Die Gesundheit Mittelbünden verkleinert ihr Spital Thusis. Sie will damit die finanzielle Belastung für die 24 Trägergemeinden verringern. Das hat einschneidende Konsequenzen: Die seit Sommer 2024 vorübergehend geschlossene Geburtshilfe wird nicht wieder geöffnet. Ersatz bieten künftig ein gynäkologisches Angebot und Hebammensprechstunden.
Eine Fortführung des bisherigen Spitalbetriebs haben die Delegierten der beteiligten Gemeinden zwar diskutiert, dann aber verworfen, und zwar aufgrund des Personalmangels, der hohen finanziellen Belastung und der Versorgungsstrategie des Kantons.
Kantonsspital reicht für Geburtshilfe
Die vom Kanton eingeholte KPMG-Studie empfahl laut der Mitteilung des Spital «dringend eine Reduktion des Leistungsumfangs». Für die Geburtshilfe reiche das Kantonsspital Graubünden.
Künftig folgt die Gesundheit Mittelbünden der kantonalen Versorgungsstrategie und der Empfehlung der Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC), welche eine schnelle Reduktion empfehlen.
«Ein schweizweiter Vergleich zeigt, dass Regionalspitäler, die sich jetzt anpassen und transformieren, gute Chancen haben, in Zukunft weiterhin eine moderne Grundversorgung zu bieten und gleichzeitig möglichst wirtschaftlich zu bestehen», erklärt Werner Natter, Präsident der Gesundheitsversorgungsregion Albula/Viamala. Bis Ende Jahr sollen die Änderungen deshalb vollzogen sein.
Weil die Geburtshilfe wegfällt, sinken die hohen Kosten für Vorhalteleistungen der Trägergemeinden. Die weitere Grundversorgung, insbesondere des Basispakets Chirurgie und Innere Medizin mit Notfallstation, soll dafür gestärkt werden.
Zudem will das Spital
- Partnerschaften mit anderen Spitälern, Gesundheitsorganisationen und spezialisierten Einrichtungen eingehen;
- innovative Konzepte wie Flying Doctors, Telemedizinangebote und weitere moderne Gesundheitslösungen prüfen;
- das Netzwerk mit ansässigen Hausärztinnen und Hausärzten stärken.
Neuer Direktor kommt aus der Region
Das umstrukturierte Spital soll der neue CEO Sandro Pirovino leiten. Er übernimmt im Mai 2025 diesen Posten von Marco Oesch. Dieser übernahm die Direktorenstelle
erst vor einem Jahr.
Er verlasse die Organisation nach «erfolgreicher Zusammenarbeit im Einvernehmen», betonen die Verantwortlichen. «Marco Oesch hat die Gesundheit Mittelbünden in einer entscheidenden Phase geprägt», würdigte Stiftungsratspräsident Christian Rathgeb die Leistungen Oeschs.
Sandro Pirovino, bisher COO, hat die Neuausrichtung des Spitals mit einem interdisziplinären Team erarbeitet. Der 31-Jährige ist in der Region Heinzenberg-Domleschg aufgewachsen, hat eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und war in den vergangenen Jahren bereits Projektleiter im Spital Thusis.
Chronik eines angeschlagenen Spitals
Ende März wurde bekannt, dass
der Verlust der Trägerstiftung Gesundheit Mittelbünden mit 8,2 Millionen Franken massiv über dem Budget liegt.
Eine «Taskforce Sanierung» wurde eingesetzt. Das Ziel: die Effizienz zu steigern, wobei die Angebotsstrategie kritisch hinterfragt werde.
Externe Berater der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC)
untersuchten den Spitalbetrieb.