Auch für 70 Zürcher Ärztinnen und Ärzte gilt neu «42+4»

Drei Stadtzürcher Gesundheitsinstitutionen wechseln das System und testen die 42-Stunden-Woche mit 4 Stunden Weiterbildung.

, 28. August 2024 um 13:48
image
Zürich will prüfen, was es für Auswirkungen hat, wenn Assistenzärzte weniger arbeiten  |  Bild: Milad Fakurian auf Unsplash
Die wöchentliche Arbeitszeit für Stadtzürcher Assistenzärzte und -ärztinnen sinkt ab Oktober. Und zwar probeweise in drei Kliniken des Stadtspitals Zürich, in den Gesundheitszentren für das Alter und bei den Städtischen Gesundheitsdiensten.
Neu müssen die betroffenen Angestellten nur noch 42 statt 50 Stunden arbeiten. Dazu kommen noch 4 Stunden strukturierte Weiterbildung, die als Arbeitszeit angerechnet wird. Insgesamt können rund 70 Angestellte von dieser Senkung profitieren, ohne dass ihnen der Lohn gekürzt wird.
Der Versuch wurde aufgrund eines politischen Vorstosses im Stadtparlament gestartet. Die Stadt will auswerten, wie sich das neue Modell auf die Arbeitszufriedenheit und die Abläufe im Betrieb auswirkt, etwa bei der Optimierung der Dienstplanung, der Überprüfung von Schnittstellen und der Reduktion administrativer Aufgaben.

Zeit soll effizienter genutzt werden

Geprüft werde auch, ob das Modell für den Schichtbetrieb taugt, heisst es in der Mitteilung aus dem Gesundheits- und Umweltdepartement. Es brauche einfachere administrative Abläufe und mehr digitale Lösungen, damit die Ärztinnen und Ärzte mehr Zeit für die klinische Arbeit haben.
Die Stadt will auch ein System zur separaten Erfassung und Verwaltung der strukturierten Weiterbildungsstunden entwickeln, damit die praktische Umsetzung klappt.

Versuch «mit bestehenden Ressourcen»

Für den Pilotversuch gibt es derzeit nicht mehr Geld oder Personal. Die finanziellen Auswirkungen der Arbeitszeitreduktion werden aber ausgewertet und fliessen in die geplante Totalrevision des Assistenzärztinnen- und -ärztereglements ein, die bis 2027 abgeschlossen sein soll.

Auf der USZ-Intensivmedizin gilt «42+4» definitiv

Das Universitätsspital Zürich (USZ) hat bereits 2022 – als Pilotversuch – am Institut für Intensivmedizin die Arbeitszeit seiner Assistenzärztinnen und -ärzte auf 42+4 Stunden reduziert; im vergangenen Jahr wurde dies dann dauerhaft eingeführt. Medinside berichtete hier darüber.
Das Modell wird von den Assistenzärztinnen und -ärzten geschätzt. Und es hat positive Auswirkungen: Trotz wenig verfügbaren Fachkräften habe das Institut für Intensivmedizin keine Nachwuchsprobleme mehr, heisst es beim USZ.

  • Der Preis der Bürokratie in den Spitälern: Könnte man den täglichen Papierkram in Medizin und Pflege um nur eine Stunde senken, so würde die Arbeitskraft von über 3000 Ärzten und 9000 Pflege-Profis frei. Eine Rechnung.

  • ärzte
  • Stadtspital Zürich
  • arbeitszeiten
  • WEITERBILDUNG
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

KSGR: Frauenklinik führt 4-Tage-Woche ein

Die Frauenklinik Fontana des Kantonsspitals Graubünden führt eine 4-Tage-Woche ein: 42 Stunden werden auf vier Tage verteilt, das Gehalt bleibt unverändert. Andere Spitäler sehen das Modell skeptisch.

image

Offener Brief Nummer 2: Junge Ärzte verlieren die Geduld

Nach einem frustrierenden Treffen zum Stau beim SIWF kritisiert der VSAO die FMH-Spitze scharf. Der Verband fordert rasche Notmassnahmen – und findet, dass sonst der Bund eingreifen muss.

image

Pharmagelder 2024: Zuwendungen an Schweizer Ärzte steigen leicht

2024 erhielten Ärzte, Spitäler und Fachgesellschaften zusammen 262 Millionen Franken – 16 Millionen mehr als im Jahr davor.

image

Lehre mit Herz und KI: Der SGAIM Teaching Award 2025 geht nach St. Gallen

Simone Krähenmann zeigt, wie moderne Medizinlehre digitale Tools nutzen kann – doch zentral bleiben nahbare Ausbildner mit Begeisterung. Dafür wird sie mit dem SGAIM Teaching Award 2025 geehrt.

image

KI-Power mit Medinside: Online-Kurs zu Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen

Entdecken Sie neue Chancen – mit unserer Schulung zur Künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen. In 2 x 90 Minuten zeigen wir Ihnen, wie Sie KI sicher und effektiv einsetzen.

image

«Manche haben unrealistische Erwartungen an die Schweiz»

Die Schweiz erscheint für viele ausländische Ärzte als Traumland. Was es braucht, damit der Jobwechsel gelingt, erklären die Ärztevermittler Francesca und Jan Saner.

Vom gleichen Autor

image

Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

image

Datenleck bei Hirslanden Zürich: Es war menschliches Fehlverhalten - kein IT-Problem

Ein Hirslanden-Belegarzt gab seine Login-Daten zu den Patientenakten weiter. Die Zugriffsrechte von Belegärzten seien aber kein grundsätzliches Problem, betont der Hirslanden-Sprecher.

image

Lindenhof gibt Spitalstandort Engeried auf

Grosser Umbau in der Berner Lindenhofgruppe: Im Engeried gibt es künftig nur noch ambulante Radiologie und Arztpraxen. Der Rest wird an den Lindenhof und an den Sonnenhof verlegt.