Fall Javier Fandino: Regierung pfeift Gesundheitsamt zurück

Der ehemalige Chefarzt der Neurochirurgie des Kantonsspitals Aarau hat sich erfolgreich gegen einen Entscheid der Aargauer Abteilung Gesundheit gewehrt.

, 1. Februar 2023 um 17:43
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Die Vorwürfe gegen Javier Fandino müssen nochmals «eingehend» geprüft werden. | zvg
Im Fall um den früheren Neurochirurgie-Chefarzt des Kantonsspitals Aarau (KSA) kommt es zu einer Wende: Die Abteilung Gesundheit des Aargauer Departements Gesundheit und Soziales muss die mutmasslichen Verfehlungen des langjährigen KSA-Chefarztes nochmals vertieft abklären und neu beurteilen. Und zwar unter Einbezug von zusätzlichen Unterlagen und Erkenntnissen, wie aus einer Mitteilung des Kantons hervor.
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Dem Neurochirurgen, der bis zu seinem abrupten Abgang im Frühling 2020 beim KSA tätig war, wurde eine Verletzung von Berufspflichten vorgeworfen: Er habe standardmässig «5-Aminolävulinsäure» (5-ALA) bei operativen Eingriffen eingesetzt sowie bei einer OP die Schädelseite verwechselt. Beides trifft dem Neurochirurgen zufolge so nicht zu, wie er stets beteuert.
Die Vorwürfe hatten zwei ehemalige Ärztekollegen des Kantonsspitals erhoben: der ehemalige Chefarzt Labormedizin und stellvertretende CEO sowie der frühere Chefarzt der Augenklinik. Beide sind nicht mehr im KSA tätig.

Fandino will «vollständige Transparenz»

Fandino wurde deswegen im Dezember 2021 vom Gesundheitsdepartement, noch unter der damaligen Leitung von Barbara Hürlimann, mit einer Busse von 10'000 Franken belegt. Der Neurochirurg, der inzwischen bei der Privatklinikgruppe Hirslanden operiert, erhob gegen den Bussenentscheid Beschwerde beim Regierungsrat. Zudem bezeichnete er die Untersuchung als «mangelhaft».
Ebenfalls muss Javier Fandino nun gemäss Mitteilung des Kantons rechtliches Gehör gewährt werden, was ihm zufolge bislang nicht geschehen ist.
Er nimmt den Entscheid mit «grosser Genugtuung» zur Kenntnis und sieht sich in seiner bisherigen Haltung bestätigt, wie er gegenüber Medinside schreibt. «Mir liegt am Herzen, dass hier vollständige Transparenz geschaffen wird.» Er werde sich nun gerne in die «sorgfältigen Abklärungen» einbringen.
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