CTI Swiss Medtech Award 2017: Das sind die Finalisten

Drei Projekte sind für die begehrte Auszeichnung nominiert: «The Float» ist ein robotergestütztes System für die Gangtherapie. Die Firma Alveolix will mit einem Chip Tierversuche ersetzen. Und die Firma Maxivax bringt ein Impfprodukt für die Krebstherapie.

, 26. Mai 2017 um 14:10
image
  • trends
  • medtech
  • forschung
  • medizinaltechnik
  • swiss medtech day
Der Swiss Medtech Day ist der bedeutendste Branchenanlass und findet vom 13. Juni 2017 im Berner Kursaal statt. Höhepunkt ist die Verleihung des begehrten CTI Swiss Medtech Award 2017, für den diese drei Projekte nominiert wurden. Sie werden von der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes unterstützt. 

Revolution in der Gangtherapie

Neurologische oder orthopädische Patienten, die nach Verletzungen oder Eingriffen nicht mehr gehen können, brauchen intensive Trainings. Zur Unterstützung werden Gehhilfen eingesetzt, die jedoch Mängel haben. Unter anderem gehen sie zu wenig auf die Bedürfnisse der Patienten ein.
Dem wollte Marc Bolliger, Forschungsleiter des Zentrums für Paraplegie an der Zürcher Uniklinik Balgrist, abhelfen. Er beauftragte die Lutz Medical Engineering AG mit der Entwicklung und dem Bau eines Entlastungssystems. Dabei entstand die Idee eines Seilroboters zur Gewichtsentlastung. Es wird im Gegensatz zu den herkömmlichen Verfahren oberhalb des Patienten installiert.
Das System namens «The Float» ist in drei Punkten einzigartig: Es entlastet je nach Bedarf bis zu 60 Prozent des Körpergewichts. Es erkennt, wenn eine Person im Begriff ist zu stürzen, und fängt sie auf. Es erlaubt das freie Gangtraining und ermöglicht auch das Training von Treppensteigen. «The Float» wird derzeit an der Universität Basel für den klinischen Betrieb perfektioniert. 
image
«Lung-on-Chip» der Firma Alveolix (PD)

Atmender Chip ersetzt TierversucheBesser, günstiger und mit weniger Tierversuchen Medikamente entwickeln: So lauten die Ziele von Olivier Guenat, Biomediziningenieur am ARTORG Forschungszentrum der Universität Bern, und seinem Kollegen Janick Stucki. Mit einem «Lung-on-Chip» wollen sie die Lebensbedingungen von Lungenzellen bei in-vitro-Anwendungen möglichst perfekt nachahmen, sodass gewisse Tests der klinischen Phase bereits in der präklinischen Phase erfolgen können. Mit ihrer Firma Alveolix haben sie bereits einen ersten einfachen Prototyp entwickelt, der nun bis zur industriellen Produktion weiterentwickelt werden soll. «Wir sind weltweit die einzigen, welche die dünne Luft-Blut-Schranke inklusive der dreidimensionalen Ausdehnung der Atembewegung reproduzieren können», sagt Guenat. Er sieht im Chip einen Beitrag zu einer personalisierten Medizin, die nicht auf Lungenkrankheiten beschränkt sein soll. Auf dem Chip sollen generell Krankheiten simuliert und Medikamente getestet werden. Dies würde viele Tierversuche überflüssig machen und die Kosten der Pharmaforschung senken. 

image
Immunsystem stärken: Impfprodukt von Maxivax (PD)

Abwehr von Krebskranken stärken

Die Universitätsspitäler Genf (HUB) und das private Biotech-Unternehmen Maxivax wollen mit dem neuen Impfprodukt «MVX-ONCO-1» das Immunsystem von Krebspatienten gegen die eigenen Tumorzellen stärken. 2016 publizierte Studienergebnisse zeigen, dass die Therapie sicher, gut verträglich und wirksam ist, dies besonders bei Patienten mit einem robusteren Immunsystem. 
In einer Phase-II-Studie an 40 Patienten mit Kopf-Hals-Krebs wird nun geprüft, wie viel länger die Patienten dank dem Impfprodukt überleben. Zudem sollen zusammen mit Pharmaunternehmen die Fortschritte in der Immunonkologie genutzt und eine kombinierte Therapie entwickelt werden. Schliesslich wird die Wirkung des Impfprodukts bei Chordomen geprüft, einer seltenen und bisher kaum behandelbaren Krebsart. 
«MVX-ONCO-1 ist personalisierte Medizin und hat das Potenzial, alle Krebsarten zu bekämpfen», wird Dimitri Goundis, CEO von Maxivax, in einer Mitteilung zitiert. 

Der Swiss Medtech Day

Der Swiss Medtech Day findet am 13. Juni 2017 im Kursaal Bern statt. Er wird vom Medical Cluster und Fasmed (dann: Swiss Medtech) gemeinsam mit der Kommission für Technologie und Innovation durchgeführt. 
In Breakout Sessions werden für die Branche entscheidende Zukunftsfragen erörtert. Höhepunkt des grössten Schweizer Medtech-Events ist die Verleihung des CTI Swiss Medtech Award 2017 in Anwesenheit von Bundesrat Johann Schneider-Ammann. 

  • Veranstaltungsprogramm Swiss Medtech Day 2017 

Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Weniger Schlaganfälle dank dem schlauen Auto

Deutsche Wissenschaftler verwandeln das Automobil in ein Diagnose-Vehikel.

image

Palliative Care: Zeigen, was ist

Die Stiftung Palliaviva macht in einem Foto-Projekt die Realität von Palliative Care sichtbar – damit die Öffentlichkeit besser für die Betreuungsarbeit sensibilisiert wird.

image

Roche macht sich bei seltenen Krankheiten rar

Der Basler Pharmakonzern richtet seine Forschung neu aus: Er will sich auf fünf grosse Therapiegebiete konzentrieren.

image

Genolier Innovation Hub: Wo sich medizinische Visionen und klinische Praxis treffen

Der Genolier Innovation Hub wird an diesem Wochenende eröffnet. Der Campus am Genfersee soll weltweit bekannt werden – wegen Firmen, die hier an den Grenzen der Medizin forschen.

image

«Wir sind einzigartig – weil wir eine Lücke füllen»

Die Schweiz hat ein neues Zentrum für Medizinforschung: den Genolier Innovation Hub mit Anna Gräbner als CEO. Hier erklärt sie, wie Spitzen-Medtech und klinische Arbeit am Genfersee aufeinandertreffen.

image

Datenanalyse: Antibiotikaresistenz wird zum Altersproblem

Der Anteil der Todesfälle wegen Resistenzen sank in den letzten Jahren. Aber die gesellschaftliche Alterung dürfte das Problem nun verschärfen.

Vom gleichen Autor

image

Pflege: Zu wenig Zeit für Patienten, zu viele Überstunden

Eine Umfrage des Pflegeberufsverbands SBK legt Schwachpunkte im Pflegealltag offen, die auch Risiken für die Patientensicherheit bergen.

image

Spital Frutigen: Personeller Aderlass in der Gynäkologie

Gleich zwei leitende Gynäkologen verlassen nach kurzer Zeit das Spital.

image

Spitalfinanzierung erhält gute Noten

Der Bundesrat zieht eine positive Bilanz der neuen Spitalfinanzierung. «Ein paar Schwachstellen» hat er dennoch ausgemacht.