Ungewöhnlich: Altstätter Stadtpräsident kritisiert das Spital

Das Spital Altstätten schliesst ab April nachts seinen Notfall. Damit weckt es den Unmut des Stadtrats.

, 19. März 2025 um 14:38
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In der Nacht bleiben die Türen des Notfalls im Spital Altstätten ab April zu. | PD
«Der Stadtrat Altstätten fühlt sich in seinen Anliegen und den Bedürfnissen der Rheintalerinnen und Rheintaler nach einer wohnortnahen Notfallversorgung nicht ernst genommen»: So reagiert die Stadtregierung auf die Ankündigung des Spitals, den 24-Stunden-Notfall ab April einzustellen.
Altstätten habe nachts nur noch wenig Notfalleintritte, begründete das Spital seinen Entscheid. Die Ostschweizer Spitäler, die zu Health Ostschweiz (HOCH) zusammengeschlossen sind, hätten immer noch vier Notfallstationen an den Standorten St. Gallen, Grabs, Uznach und Wil, die auch in der Nacht offen seien.
Ab Dienstag, 1. April 2025, ist der Altstätter Notfall deshalb nur noch zwischen 8 und 22 Uhr offen. Die Versorgung nachts übernehme die Notfallstation des Spitalstandorts Grabs mit der integrierten Notfallpraxis; für die hochspezialisierte Notfallversorgung sei wie bisher Spital in St. Gallen zuständig.

Schrittweise zurück von zugesagten Leistungen

Die Altsätter Regierung kritisiert nun in einer Mitteilung, dass Leistungen, die der Bevölkerung zugesagt worden seien, nun schrittweise zurückgenommen würden.
Stadtpräsident Ruedi Mattle erinnert daran, dass Altätten im Rahmen der kantonalen Spitalstrategie versprochen wurde: «Die Bevölkerung soll flächendeckend innerhalb von 20 Fahrminuten selbständig eine 7x24h-Anlaufstelle an einem Spital oder einem Gesundheits- und Notfallzentrum (GNZ) erreichen.»
Und: «Noch im Juli 2023 versprachen Regierung und Verwaltungsrat an einer Informationsveranstaltung, dass das künftige Gesundheitszentrum im ambulanten Bereich in etwa das gleiche Angebot umfassen werde wie das Spital Altstätten – lediglich der stationäre Bereich falle weg.» Davon könne heute keine Rede mehr sein.
Der Stadtrat fordert die Führung von Health Ostschweiz und die Kantonsregierung auf, «nicht schrittweise von ihren ursprünglichen Zusagen abzurücken.»

«Keine konsistente Strategie»

Ruedi Mattle kritisiert ausserdem: «Eine klare Zielausrichtung und konsistente Strategie, wie das verlorene Vertrauen zurückgewonnen werden soll, ist zumindest von aussen nicht ersichtlich.» Der Stadtrat befürchtet, dass der fortschreitende Leistungsabbau sowohl Patientinnen und Patienten als auch Fachkräfte vergraule. Und er kündet an: «Der Stadtrat Altstätten wird die weitere Entwicklung genau beobachten und sich weiterhin dafür einsetzen, dass die medizinische Grundversorgung im Rheintal nicht weiter ausgehöhlt wird.»
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