Deshalb lassen Spitäler keine Drohnen mehr fliegen

Die Schweizer Spitäler haben ihre Drohnentransport-Projekte begraben. Nur das Labor Risch fliegt noch.

, 5. Dezember 2024 um 05:53
letzte Aktualisierung: 7. Februar 2025 um 08:32
image
Die Drohne des Labors Dr.Risch: Sie dockt am Fenster an und kann dann be- oder entladen werden. | Screenshot (siehe auch Film weiter unten).
Es gab in den Schweizer Spitälern schon viele Versuche mit Transportdrohnen – alle blieben ohne grossen Erfolg. Die Drohnen brachten keine wesentlichen Vorteile. Vor allem waren die Flüge aufwendig. Es brauchte drei Personen pro Flug, je eine für Start- und Landeplatz sowie den Operator. Dazu kamen Checklisten und Verpackungen, was die Vorbereitungszeit oft auf mehr als 20 Minuten erhöhte.
In Zürich fielen 2019 sogar innerhalb kurzer Zeit zwei Drohnen vom Himmel. Eine davon landete samt der mitgeführten Blutprobe auf dem Grund des Zürichsees und konnte erst viel später geborgen werden.
Das Universitätsspital Zürich (USZ) hat sein Drohnen-Projekt 2022 eingestellt. Zurzeit plant das USZ keine Wiederaufnahme, wie Mediensprecher Moritz Suter mitteilt.
Auch das Berner Inselspital führte einst Probeflüge durch, bei dem Laborproben per Drohne zwischen dem Spital Tiefenau und dem Zentrallabor am Universitätsspital Bern transportiert wurden. Das Spital Tiefenau ist mittlerweile geschlossen, und die Drohnenflüge kamen nie über das Versuchsstadium hinaus.

In Basel Flugverbot

Das Universitätsspital Basel (USB) machte gar nie einen praktischen Versuch mit Drohnen: «Unser Velokurier reicht völlig aus», sagte Mediensprecher Nicolas Drechsler einst gegenüber Medinside. Zwar hat das Spital die Drohnen-Transporte einmal geprüft. Doch weil sich das Spital in der Flugverbotszone des Euro-Airports befindet, wurden solche Pläne schnell wieder verworfen.
So genannte «Kleinmengentransporte» – also Blut- und Gewebeproben oder auch Samenspenden – werden in Basel per Velo zwischen dem Campus und den Aussenliegenschaften ausgeführt. «Dieses System ist flexibel und umweltfreundlich», lobte Nicolas Drechsler. Und vor allem auch genügend schnell.

Labor hat neue Drohne

Einzig das Labor Dr. Risch setzt immer noch auf Drohnen-Transporte. Bereits 2022, als die Spitäler ihre Flüge aufgegeben haben, setzte das Labor-Unternehmen zu einem erneuten Versuch an. Bei der Risch-Gruppe kommt eine Drohne zum Einsatz, die am Fenster andocken kann.
Damals, sagt heute Herbert Weirather, CEO der Drohnen-Firma Jedsy, habe man einiges gelernt und nun eine verbesserte Drohne entwickelt. «Wichtig zu wissen war zum Beispiel, dass sich kleinere Personen schwertaten, die Drohne zu be- und entladen. Die neue Drohne ist nun kleiner und leichter.
Derzeit mache das Labor derzeit täglich bis zu 8 Flüge, sagt Martin Risch, CEO Dr. Risch, gegenüber Medinside. Im Durchschnitt seien es 35 bis 45 Flüge pro Woche. Die Anzahl sei unter anderem vom Wetter abhängig.

Schweiz zu klein für Drohnen

Hingegen dürften sich an Schweizer Spitäler auch in Zukunft keine Drohnen-Kuriere durchsetzen: Das sagte der Drohnen-Fan und ETH-Professor Roland Siegwart bereits vor vier Jahren. In der Schweiz mit ihrem dichten Spitalnetz hätten Drohnen keinen grossen Nutzen, sagte der Robotik-Experte.

Versuch in Passau

Anders ist es in abgelegeneren Gebieten: Die deutsche Universität Passau arbeitet derzeit an einem Projekt, das Drohnen für den Transport von Laborproben praktisch testet. Ein mögliches Einsatzgebiet wären Notfallproben aus Praxen in ländlichen Regionen.
Für den Projektleiter Tomas Sauer ist aber klar: «Es ist noch ein weiter Weg bis zum realistischen Einsatz dieses Transportmittels.» Zu viele Regeln schränken Drohnenflüge ein.

  • trends
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Hospital-at-Home kommt ans linke Zürichseeufer

Ab sofort können Patienten am linken Zürichseeufer über das See-Spital Horgen, die Hospital at Home AG und die Spitex Horgen-Oberrieden zu Hause statt im Spital behandelt werden.

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Erstmals sind mehr Kinder über- als untergewichtig

Es gibt immer weniger Kinder, die unterernährt sind – dafür immer mehr, die zu viel essen. Auch in der Schweiz. Das zeigt der neuste Uno-Bericht.

image

Deutschland: Drogerieriese drängt in Gesundheitsvorsorge

Die Drogeriekette DM bietet neu auch Gesundheitsservices an. Der Konzern arbeitet mit professionellen Partnern – Fachärzte äussern Kritik.

image

«Im Gesundheitswesen braucht es Visionen statt Pflästerlipolitik»

Andreas Kistler über wirtschaftliche Zwänge, sinnentleerte administrative Aufgaben und die Entstehung von immer mehr Tätigkeiten, die keinen direkten Nutzen für Patienten stiften.

Vom gleichen Autor

image

Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

image

Datenleck bei Hirslanden Zürich: Es war menschliches Fehlverhalten - kein IT-Problem

Ein Hirslanden-Belegarzt gab seine Login-Daten zu den Patientenakten weiter. Die Zugriffsrechte von Belegärzten seien aber kein grundsätzliches Problem, betont der Hirslanden-Sprecher.

image

Lindenhof gibt Spitalstandort Engeried auf

Grosser Umbau in der Berner Lindenhofgruppe: Im Engeried gibt es künftig nur noch ambulante Radiologie und Arztpraxen. Der Rest wird an den Lindenhof und an den Sonnenhof verlegt.