Noch ein Sargnagel für den Body-Mass-Index

Der Körperfettanteil ist ein wichtigerer Indikator für den Gesundheitszustand als das Gewicht, bestätigt eine neue Studie.

, 8. März 2016 um 14:09
image
  • forschung
  • studie
Der Body-Mass-Index (BMI) - das Verhältnis zwischen Gewicht und Körpergrösse - gehört zu den gängigsten Standards im medizinischen Alltag. Mehr und mehr wird die Formel aber in Frage gestellt (siehe hierhier und hier). 
Nun kommt eine weitere Studie zum Schluss, der BMI sage zu wenig über Gesundheitszustand und -risiken aus: Dies darum, weil der Körperfettanteil ausgeblendet wird. Ein hoher BMI muss nämlich nicht zwangsläufig auf Adipositas hinweisen, er kann auch viel Muskelmasse bedeuten. 

Körperfett erhöht das Sterberisiko

Eine neue Untersuchung bei über 50'000 Menschen mittleren und höheren Alters zeigt, dass ein hoher Körperfettanteil - nicht aber ein hoher BMI - ein Risikofaktor für den nahenden Tod ist. 
Die Wissenschaftler untersuchten die Krankengeschichten und Röntgenbilder von Menschen aus dem kanadischen Manitoba, die zwischen 1999 und 2013 Osteoporose-Screenings durchlaufen hatten. Anhand der Daten berechneten sie den BMI, anhand der Bilder das Körperfett. Die Ergebnisse wurden in den Annals of Internal Medicine veröffentlicht. 
Das Fazit: Ein hoher Körperfettanteil - über 38 Prozent bei Frauen und 36 Prozent bei Männern - führte zu einem erhöhten Sterberisiko innerhalb von vier bis sechs Jahren.

 

Ein Blick auf den Patienten genügt

Es wird betont, dass die Ergebnisse keine allgemeine Aussagekraft haben. So waren die meisten Studienteilnehmer weiblich und weiss, und die Daten wurden nicht über einen längeren Zeitraum erhoben. 
Trotzdem glaubt Wissenschaftler William Leslie von der University of Manitoba, dass die Untersuchung Auswirkungen auf Patienten und Mediziner hat. Dies, indem die Faktoren Gewicht und BMI in der medizinischen Beurteilung relativiert würden. 
Für die Messung des Körperfettanteils brauche es nicht einmal ein Röntgengerät - ein Blick auf die Person, deren Fitness oder die Messung ihres Taillenumfangs reiche meistens. 
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Die steigende Lebenserwartung hat ihren Preis

Eine neue Studie verdeutlicht den erhöhten medizinischen Pflegebedarf vieler alter Menschen vor ihrem Tod. Es ist die erste Studie mit Aussagekraft für die gesamte Bevölkerung.

image

Was Ärzte und das Pflegepersonal von Spitalclowns lernen können

Clowns in Spitälern muntern vor allem die kleinsten Patienten in Spitälern auf. Aber auch das Gesundheitspersonal kann Fähigkeiten von Clowns in ihrer Arbeit am Spitalbett einsetzen.

image

Studie: Fast jede Pflegeperson erlebt sexuelle Belästigung

Laut einer aktuellen Studie erlebt 95,6 Prozent des Pflegepersonals sexuelle Belästigung. Mehr als zwei Drittel der Befragten waren körperlichen Übergriffen ausgesetzt.

image

Blasenkrebs: Dank künstlichen Mini-Tumoren soll die Therapie verbessert werden

Berner Forschenden ist es gelungen, künstliche Mini-Blasentumore zu züchten, an denen sich Medikamente besser testen lassen. Damit sollen die personalisierten Therapien verbessert werden.

image

Neue Ausbildung will Patienten besser einbinden

Patienten als Experten: Ein Ausbildungsprogramm in der Schweiz soll Patienten auf aktive Mitwirkung in medizinischer Forschung vorbereiten.

image

ETH-Forscher entwickeln Ohrstöpsel, der Schlaganfall-Patienten helfen soll

Der smarte Knopf im Ohr von Paulius Viskaitis und Dane Donegan soll dabei unterstützen, nach einem Schlaganfall Bewegungen schneller wieder zu erlernen. Dadurch wird eine OP unnötig.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.