Von Sommerzeit zu Winterzeit, von Winterzeit zu Sommerzeit: Beeinflussen diese Verschiebungen der inneren Uhr womöglich unsere Gesundheit? Ein Team des Bundesamts für Statistik ging dieser alten Frage neu nach – wobei es sich auf sehr kurzfristige Veränderungen konzentrierte: Es verglich jeweils die Notfalleintritte an den Sonntagen vor und nach der Zeitumstellung. Erfasst wurden die Jahre von 2011 bis 2023.
Die Basis: Pro Tag gelangen in der Schweiz durchschnittlich etwa 1700 Personen auf eine Notfallstation – im Winter tendenziell öfter, im Frühling seltener. An Arbeitstagen werden rund 20 Prozent mehr Menschen notfallmässig aufgenommen als am Wochenende (wobei insbesondere der Montag heikel zu sein scheint). Höhepunkte sind gegen 11 Uhr vormittags sowie an Arbeitstagen zwischen 15 und 16 Uhr.
Die Auswertung der BfS-Statistiker Tania Andreani und Stefano Puddu ergab nun, dass nach der Oktober-Umstellung zur Winterzeit die Besuche am Morgen rascher steigen als an einem normalen Sonntag – so dass der Spitzenwert bereits um 10 Uhr erreicht wird.
Deutlich ist dabei der Anstieg der Hospitalisierungen in Zusammenhang mit dem Atmungssystem; bei verletzungsbedingten Spitaleintritten findet sich indes keine Veränderung.
Bei der Umstellung auf die Sommerzeit im März verhält es sich umgekehrt: Die Kurve der Eintritte steigt später an als am Sonntag vor der Zeitumstellung. Am Vormittag sind die Hospitalisierungen etwas weniger zahlreich als an den vorhergehenden Sonntagen – abends dafür etwas zahlreicher.
Eher unauffällig sind die Verschiebungen bei den Notfallaufnahmen wegen Verletzungen durch äussere Ursachen (Unfälle): Die Kurve verläuft bis 15 Uhr nach dem üblichen Rhythmus. Danach – also ab dem späteren Nachmittag – gibt es am Zeitumstellungs-Sonntag jeweils zu jeder Stunde leicht höhere Werte.
«Diese Resultate zeigen, dass die Spitäler an den Sonntagen der Zeitumstellung mit einer zeitlichen Verschiebung der Notfallaufnahmen rechnen müssen (frühere Eintritte bei der Umstellung auf die Winterzeit, spätere bei der Umstellung auf die Sommerzeit)», so ein Fazit der Autoren: «Am Montagabend haben sich die Unterschiede fast gänzlich aufgelöst.»
Insgesamt, so die Schätzungen, führt die Umstellung auf die Sommerzeit zu einem Anstieg der Notfalleintritte (unabhängig von den demografischen Merkmalen der Patienten). Die Zahlen steigen in allen Altersgruppen: Bei den Patienten unter 65 Jahren klettert die Fallzahl um rund 6 Prozent nach oben, bei jenen ab 65 Jahren um rund 5 Prozent. Dabei werden mehr Menschen wegen Kreislauf- und Atemproblemen notfallmässig aufgenommen – und weniger wegen Verletzungen.
«Die beobachteten Abweichungen sind quantitativ sicherlich nicht so gross, dass die Spitäler besondere Massnahmen ergreifen müssten.»
Beim Wechsel auf die Winterzeit zeigt sich ein ähnliches Muster – also erneut ein signifikanter Anstieg der Fallzahlen. Bei den Patienten unter 65 Jahren werden 5,2 Prozent mehr Hospitalisierungen verzeichnet, während es bei den Personen ab 65 Jahren 2,7 Prozent mehr sind.
Und so zeigen sich unabhängig von der Art der Zeitumstellung höhere Fallzahlen: plus 6,5 Prozent bei der Umstellung auf die Sommerzeit, plus 3,5 Prozent bei der Umstellung auf die Winterzeit.
«Die beobachteten Abweichungen sind quantitativ sicherlich nicht so gross, dass die Spitäler besondere Massnahmen ergreifen müssten», so eine Interpretation der Studie: «Dennoch ist die Tatsache, dass die Zeitumstellung eine signifikante Veränderung der Anzahl Notfallhospitalisierungen bewirkt, ein klares Zeichen dafür, dass der menschliche Organismus darauf reagiert.»