Spital Davos weist für 2017 Rekordverlust aus

Das Defizit summiert sich auf über 5 Millionen Franken. Nun soll eine neue, vom Kantonsspital Graubünden stammende Führungscrew das Spital Davos wieder auf Kurs bringen.

, 2. Mai 2018 um 14:46
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Über mehrere Jahre hinweg konnte das Spital Davos die Zahl der stationären Behandlungen konstant auf einem Niveau von 2'300 Fällen halten. 2017 war damit Schluss - die stationären Fälle sanken von 2'290 auf 2'025. Die ambulanten Behandlungen gingen sogar von 42'593 auf 38'055 zurück. 
Ein Grund für den Einbruch war der schneearme Winter, der zu einem Ertragsausfall von 3 Millionen Franken führte. Zusammen mit dem strukturellen Defizit von rund 2 Millionen Franken resultiert fürs Geschäftsjahr 2017 ein Verlust von 5,1 Millionen Franken. Es ist das höchste Defizit der 2012 gegründeten gemeindeeigenen Spital Davos AG. 

Personalaufwand rückläufig

Spitalleitung und Verwaltungsrat haben mit verschiedenen Massnahmen versucht, auf den negativen Trend zu reagieren. So wurden unter anderem die Bettenzahl reduziert und saisonal angepasst, Stellenpläne wurden flexibler gestaltet und Räume umgenutzt. Der Bereich Informatik wurde weitgehend ans Kantonsspital Graubünden ausgelagert. 
Auf die Gesamtkosten hatte das kaum Auswirkungen: Der Personalaufwand ist zwar um 0,8 Millionen Franken gesunken. Der Sachaufwand ist dagegen um die gleiche Summe gestiegen.  
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Kooperation mit Kantonsspital Graubünden

«Die gegenwärtige Entwicklung macht deutlich, dass operative Optimierungen nicht ausreichen, um nachhaltig wesentliche Ergebnisverbesserungen zu erzielen», schreibt die Spitalleitung in einer Mitteilung. Sie hatte bereits im Februar eine Neupositionierung angekündigt. 
Dazu werden Kooperationsgespräche mit dem Kantonsspital Graubünden geführt. «Gespräche sind im Gang und auf gutem Weg», heisst es. Die Partnerschaft soll primär dazu dienen, die stark schwankende Nachfrage nach stationären Leistungen abzufedern. Bereits wurde Marco Oesch, der stellvertretende GL-Vorsitzende des Kantonsspitals Graubünden, als interimistischer CEO nach Davos entsandt (hier). 

Neuer Verwaltungsrat

Die Strategie soll mit neuem Führungspersonal umgesetzt werden. Der bisherige Verwaltungsrat der Spital Davos AG ist an der Generalversammlung vom 2. Mai 2018 nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Neu stammt die Hälfte des Verwaltungsrats vom Kantonsspital Graubünden. Als neuer Verwaltungsratspräsident wurde der Davoser Landammann Tarzisius Caviezel gewählt. 
Der Verwaltungsrat der Spital Davos AG setzt sich neu so zusammen:

  • Tarzisius Caviezel, Landammann, Gemeinde Davos (Präsident)
  • Arnold Bachmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung, Kantonsspital Graubünden
  • Adrian Bisig, Präsident Bündner Ärzteverein und Facharzt Allgemeine Innere Medizin
  • Thomas Fehr, Ärztlicher Direktor, Chefarzt und Departementsleiter Innere Medizin, Kantonsspital Graubünden
  • Monica von Toggenburg, Departementsleiterin Pflege und Fachsupport, Kantonsspital Graubünden
  • Beat Villiger, Senior Consultant Medical Health Center & Clinic, Bad Ragaz

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