Spitalkrise? Thurmed bezahlt sogar Dividenden

Die Thurgauer Kantonsspital-Gruppe durchlebt zwar ebenfalls ein schwierige Zeit. Sie kann aber immer noch einen namhaften Gewinn vermelden.

, 13. Mai 2024 um 07:24
image
Thurmed-Standorte Kantonsspital Frauenfeld, Kantonsspital Münsterlingen, Klinik St. Katharinental, Psychiatrische Klinik Münsterlingen  |  Bilder: PD
Die Thurmed-Gruppe – zu der die Spital Thurgau AG mit den Akutspitälern in Frauenfeld und Münsterlingen gehört – erzielte im vergangenen Jahr einen Gewinn von 7,6 Millionen Franken; im Vorjahr waren es deutlich mehr gewesen, nämlich 23,9 Millionen Franken.
Allerdings fällt das Thurgauer Unternehmen durch Ebitda-Marge von 8,5 Prozent auf. Es liegt damit zwar auch unter der «magischen» 10-Prozent-Grenze, aber klar besser als fast alle vergleichbaren Häuser.
Mit 34’300 stationären Austritten lagen die Patientenzahlen der Thurmed-Spitäler leicht tiefer. Dabei legten die Psychiatrie sowie die Rehabilitationsklinik St. Katharinental in Diessenhofen zu, während in den Akut-Kantonsspitälern Frauenfeld und Münsterlingen ein leichter Rückgang erfolgte. Unterm Strich ergab sich dennoch ein Umsatzanstieg um 3,6 Prozent auf 747 Millionen Franken.

Höhere Personalkosten

Grundsätzlich stellen sich auch im Thurgau dieselben Probleme wie in allen Spitalbetrieben der Schweiz: auf der einen Seite deutlich höheren Lohnausgaben (der Personalaufwand stieg um 7,5 Prozent), auf der anderen Seite unveränderte Tarife. Folglich verbuchte die Die Spital Thurgau AG – also die Spital-Tochter der Thurmed-Gruppe – das schwächste Ergebnis seit Einführung der neuen Spitalfinanzierung 2012 (abgesehen vom Corona-Jahr 2020); sie schrieb 2023 ein Defizit von 1,1 Millionen Franken, nachdem der Gewinn im Vorjahr noch 14 Millionen betragen hatte.
Mit anderen Worten: Der Gewinn resultierte aus anderen Tochtergesellschaften der Thurmed-Gruppe, etwa der Spitalpharmazie mit der Campusapotheke, der Radiologie, den Praxen in Weinfelden und Stein am Rhein sowie der Venenklinik in Kreuzlingen.

Wir bezahlen Steuern!

«Viele Spitäler müssen denn auch von den Kantonen ausser Plan zusatzfinanziert oder gar gerettet werden», resümiert der Verwaltungsrat: «Dies ist im Thurgau auch auf absehbare Zeit nicht notwendig. Im Gegenteil: Als eine der ganz wenigen Spitalgruppen in öffentlicher Hand zahlt die Thurmed Gruppe auch im schlechten Jahr 2023 Steuern (CHF 2,5 Mio.) und überweist dem Kanton als Eigentümer eine Dividende (CHF 1,5 Mio.).»
Das Management erklärt dies unter anderem mit der klaren Trennung zwischen politischen Rahmenbedingungen (Gesetzgeber), Eigentümerschaft (Regierung) und strategischer, sowie operativer Unternehmensführung, die im Thurgau seit inzwischen 25 Jahren gilt: «Auf diesen Rahmenbedingungen ermöglichte das jahrelange unternehmerische Management, das ebenso lange, intensive Engagement von Kader und Mitarbeitenden, die gute interne Zusammenarbeit und der haushälterische Umgang mit den Mitteln das vorliegende Resultat.»
Thurmed: Zum Jahresbericht 2023
Die Spital Thurgau AG wurde im Dezember 1999 gegründet. Dabei wurden vier öffentlich-rechtliche Standorte in einer AG verselbstständigt – die Kantonsspitäler Frauenfeld und Münsterlingen, die Psychiatrischen Dienste Thurgau und die Reha-Klinik St. Katharinental.

  • spital
  • thurmed gruppe
  • Spitalkrise
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Weniger Regionalpolitik, mehr Tech: Wie das Spital neu gedacht werden soll

H+ will das Ende von Spitaltraditionen. Mit einer PwC-Studie skizziert der Verband ein Krankenhaussystem, das sich von regionaler Politik und bisheriger Planung verabschiedet – und zehntausende Stellen einspart.

image

Spitäler halbieren Verlust – aber zwei Drittel bleiben im Minus

2024 reduzierten die Schweizer Spitäler ihren Verlust – nach 777 Millionen Franken im Vorjahr waren es nun 347 Millionen. Aber immer noch schreiben fast zwei Drittel der öffentlichen Kliniken rote Zahlen. Die Zahl der Ärzte stieg stärker als jene des Pflegepersonals.

image

GZO Spital Wetzikon: Querschüsse vor der Abstimmung

Offenbar kritisiert die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli kurz vor der Abstimmung mangelnde Transparenz der Spitalleitung und bekräftigt: Unterstützung vom Kanton gibt es nicht.

image

Freiburger Spital: Neues Tarifsystem belastet Budget

Die Kantonsspitalgruppe HFR rechnet im kommenden Jahr mit einem Defizit von 25,6 Millionen Franken.

image

Neue Zuversicht bei Gesundheit Mittelbünden

Nächstes Jahr soll das Defizit um etwa ein Drittel kleiner sein als in diesem Jahr. Die Personalfluktuation sank deutlich. Die Massnahmen des Frühjahrs zeigten bereits Wirkung.

image

Wie gelingt die Spitalreform? Ein Dok-Film sucht Antworten.

Von Wetzikon über Biel bis ins Jura: Der SRF-Film «Spitäler in Not» thematisiert das Gesundheitswesen – und zieht den Vergleich zu Dänemark.

Vom gleichen Autor

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.

image

Notfall: Warum die Bagatellgebühr verpufft – und was stattdessen nötig wäre

Kurz vor der Nationalratsdebatte warnen die Notfallmediziner vor den «Bagatellgebühr»-Ideen. Sie schlagen vier konkrete Alternativen vor.