Arbeitszeiten: Auch das KSW strebt das 42+4-Modell an

Das Kantonsspital Winterthur plant, die Arbeitszeiten zu reduzieren – und sucht Einspar-Möglichkeiten im bürokratischen Bereich.

, 11. September 2024 um 08:11
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Bild: PD KSW
Insbesondere in den Spitälern des Kantons Zürich ist das Arbeitszeitmodell 42+4 zum Dauerthema geworden: In diversen Institutionen und Abteilungen arbeiten die Assistenzärzte bereits in einer 42-Stunden-Woche plus 4 Stunden Weiterbildung.
«Zieht das KSW mit?»: Diese Frage stellte denn auch der «Landbote» in einem Interview mit dem neuen Direktor des Kantonsspitals Winterthur, Guido Speck. Die Antwort: «Ja.» Es folgte freilich ein Aber: «Wir werden die Arbeitszeiten schrittweise reduzieren. Unsere Lösung wird gerade von der Gesundheitsdirektion geprüft. Was ich schon verraten kann: Wir gehen nicht ab Januar 2025 auf diese 46 Stunden runter. Das wäre nicht möglich. Dafür würden uns das Personal und das Geld fehlen.»
Man suche nach Lösungen, wie sich die 8 Prozent an Arbeitsleistung kompensieren lässt, die bei der Einführung des Modells wegfällt – «ohne dass ich mehr Assistenzärztinnen und -ärzte brauche, die es einfach gar nicht gibt.»
Deshalb prüft die KSW-Leitung derzeit mit der Assistenzärzteschaft, wo sich insbesondere der administrativen Aufwand senken liesse.
Dass die Leute in Winterthur trotz einer offiziellen 50-Stunden-Woche viel mehr arbeiten, bestreitet Guideo Speck: «Ich habe auch schon gehört, dass man an anderen Orten sagt: „Stempel dich aus und dann kannst du weiteroperieren.“ Aber nicht am KSW. Wenn dem so wäre, würde ich eingreifen. Da müssen wir uns an die gesetzlichen Bestimmungen halten.»

«Eine gewisse Spannung»

In der Pflege wiederum habe sein Haus bereits proaktiv die Löhne erhöht und die Weiterbildung gefördert. «Das war sicher notwendig», so Speck im «Landbote»-Interview mit Verweis auf die Pflegeinitiative. «Jetzt muss aber auch die Politik ihren Beitrag leisten. Man muss schon sehen: Einerseits werden die Tarife gedeckelt, andererseits fordert man Lohnerhöhungen, kürzere Arbeitszeiten und mehr. Das führt zu einer gewissen Spannung.»
Das KSW erlitt im letzten Jahr fast 50 Millionen Franken Verlust. Dennoch äusserte Speck die Absicht, bis 2026 wieder in die Schwarzen Zahlen zu kommen: «Wir hoffen, dass da nicht noch weitere Forderungen nach Lohnerhöhungen und Stundenreduktionen kommen. Wenn die Tarife nicht steigen, wird es sonst schwierig. Dann steigen auch die Prämien. Aber es wird nicht anders gehen. 70 Prozent der Kosten eines Akutspitals sind Personalkosten. Wir sind vor allem Menschen, die Menschen behandeln. Wir können nicht alles mit Automatisierung und neuen Technologien kompensieren.»
  • Assistenzärzte: Immer noch zu wenig Zeit für Weiterbildung.

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