Thusis: Künftig ohne Geburtshilfe, dafür mit neuem Direktor

Das Spital Thusis schliesst seine Geburtshilfe definitiv. Das numehr verkleinerte Spital erhält nach nur einem Jahr einen neuen CEO.

, 19. März 2025 um 13:35
image
Sandro Pirovino, bisher COO des Spitals, wird der neue CEO. | PD
Die Gesundheit Mittelbünden verkleinert ihr Spital Thusis. Sie will damit die finanzielle Belastung für die 24 Trägergemeinden verringern. Das hat einschneidende Konsequenzen: Die seit Sommer 2024 vorübergehend geschlossene Geburtshilfe wird nicht wieder geöffnet. Ersatz bieten künftig ein gynäkologisches Angebot und Hebammensprechstunden.
Eine Fortführung des bisherigen Spitalbetriebs haben die Delegierten der beteiligten Gemeinden zwar diskutiert, dann aber verworfen, und zwar aufgrund des Personalmangels, der hohen finanziellen Belastung und der Versorgungsstrategie des Kantons.

Kantonsspital reicht für Geburtshilfe

Die vom Kanton eingeholte KPMG-Studie empfahl laut der Mitteilung des Spital «dringend eine Reduktion des Leistungsumfangs». Für die Geburtshilfe reiche das Kantonsspital Graubünden.
Künftig folgt die Gesundheit Mittelbünden der kantonalen Versorgungsstrategie und der Empfehlung der Experten der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC), welche eine schnelle Reduktion empfehlen.
«Ein schweizweiter Vergleich zeigt, dass Regionalspitäler, die sich jetzt anpassen und transformieren, gute Chancen haben, in Zukunft weiterhin eine moderne Grundversorgung zu bieten und gleichzeitig möglichst wirtschaftlich zu bestehen», erklärt Werner Natter, Präsident der Gesundheitsversorgungsregion Albula/Viamala. Bis Ende Jahr sollen die Änderungen deshalb vollzogen sein.
Weil die Geburtshilfe wegfällt, sinken die hohen Kosten für Vorhalteleistungen der Trägergemeinden. Die weitere Grundversorgung, insbesondere des Basispakets Chirurgie und Innere Medizin mit Notfallstation, soll dafür gestärkt werden.
Zudem will das Spital
  • Partnerschaften mit anderen Spitälern, Gesundheitsorganisationen und spezialisierten Einrichtungen eingehen;
  • innovative Konzepte wie Flying Doctors, Telemedizinangebote und weitere moderne Gesundheitslösungen prüfen;
  • das Netzwerk mit ansässigen Hausärztinnen und Hausärzten stärken.

Neuer Direktor kommt aus der Region

Das umstrukturierte Spital soll der neue CEO Sandro Pirovino leiten. Er übernimmt im Mai 2025 diesen Posten von Marco Oesch. Dieser übernahm die Direktorenstelle erst vor einem Jahr.
Er verlasse die Organisation nach «erfolgreicher Zusammenarbeit im Einvernehmen», betonen die Verantwortlichen. «Marco Oesch hat die Gesundheit Mittelbünden in einer entscheidenden Phase geprägt», würdigte Stiftungsratspräsident Christian Rathgeb die Leistungen Oeschs.
Sandro Pirovino, bisher COO, hat die Neuausrichtung des Spitals mit einem interdisziplinären Team erarbeitet. Der 31-Jährige ist in der Region Heinzenberg-Domleschg aufgewachsen, hat eine betriebswirtschaftliche Ausbildung und war in den vergangenen Jahren bereits Projektleiter im Spital Thusis.

Chronik eines angeschlagenen Spitals

Ende März wurde bekannt, dass der Verlust der Trägerstiftung Gesundheit Mittelbünden mit 8,2 Millionen Franken massiv über dem Budget liegt.
Eine «Taskforce Sanierung» wurde eingesetzt. Das Ziel: die Effizienz zu steigern, wobei die Angebotsstrategie kritisch hinterfragt werde.
Externe Berater der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers (PwC) untersuchten den Spitalbetrieb.
Vergangenen Juli schloss die Geburtenabteilung – damals vermeintlich nur vorübergehend.
Im September entschieden sich die Trägergemeinden und die Leitung der Stiftung Gesundheit Mittelbünden: Sie wollen das bestehende Versorgungsangebot retten.
Vor vier Monaten budgetierte das Spital nochmals einen deutlichen Verlust von 7,7 Millionen Franken.

  • akut
  • spital thusis
  • graubünden
  • personelles
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Neuenburg: Muss das Spital in La Chaux-de-Fonds jetzt doch schliessen?

Vor einigen Jahren beschlossen die Bürger, dass der Kanton Neuchâtel zwei Spitäler betreiben soll – nicht nur eines. Jetzt beginnt die Debatte erneut.

image

Gutachten für die IV: Spitäler haben wenig Interesse

Es wäre eine lukrative Tätigkeit, IV-Gutachten zu erstellen. Doch die meisten Spitäler wollen nicht.

image

Intensivmediziner wechselt von Luzern nach Stans

Christian Brunner ist neuer Leiter der Intensivmedizin am Spital Nidwalden.

image

Stefan Lichtensteiger wird CEO der Winterthurer Psychiatrie

Nach einem halben Jahr als zwischenzeitlicher Direktor ist er definitiv ernannt worden: Der ehemalige Chef des St. Galler Kantonsspitals leitet nun die IPW.

image

KSGL: Alexander Penssler wird CEO

Alexander Penssler übernimmt die Leitung des Kantonsspitals Glarus von Stephanie Hackethal. Bislang leitete er die Integrierte Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland.

image

H+ strukturiert Geschäftsbereich Tarife neu

Der Spitalverband H+ trennt die stationären und ambulanten Tarifthemen künftig in zwei Abteilungen. Roger Scherrer übernimmt per 1. Juni 2026 die Leitung des Geschäftsbereichs und wird Mitglied der Geschäftsleitung.

Vom gleichen Autor

image

Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

image

Darum haben Dermatologie-Kliniken so grossen Erfolg

Die Zahl der dermatologischen Kliniken wächst schnell. Die Gründe für den Erfolg von Skinmed, Delc, Dermis und DKZ.

image

Krankenkasse kritisiert starke Zunahme der Computer-Tomographien

Letztes Jahr wurde bei etwa sieben Prozent der Bevölkerung mindestens eine CT des Rumpfes durchgeführt. Die Helsana ist besorgt über diese Zahlen.