Wer erst anruft, kommt schneller dran: Deutschland prüft neue Notfallwege

Die deutsche Regierung will die überfüllten Spital-Notfälle entlasten – mit integrierten Notfallpraxen und mehr Triage per Telefon. Das Projekt könnte Impulse auch für die Schweiz liefern.

, 14. November 2025 um 02:00
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Selbsteinweiser? Bitte warten. |  Bild: Andrik Langfield / Unsplash
Das Problem der (teils sinnlos) überfüllten Notaufnahmen besteht auch in Deutschland. Die Regierung in Berlin arbeitet deshalb daran, das gesamte System zu reformieren. Und der Entwurf dazu bietet einige interessante Ansätze.
Im Zentrum steht die Notfall-Telefonnummer (116117), die ein viel stärkeres Gewicht erhalten soll. Eine Idee dabei: Wer nicht einfach direkt auf den Notfall geht, sondern zuerst einmal anruft, soll danach im Spital schneller behandelt werden. Selbsteinweiser müssen warten, sofern kein akuter medizinischer Handlungsbedarf besteht.
Zugleich plant die Regierung einen Ausbau bei den Integrierten Notfallzentren; dies sind Notdienstpraxen, die in ausgewählte Spitäler eingebunden werden. Vor Ort weist eine Triagestelle dann die Patienten – je nachdem – dem Spitalnotfall oder der Praxis zu.
Es geht also darum, früh eine erste Einschätzung vorzunehmen und dann die Patienten an den passenden Ort zu leiten (womit nebenbei auch der Bedarf in den Stationen und Praxen besser geplant werden könnte).
Zum Projekt gehört auch, dass spezielle Integrierte Notfallzentren für Kinder und Jugendliche aufgebaut werden – oder aber dass Pädiater die normalen Notfallpraxen telemedizinisch unterstützen.
  • Quellen / mehr: Verband der Ersatzkassen, «Deutsches Ärzteblatt», «Handelsblatt».

  • notfall & rettung
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