Schneller gegen Schlaganfall: KSA und ETH entwickeln magnetischen OP-Roboter

Mit der neuen Technologie soll das Eingriffs-Tempo deutlich erhöht werden.

, 28. Februar 2024 um 10:15
image
Der Roboter hat die Form eines langen dünnen Schlauchs und ist zwischen 0,5 und 1,5 Millimeter dick. Die Spitze ist magnetisch und lässt sich über Magnete von aussen steuern. | Bild: Screenshot/ YouTube
Bei Schlaganfällen zählt jede Sekunde. Je rascher die Patientinnen und Patienten behandelt werden und das Blutgerinnsel im Gehirn entfernt wird, desto grösser sind die Überlebens- und Heilungschancen.
Die ETH Zürich hat nun zusammen mit Mitarbeitenden des Kantonsspitales Aarau einen magnetisch steuerbaren OP-Roboter entwickelt, der die Behandlungszeit massiv verkürzen könnte. Die vielversprechenden Forschungsresultate wurden im Fachmagazin «Science Robotics» als Titel-Story publiziert.
Zur Entfernung eines Blutgerinnsels führen Ärzte heute dünne Katheter und Drähte über die Leiste oder den Arm in die Blutbahn des Patienten ein. Dabei müssen die Instrumente von Hand durch gewundene und millimeterdünne Blutgefässe bis zur betroffenen Stelle gestossen werden. Das führt bei Abzweigungen in den Blutbahnen immer wieder zu Verzögerungen.

Reduktion der Behandlungszeit

Das Forscher-Team mit Roland Dreyfus unter der Leitung von Brad Nelson des Multi-Scale Robotics Lab der ETH Zürich haben nun einen magnetisch steuerbaren Roboter gebaut, der die Behandlungszeit deutlich verkürzen könnte. Denn: Die Schläuche und Drähte müssen nicht mehr von Hand zurechtgebogen und mittels Stoss- und Drehbewegungen manuell geführt werden, sondern lassen sich mit Hilfe von Magnetfeldern und einem Joystick präzise durch die kurvigen Blutbahnen der Patienten steuern.
Der grosse Vorteil: «Erfahrene aber auch noch unerfahrene Ärzte können schneller das Blutgerinsel erreichen», erklärt Philipp Gruber von der Neuroradiologie des KSA. Er hat die Tests durchgeführt.
Zugleich könne der Katheter dank seines spiralförmigen Aufbaus sehr enge Passagen durch sanftes Drehen überwinden. In Kombination mit der präzisen Steuerung senke der Roboter damit auch das Verletzungsrisiko für die Patienten.

Entwicklungsphase

Bis der neue Roboter in Spitälern eingeführt werden kann, wird es noch dauern. Die ETH-Forscher feilen noch an der Technologie und wollen mit einem Spin-Off den magnetisch steuerbaren Roboter marktreif machen.
Philipp Gruber von der Neuroradiologie des KSA betont denn auch, dass man sich noch in der Entwicklungsphase befände. Er ist allerdings hoffnungsvoll, dass der neue Roboter einst auf den Markt kommt:
«Ein grosser Vorteil neben dem Zeitaspekt ist, dass sich der Roboter fernsteuern lässt, so dass etwa ein Arzt in einem grossen Spital Patienten in einem entfernten Regionalspital behandeln könnte», sagt Gruber.
Der Roboter sei darum gerade auch im Hinblick auf den Fachkräftemangel und für Weltgegenden mit grossen Distanzen eine grosse Chance.
Die Abteilung für Neuroradiologie am KSA begleitet das Roboter-Projekt von der klinischen Seite mit Philipp Gruber, der Physikerin Jatta Berberat und Luca Remonda.

  • Technologien
  • trends
  • KSA
  • ETH
Artikel teilen

Loading

Comment

2 x pro Woche
Abonnieren Sie unseren Newsletter.

oder

Mehr zum Thema

image

Kantonsspital Aarau: Wechsel in der Geschäftsleitung

Christine Giacometti, Bereichsleiterin Pflege Perioperative, Notfall- und Intensivmedizin, verlässt die KSA-Gruppe. Ihr Nachfolger wird Martin Balmer.

image

KSA schafft neuen Bereich – Christoph Kuhn übernimmt

Der Chef der neuen Stabs-Abteilung war zuvor in ähnlichen Funktionen bei Barmelweid und Hirslanden.

image

Datenanalyse: Antibiotikaresistenz wird zum Altersproblem

Der Anteil der Todesfälle wegen Resistenzen sank in den letzten Jahren. Aber die gesellschaftliche Alterung dürfte das Problem nun verschärfen.

image

KSA und KSB stoppen gemeinsame Radioonkologie

Das Kantonsspital Baden kooperiert nun enger mit dem Zürcher Stadtspital Triemli.

image

Ein beruhigendes Signal für die Region Zofingen – oder doch nicht?

Die KSA-Gruppe hat nun die Leitung des Spitals Zofingen per Inserat ausgeschrieben. Die Kantonsregierung drängt aber darauf, dass «verschiedene Optionen» geprüft werden.

image

Krebsforschung ist besorgt, weil Spenden zurückgehen

Bisher hatte die Krebsforschung in der Schweiz genug Spendengeld für Forschungsprojekte. Letztes Jahr musste sie aber zu viele zurückweisen.

Vom gleichen Autor

image

Spital Wallis: Interimistische Chefärzte für die Onkologie

Cristina Nay Fellay und Grégoire Berthod übernehmen vorübergehend die Onkologieabteilung des Centre Hospitalier du Valais Romand.

image

Initiative fordert Stärkung der Medikamenten-Versorgung

Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wurde heute mit 131'500 Unterschriften eingereicht.

image

KSW: Neuer Leiter der Klinik für Neurologie und Stroke Unit

Hans-Georg Wirsching kommt vom Unispital Zürich. Er folgt auf Biljana Rodic.