar Auswirkungen auf die Chirurgie und das gesamte Spital, verriet Zaugg weiter. «Aber es wird keine grösseren Umstrukturierungen geben und auch keine Fusionierungen mit anderen Spitälern.»
Ein Vakuum gebe es nicht, die FMI-Spitäler «haben eine funktionierende Chirurgie mit ausgezeichneten Fachleuten und eine Notfallstation.» Aber man sei jetzt natürlich auf der Suche nach einem Nachfolger als Chefärztin oder Chefarzt.