Pilotprojekt: Rettungsflugi ersetzt Heli und Ambulanz

In Deutschland wird bald ein Gerät getestet, das die Notfallversorgung in ländlichen Gegenden umkrempeln soll. Es soll auch eine Antwort auf Spitalschliessungen sein.

, 5. Juli 2024 um 04:06
letzte Aktualisierung: 6. September 2024 um 07:19
image
Der Prototyp des eVTOL  |  Bild: ERC System GmbH.
In Bayern wurde jüngst ein neues Fluggerät vorgestellt, das in wenigen Jahren die Rettungshelikopter ersetzen soll – zumindest teilweise. Es handelt sich um ein Elektroflugzeug mit acht Propellern, die sich für einen Vertikalstart einstellen lassen. Es gibt auch schon ein konkretes Anwendungs- und Pilotprojekt: Die Rettungsflugzeuge werden ab 2029 in der Gegend von Memmingen in Süddeutschland erstmals starten.
Ziel ist es, damit insbesondere in ländlichen Gegenden ein Zwischenstück zwischen Rettungs-Helikopter und Ambulanzfahrzeug zu bilden: Der Rettungs-eVTOL (so die Bezeichnung) erreicht abgelegene Unfallorte rascher als der Rettungswagen – und ist zugleich günstiger im Betrieb als der Heli.

450 Kilogramm, 190 Kilometer

Konkreter: Es ist ein Gerät, das dreimal schneller als eine Ambulanz und dreimal günstiger als ein Helikopter sein wird; so verspricht es der Hersteller.
Entwickelt wird das E-Flugzeug von der ERC System GmbH in Ottobrunn bei München, gemeinsam mit Partnern wie der DRF Luftrettung, dem Klinikum rechts der Isar und der Technischen Universität München. Das Konzept sieht vor, dass der Senkrechtstarter 450 Kilogramm Last tragen kann, also Patient, Arzt oder Sanitäter und Pilot. Und es soll eine Reichweite von 190 Kilometern erreichen.
image
Platz für drei Personen  |  Bild: A. Wehr, PD Stadt Memmingen
Eine weitere Anwendung wäre, das Flugtaxi auch für den normalen Patiententransport zwischen Spitälern und Kliniken einzusetzen: Es könnte also auch eine Antwort auf die abnehmende Spitaldichte werden.
Ab 2032 will ERC System bis zu 250 Stück pro Jahr herstellen. Den europäischen Bedarf an dieser Art von Fluggeräten schätzt ERC System auf rund 3’000 Exemplare in den nächsten zehn Jahren.
  • Mehr: Stadt Memmingen, Landratsamt Unterallgäu, «Bayerischer Rundfunk», ERC System GmbH.

image
Visualisierung eines Rettungseinsatzes im Alpenraum  |  Bild: ERC System GmbH

  • Rettungsdienste
  • Notfälle
  • trends
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Datenanalyse: Antibiotikaresistenz wird zum Altersproblem

Der Anteil der Todesfälle wegen Resistenzen sank in den letzten Jahren. Aber die gesellschaftliche Alterung dürfte das Problem nun verschärfen.

image

Bagatellen im Notfall: Helsana korrigiert das beliebte Bild

Der Anteil der unnötigen Konsultationen in Spitalnotfällen sinkt stetig. Das wirft auch ein neues Licht auf die Strafgebühren-Debatte.

image

Nächster Fall: Notfallpraxis der Hausärzte in Sursee schliesst

Das Bundesgerichtsurteil gegen Inkonvenienz-Pauschalen für Walk-in-Praxen und Permanencen hat weitere Folgen.

image

Krebsforschung ist besorgt, weil Spenden zurückgehen

Bisher hatte die Krebsforschung in der Schweiz genug Spendengeld für Forschungsprojekte. Letztes Jahr musste sie aber zu viele zurückweisen.

image

Kanton Zürich entzieht Patiententransport-Firma die Bewilligung

Der Transportsanitäts-Dienst Mopi.ch darf nicht mehr Verlegungsfahrten für Zürcher Spitäler durchführen. Das Unternehmen widerspricht entschlossen.

image

In der Schweiz leben die Menschen länger – aber kränker

Bei der Lebenserwartung schneidet die Schweiz gut ab. Aber: Besonders Schweizer Frauen erleben die Zusatzjahre bei schlechter Gesundheit.

Vom gleichen Autor

image

Villa im Park: Keine Entbindungen mehr

Die Privatklinik verzichtet auf den Leistungsauftrag Geburtshilfe – vor allen wegen Personalmangel, aber auch wegen sinkenden Geburtenzahlen.

image

Wie die BAB-Vorschriften die Versorgung erschweren

Ambulant statt stationär? Was politisch gewollt ist, wird amtlich verhindert – dazu ein neues Beispiel aus dem Aargau.

image

Neues Chirurgisches Zentrum am Zürichsee

Das Zentrum Seechirurgie richtet sich gezielt auf den Trend zum ambulanten Eingriff aus.