Spital hinterlässt 80 Millionen Franken Schulden

Das Paracelsus-Spital in Richterswil ist seit drei Jahren geschlossen. Angestellte erhalten erst jetzt ihre Löhne – aber nicht für Überstunden.

, 17. Januar 2024 um 07:19
image
Das ehemalige Gemeindespital von Richterswil wurde 1994 zum anthroposophischen Paracelsus-Spital. 2020 ging es konkurs. | Bild: Förderverein anthroposophische Medizin
Im einstigen Paracelsus-Spital in Richterswil hat sich ein Schuldenberg von 80 Millionen Franken angehäuft. Die 200 Angestellten warten drei Jahre nach der Schliessung immer noch auf ihre Löhne, wie die «Zürichsee-Zeitung» meldet; sie beruft sich dabei auf ehemalige Mitarbeitende und auf Angaben des Konkursamts Wädenswil.

Keine Überstunden

Nun sollen diese voraussichtlich noch diesen Monat ausbezahlt werden. Dafür sind 900’000 Franken vorgesehen. Allerdings erhalten nicht alle Angestellten den vollen Betrag, den sie zugute hätten.
So erklärte eine Hebamme gegenüber der Zeitung, dass sie Hunderte Überstunden geleistet habe, für die ihr das Spital über 20’000 Franken schulde. In einem Konkurs kommen die Entschädigungen für Überstunden aber erst am Schluss der Forderungen.

Wie weiter mit dem Gebäude?

Die grösste Gläubigerin des Spitals ist die Senio-Residenz. Sie ist die Eigentümerin der Gebäude und hatte mit dem Paracelsus-Spital einen Mietvertrag bis 2039. Bei der Schliessung war die Rede von zwei Millionen Franken Jahresmiete.
Mittlerweile betreibt der Kanton Zürich im ehemaligen Spital ein Durchgangszentrum für Geflohene aus der Ukraine. Ende Jahr braucht die Senio-Residenz aber einen neuen Mieter. Sie plant langfristig ein Gesundheitszentrum.

Patientenakten waren verschollen

Das Paracelsus-Spital kombinierte Schul- und Komplementärmedizin und beschäftigte rund 200 Personen. Nach der Schliessung geriet das Spital schon einmal in die Schlagzeilen: Im konkursiten Spital waren die Patientenakten unauffindbar.
Viele ehemalige Patienten mussten darauf warten, endlich ihr Dossier zu erhalten. Medinside berichtete darüber.
  • spital
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

image

Spital Lachen rückt die Gefässmedizin ins Zentrum

Gefässerkrankungen sind verbreitet und können Menschen jeden Alters betreffen. Unbehandelt können schwerwiegende Komplikationen wie Gefässverschlüsse oder Organschäden folgen. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung ist essenziell – genau hier kommt das Gefässzentrum des Spitals Lachen ins Spiel.

Vom gleichen Autor

image

«Das Inselspital ist noch lange nicht über den Berg»

Das Inselspital wartete mit guten Meldungen auf. Doch der Insel-Kritiker Heinz Locher gibt keine Entwarnung.

image

So entgehen Sie dem Hochstapler-Syndrom

Viele Ärztinnen und Ärzte überfordern sich – und glauben dann selber, dass sie über ihrem Können spielen. Das ist schlecht für die Psyche.

image

Im Schaufenster stehen vor allem unwirksame Medikamente

Bieler Ärzte schlagen eine neue Etikette für rezeptfreie Arzneimittel vor. Sie soll zeigen, wie verlässlich die Wirksamkeit nachgewiesen worden ist.