Hospital@Heim: Spitalgruppe schafft virtuelle Stationen für Pflegeheime

Zurück in die Pflegeeinrichtung statt auf Station: In Deutschland will die Asklepios-Gruppe einen Teil der Akutversorgung per Telemedizin in die Heime verlagern.

, 30. Oktober 2024 um 06:16
letzte Aktualisierung: 9. Januar 2025 um 05:31
image
Symbolbild: Medinside (KI, made mit Midjourney)
Die Asklepios Klinikgruppe plant ein Projekt, bei dem «virtuelle Krankenhausstationen» eingerichtet werden – quasi in oder für Pflegeheime. Das heisst: Wenn ein Bewohner solch einer Einrichtung notfallmässig in ein Asklepios-Akutspital gelangt, kommt er nach der Erstversorgung nicht auf die Station, sondern zurück in die Pflegeeinrichtung. Dort wird er per Telemedizin vom Asklepios-Team weiterbehandelt.
Formal bleiben die Patienten weiter der Klinik zugeordnet. Asklepios-Fachärzte und -Pflegekräfte verantworten aus der Ferne weiterhin die regelmässige Überwachung der Vitalparameter, und es gibt mehrmals täglich Video-Konsultationen.
Das Projekt mit den «virtuellen Stationen» startet in der zweiten Jahreshälfte 2025 zunächst an den zwei Asklepios-Standorten (Hamburg Nord und Langen), mit Pflegeeinrichtungen als Partner.
«Virtuelle Krankenhausstationen sind ein zentraler Bestandteil unserer Value-Based-Health-Care-Strategie», sagt Marco Walker, Co-CEO der Asklepios Kliniken: «Sie verbessern nicht nur die Versorgung, sondern tragen langfristig zur Kostensenkung im Gesundheitswesen bei.»

Gut akzeptiert

Hinter dem Projekt stehen auch staatliche Fördergelder sowie diverse deutsche Krankenkassen. Die Idee entstammt den «Hospital@Home»-Modellen im britischen National Health Service und in den USA, wo sich «Virtual Wards» während der Covid-19-Pandemie etablierten. Asklepios erarbeitet seine «virtuellen Stationen» denn auch mit dem britischen Telemed-Tech-Anbieter Doccla, dessen Virtual-Ward-Plattform beim NHS verwendet wird.
In England wie in den USA zeigte sich, dass «Virtual Wards» gut akzeptiert werden – zumal sie den Vorteil bieten, dass man rascher nach Hause kommt. Auch aus der Sicht der beteiligten Pflegeeinrichtungen dürften sich Vorteile ergeben, schreibt Asklepios, da die Bewohnerinnen und Bewohner «in ihrer vertrauten Umgebung verbleiben und auch eine engere gemeinsame Zusammenarbeit zwischen dem Pflegeteam im Heim und dem Team im Krankenhaus entsteht».
Die Aussagen zur Qualität der Versorgung und zu den Kosteneinsparungen sind noch relativ offen, wie ein Report der US-Systeme Medicare und Medicaid im September ergab.
Die Asklepios-Gruppe gehört zu den grössten Klinikbetreibern von Deutschland: Mit knapp 70'000 Angestellten führt sie über 150 Spitäler, Fachkliniken, Psychiatrische Kliniken sowie Postakut- und Rehakliniken. Der Umsatz liegt bei gut 5,3 Milliarden Euro.

Ein NHS-Film über die Arbeit eines «Virtual Ward»-Teams in Nordengland.

  • Klinik Arlesheim: Weitere Kantonsgelder für «Hospital at Home». Und auch an zwei Hirslanden-Kliniken, am Spital Zollikerberg und in Einsiedeln nimmt das Modell Fahrt auf.

  • spital
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

Vom gleichen Autor

image

Stadtspital Zürich: Neuer Chef für die Innere Medizin

Andreas Schoenenberger wechselt von der Thurmed-Gruppe ans Stadtspital. Er wird damit auch Mitglied der Spitalleitung.

image

Knie- und Hüftimplantate: Immer weniger Folgeeingriffe nötig

Die 2-Jahres-Revisionsraten bei Hüft- und Knieprothesen sinken weiter leicht oder bleiben stabil. Die Daten deuten eine zunehmend einheitliche Versorgungsqualität in der Schweiz an.

image

Mehr Pflegepersonal = weniger Ärzte-Burnout

Eine grosse Erhebung in sieben Ländern zeigt: Dort, wo Pflege stark vertreten ist und Arbeitsumgebungen stimmen, bleiben Ärztinnen und Ärzte länger im Beruf.