Ist das die Lösung für den Transport von Laborproben?

Bisher scheiterten viele Versuche mit Transportdrohnen. Doch die Laborgruppe Dr. Risch versucht es nun erneut.

, 7. Dezember 2022 um 15:38
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Die neue Drohne kann am Fenster andocken. | zvg
Es gab in der Schweiz schon viele Versuche mit Transportdrohnen – ohne grossen Erfolg. Doch nun setzt ein Labor-Unternehmen erneut zu einem Versuch an. Bei der Risch-Gruppe kommt eine Drohne zum Einsatz, die am Fenster andocken kann. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL) hat gemäss der Medienmitteilung des Unternehmens die erste Flugroute vom Labor in Vaduz zum Labor in Buchs SG bereits genehmigt.

In 60 Sekunden in der Luft

Die Drohne wird Laborproben zwischen den beiden Standorten transportieren. «Stehen die Kurierfahrzeuge im Stau oder sind sie in den Stosszeiten unterwegs, verzögert sich der geplante Tagesablauf rund um die Analyse und die ärztliche Diagnose,» erklärt Martin Risch, CEO der Risch-Gruppe.
Mit der Drohne will Risch einen noch besseren Service bieten. Das Be- und Entladen der Drohne dauere nur wenige Sekunden und sei bei jedem Wetter vom Fenster aus möglich. Die Dockingstation lädt zudem den Akku der Drohne auf, sodass das Fluggerät jederzeit einsatzbereit und innerhalb von 60 Sekunden in der Luft sei.

Flugerfahrung in Afrika

Der so genannte Segler sei deutlich leiser als Multikopter. Der Betreiber verfolgt per Livestream den Flugverlauf der Drohne, sobald sie sich aber dem Gebäude nähert, wird die Umgebung mit Ausnahme der Dockingstation unscharf gezeichnet, damit die Privatsphäre gewahrt bleibt.
Ob der regelmässige Drohnentransport von Vaduz nach Buchs tatsächlich funktioniert und eine Zeitersparnis bringt, ist noch offen. Flugerfahrung hat die Drohne bisher erst im südostafrikanischen Bundesstaat Malawi gesammelt. «Dort wurden im Rahmen des UNICEF-Drohnenkorridors 5’000 Flüge durchgeführt», erklärt Herbert Weirather, CEO der Drohnen-Firma Jedsy. Die Drohnen liefern dort Medikamente in Gesundheitszentren.

Bisher keine grosse Vorteile

In der Schweiz brachten Versuche mit Drohnen bisher jedoch keine wesentlichen Vorteile. Vor allem waren die Flüge aufwendig. Es brauchte drei Personen pro Flug, je eine für Start- und Landeplatz sowie den Operator. Dazu kamen Checklisten und Verpackungen, was die Vorbereitungszeit oft auf mehr als 20 Minuten erhöhte.
Das soll laut den Betreibern mit der neuen Drohne alles wegfallen. Weirather glaubt, dass schon ab 2024 das gesamte Gesundheitssystem schneller und kosteneffizienter per Drohnenlieferungen versorgt werden könne.

Effizienter mit Drohne?

Dass die Schweiz nicht Malawi ist, zeigte sich bereits in bisherigen Drohnen-Versuchen deutlich. Denn in der Schweiz sind andere Transportmittel genauso effizient wie Drohnen. Es fragt sich auch, ob der Zeitgewinn von ein paar Minuten bei Laborproben tatsächlich ein überzeugendes Argument ist.
Schon eher ein Argument – allerdings gegen Drohnen – könnte die Absturzgefahr sein. In Zürich fielen innerhalb weniger Monate zwei Drohnen vom Himmel. Eine davon landete samt der mitgeführten Blutprobe auf dem Grund des Zürichsees und konnte erst viel später geborgen werden.
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