Dass die Spitäler personell immer enger dran sind und mittlerweile Betten oder gar ganze Stationen schliessen müssen: Es ist ein allzu bekannter Prozess. Für die Experten ist auch klar, dass wir es da mit einer grundsätzlichen und stetigen Entwicklung zu tun haben – einer Entwicklung, welche die Qualität der Versorgung ernsthaft bedrohen wird.
Christian Schär, der Präsident des Verbands Zürcher Krankenhäuser VZK, findet nun, dass Klein-Klein nicht mehr genügt: «Die jungen Leute wollen nicht ihr Leben lang im Drei-Schicht-System und an sieben Tagen die Woche arbeiten», sagte er in einem
Interview mit dem «Tages-Anzeiger»: «Wir müssen das zur Kenntnis nehmen und von der Pflästerlipolitik zum grossen Wurf wechseln.»
Dieser Wurf beginnt laut Schär nicht einfach bei HR-Fragen oder bei Dienstplänen. Sondern die Spitäler müssten viel radikaler auf die ambulante Versorgung umstellen. Denn das ist nicht nur günstiger – sondern vor allem erfordert es keinen Schichtbetrieb.
«In den Niederlanden werden heute 70 Prozent der chirurgischen Eingriffe ambulant durchgeführt, in Frankreich 50 Prozent», rechnet Schär im 'Tagi' vor: «In der Schweiz sind es lediglich 30 Prozent. Wenn wir so viel wie möglich ambulant behandeln, werden wir den Fachkräftemangel massiv entschärfen.» Im übrigen habe dies auch qualitativ positive Nebenwirkungen.
Das Wichtigste sei jedoch, dass die Ambulantisierung den Fachkräftemangel entschärft, weil sie weniger Drei-Schicht-Betrieb benötigt.
Der Druck in diese Richtung sei bislang einfach zuwenig stark gewesen. Bislang habe man sich stark mit ausländischen Fachkräften behelfen können – doch das habe künftig Grenzen. «Wenn wir jetzt den Wechsel nicht schaffen, können wir das hohe Niveau unserer Gesundheitsversorgung nicht mehr aufrechterhalten.»