Kantonsspital Aarau: Ein «verhaltenes Plus» im letzten Geschäftsjahr

Das KSA verbuchte einen kleinen Gewinn von 1,5 Millionen Franken – leicht weniger als im Jahr davor. Eine höhere Baserate sei nötig, findet die Geschäftsleitung.

, 5. Mai 2017 um 12:55
image
  • spital
  • jahresabschluss 2016
In einem Spital müssten die ambulanten Fälle stärker zunehmen als die stationären. Im Kantonsspital Aarau (KSA) ist das der Fall. Im stationären Bereich verzeichnete das Spital letztes Jahr eine Zunahme der Patienten von 1,1 Prozent. Die ambulanten Leistungen nahmen um 5,8 Prozent zu.
Also steht in der Medienmitteilung wörtlich: «Somit konnte der Forderung nach vermehrt ambulant durchgeführten Leistungen entsprochen werden». 2016 seien erstmals auch in ausgewählten Bereichen der Kardiologie und Onkologie komplexe Fälle ambulant therapiert worden.
Folgerichtig ist also der Case-Mix-Index leicht zurückgegangen: Er sank von 1,167 auf 1,140.

«Ein verhaltenes Plus»

«Wir schliessen dieses Jahr mit einem verhaltenen Plus ab», wird Konrad Widmer im Communiqué zitiert; er ist seit gut einem Jahr Verwaltungsratspräsident der Kantonsspital Aarau AG. Der Überschuss beläuft sich auf 1.5 Millionen Franken, was gegenüber dem Vorjahr einen leichten Rückgang bedeutet.
image
Zur Erinnerung: 2014 hatte das Spital einen Verlust von 30 Millionen Franken geschrieben, was für grosse politische Aufregung sorgte im Aargau. Nach diversen Spar- und Umstruktrierungsschritten ergab sich 2015 dann wieder ein Gewinn von 2 Millionen Franken.
Nun zeigt sich, dass die Refinanzierungskraft des KSA à la longue vielleicht wirklich erschwert ist. Bei einem Betriebsertrag von 619 Millionen Franken betrug der Ebitda letztes Jahr 36 Millionen Franken – die Marge betrug also 5,8 Prozent.
In seiner Mitteilung zum Abschluss weist die Geschäftsleitung darauf hin, dass das KSA mit der neuen tieferen Baserate von 9700 Franken zu den günstigsten Zentrumsspitälern der Schweiz gehöre. Mit der ständigen Verfügbarkeit hochspezialisierter Fachteams zu jeder Tages- und Nachtzeit werde das KSA zu tief entschädigt.

SVP versus KSA

In die Schlagzeilen geriet das KSA dieser Tage, weil die kantonale SVP die gesamte Geschäftsleistung auswechseln möchte: So fordert es SVP-Fraktionschef Jean-Pierre Gallati in einer Interpellation. Das Spital sei nicht in der Lage, anstehende Investitionen aus eigener Kraft zu stemmen. Das Management soll auf eine private Gesellschaft übertragen werden, so die Forderung der SVP. 

Zum Jahresbericht 2016 des Kantonsspitals Aarau

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

image

LUKS Gruppe baut Verwaltungsrat um

Elsi Meier, Giatgen A. Spinas und Pauline de Vos verlassen das Gremium. Die Nachfolge-Suche hat bereits begonnen.

Vom gleichen Autor

image

Palliative Care: «Wir brauchen nicht mehr Betten in Spitälern, aber in Hospizen»

Renate Gurtner Vontobel, die ehemalige Geschäftsführerin von Palliative.ch, blickt auf ihre fünfeinhalbjährige Amtszeit zurück.

image

«Kritiker der Komplementärmedizin haben eine zu einseitige Sicht»

SP-Ständerätin Franziska Roth kritisiert im Interview die Haltung von Gegnern der Komplementärmedizin. Sie verkennen den Wert der ärztlichen Expertise.

image

Physiotherapie: Die Stolpersteine im Tarifstreit

Wie weiter im Tarifstreit in der Physiobranche? Die Frage ist: Welcher Streit – jener über die Tarifstruktur oder jener über den Preis?