Engadin: SGO bereitet sich auf «Worst Case»-Szenario vor

Das Spital Oberengadin bereitet seine Schliessung vor – für den Fall, dass seine Trägergemeinden die befristete Übergangsfinanzierung ablehnen. Ersatzweise würden KSGR und Klinik Gut einspringen.

, 21. Oktober 2025 um 10:57
image
SGO Stiftungsratspräsidentin Selina Nicolay: Bild: zvg
Die Gesundheitsversorgung im Oberengadin steht vor einer entscheidenden Weichenstellung: Am 4. November und 14. Dezember 2025 stimmen die elf Gemeinden der Region über eine befristete Übergangsfinanzierung für das Spital in Samedan ab.
Ohne die Zustimmung der Gemeinden droht der Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO) im schlimmsten Fall die Zahlungsunfähigkeit.
Die SGO beantragt von den elf Trägergemeinden eine Finanzierung von 50,8 Millionen Franken für die Jahre 2026 und 2027. Die Vereinbarung regelt sowohl das Leistungsangebot als auch die Finanzierung des Spitals. Wird sie nicht von allen Gemeinden angenommen, endet die bisherige Vereinbarung ersatzlos Ende 2025. «Ohne die neue Leistungsvereinbarung wäre die SGO innerhalb kurzer Zeit zahlungsunfähig», betont Stiftungsratspräsidentin Selina Nicolay in einer Medienmitteilung. In diesem Fall müsste der Stiftungsrat die Aufsichtsbehörden um Nachlassstundung oder sogar Konkurs bitten.

Worst-Case-Szenario

Um die Gemeinden auf alle Eventualitäten vorzubereiten, hat die SGO bereits einen möglichen Sanierungsplan vorgelegt. Dieser sieht vor, dass das Spital im Fall einer Ablehnung der Vorlage geordnet geschlossen wird.
Teile des Leistungsangebots würden von der Klinik Gut AG mit Unterstützung des Kantonsspitals Graubünden (KSGR) übernommen. Alterszentren, Spitex und Beratungsstellen würden in eine neue Betriebsorganisation überführt, während die Weiterführung der Geburtshilfe einer gesonderten Abstimmung bedürfte. Auch die Spital- und Personalhäuser würden in die Nachlass- bzw. Konkursmasse überführt.
«Wir tragen Verantwortung, auch schwierige Szenarien vorzudenken, damit die Versorgung der Region gesichert bleibt», erklärt Nicolay.
Hugo Keune, CEO des KSGR, ergänzt: «Als Zentrumsspital behandeln wir bereits viele Patienten aus dem Oberengadin. Es ist klar, dass wir uns auch im Falle eines Neins engagiert um die Gesundheitsversorgung der Region kümmern.» Silvan Breitenmoser, CEO der Klinik Gut, nennt mögliche Modelle: So könnte die stationäre Versorgung und der Notfall 24/7 an einem Standort gebündelt werden, während an einem zweiten Standort ein ambulantes Zentrum inklusive Permanence betrieben wird. Die ambulanten Leistungen könnten dabei von verschiedenen Anbietern wie der Klinik Gut, KSGR und Hausärzten erbracht werden.

FDP und SVP kritisch

Die SGO-Vorlage ist politisch umstritten. Die FDP Oberengadin-Bregaglia hat sich klar gegen die Zwischenfinanzierung ausgesprochen. Ein Nein soll der Stiftung Druck machen und einen strukturellen Neustart ermöglichen, ohne die Versorgung zu gefährden. Auch die SVP Oberengadin betont, dass ein Nein nicht automatisch eine Schliessung des Spitals bedeute. Rechtlich und organisatorisch gäbe es Möglichkeiten, den Betrieb geordnet fortzuführen.

  • Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin erneuert Führungsgremien Mit einem Chief Nursing Officer erhält die Pflege wieder eine Stimme in der Geschäftsleitung. Auch an der Spitze des Stiftungsrates gibt es Wechsel.
  • SGO: 51 Millionen für 2 Jahre – oder es droht das Aus Die Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin beantragt von den elf Trägergemeinden insgesamt 50,8 Millionen Franken. Sagt eine Gemeinde Nein, steht der Weiterbetrieb des Spitals in Samedan auf der Kippe.

  • SGO
  • spital oberengadin
  • KSGR
  • Klinik Gut
  • graubünden
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Thusis: Neues Ambulatorium für Pneumologie und Schlafmedizin

Das Spital Thusis setzt auf Belegärzte und eröffnet ein Ambulatorium für Pneumologie und Schlafmedizin unter Leitung von Lorenzo Cirri.

image

KSGR bringt ambulante Leistungen ins Zentrum von Chur

Mitten in Chur nimmt das Kantonsspital Graubünden Anfang September 2025 ein Zentrum für ambulante Medizin in Betrieb.

image

Chefarzt bleibt Region Mittelbünden erhalten

Nach fast zwei Jahrzehnten am Spital Thusis tritt Dirk Mewes in den Ruhestand – bleibt der Region aber als Belegarzt verbunden.

image

Oberengadin: Rochaden an der Spitze

Die Gesundheitsversorgung Oberengadin engagiert den ehemaligen CEO des Spitals Thusis und einen Pflegeexperten der Klinik Gut.

image

Spital Samedan: Fusion mit KSGR gescheitert – aber nicht vom Tisch

Das Nein zum Zusammenschluss mit dem Kantonsspital Graubünden war kein Nein zur Zusammenarbeit: Die Gemeinden hinter dem Spital Samedan suchen ein neues Fusionsprojekt.

image

Hochgebirgsklinik Davos hat neue Co-Chefärztin

Tsogyal Latshang wechselt vom Kantonsspital Graubünden an die Rehaklinik in Davos.

Vom gleichen Autor

image

Nach Nullrunde: KSA, KSB und PDGA erhöhen Löhne 2026

Die Angestellten der Kantonsspitäler Aarau und Baden sowie der Psychiatrischen Dienste Aargau erhalten 2026 wieder mehr Lohn. Die Lohnsumme wird um 1,2 Prozent erhöht.

image

Antibiotikaresistenzen: Bund will Spitäler besser rüsten

In jedem zweiten Spital fehlt ein vollständiges Programm zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen. Der Bund kündigt verstärkte Unterstützung beim Aufbau entsprechender Massnahmen an.

image

Zwei Professoren für Palliative Care am Bethesda Spital

Am Bethesda Spital Basel arbeiten erstmals zwei Professoren der Palliative Care Seite an Seite: Christopher Böhlke wurde zum Titularprofessor der Universität Basel ernannt und ergänzt damit das Team um Chefarzt Jan Gärtner.