Titelstau beim SIWF: Vorstoss gegen die Bürokratie

Monatelang warten, bis der Facharzttitel ausgestellt wird – ein grosses Problem für den medizinischen Nachwuchs gärt weiter. Jetzt soll sich sogar der Bundesrat darum kümmern.

, 29. Juli 2025 um 22:00
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Warnhinweis, ganz prominent: So sieht die SIWF-Startseite 2025 aus  |  Screenshot
Für junge Ärztinnen und Ärzte ist der Facharzttitel oder die Anerkennung der Weiterbildung ein dorniger administrativer Weg. In den letzten Monaten haben sich die Bearbeitungszeiten beim Schweizerischen Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) verlängert: Sie liegen mittlerweile bei sechs Monaten und mehr. Und die Kommunikation mit der Institution wird oft als mühsam beschrieben.
Das Problem wird jetzt sogar ein Fall für die Bundespolitik. Im Nationalrat reichte eine 15köpfige Gruppe unter der Leitung von Cyril Aellen (FDP) eine Motion ein, die den Bundesrat zum Eingreifen auffordert: «Facharzttitelgesuche sind innert nützlicher Frist zu bearbeiten», lautet der Titel.

Wehe, wenn etwas fehlt

Im Text heisst es dazu: «Die Bearbeitungszeit für vollständige Dossiers sollte nicht länger als einen Monat betragen.»
Der Nationalrats-Vorstoss wendet sich ausdrücklich gegen eine bürokratische Tücke im SIWF-Verfahren, die öfters von jungen Ärzten angeprangert wird: «Bei unvollständigem Dossiers muss das SIWF die betreffende Person auffordern, dieses innerhalb eines Monats zu vervollständigen. Diese Person soll nicht das gesamte Verfahren wiederholen müssen.»
Denn bisher lehnt das SIWF Anträge mit fehlenden Details gern kategorisch ab – so dass der ganze Prozess neu aufgerollt werden muss. «Bei Dossiers mit auch nur geringfügigen Unregelmässigkeiten wurden Bearbeitungszeiten von neun Monaten bis zu mehreren Jahren beobachtet», prangern die Politiker an; der Vorstoss wurde anderem von den Ärztinnen Bettina Balmer (FDP) und Brigitte Crottaz (SP) unterzeichet.

Rentables Business

Ganz allgemein führt das zähe Verfahren des Instituts zu Frustrationen und Kosten, zu finanziellen Verlusten und sogar dazu, dass die Arbeitsaufnahme verschoben oder Pläne für einen Auslands-Aufenthalt aufgegeben werden.
Die «Tribune de Genève» recherchierte jetzt weitere Fälle dazu – etwa jenen eines Arztes, der acht Monate nach seinem Antrag immer noch auf den Titel wartet. Ein anderer Mediziner schildert, wie eine Wartezeit von sieben Monaten es ihm verunmöglichte, eine Praxis zu übernehmen.
Angeprangert werden obendrein die Bearbeitungsgebühren, die sich auf fast 4000 Franken belaufen. «Diese Gebühr sollte grundsätzlich diskutiert werden, denn die gelieferte Leistung ist absolut nicht angemessen», so ein Oberarzt gegenüber der «Tribune de Genève»: «Wem und wozu dienen diese Summen?»
Dazu ein Blick in die Jahresberichte des SIWF: Die Institution erzielte in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 10,5 Millionen Franken mit Gebühren, Zertifikaten und anderen Leistungen; der Reingewinn betrug 1,3 Millionen Franken. Dies ergibt eine Durchschnittsrendite von 12,3 Prozent; in einem Geschäft mit wenig unternehmerischem Risiko und überschaubaren Infrastruktur- bzw. Investitionskosten.

VSAO warnt, SIWF gesteht Fehler ein

Der Problematik hatte sich jüngst auch der Assistenz- und Oberärzteverband VSAO angenommen: Die Spitze des SIWF stellte sich den Fragen von Verbandspräsident Severin Baerlocher. Die Komplexität der Titelerteilung sei hoch, sagte Institutsdirektor Jörg Gröbli: Von aussen sehe es einfach aus, aber die Titelerteilung sei stark reguliert und sehr komplex. «Wir sind uns bewusst, dass das SIWF in der Vergangenheit nicht transparent genug war», so Gröbli weiter. «Oft wurde die Situation in Bezug auf die Fristen bei der Titelerteilung schöngeredet, aber passiert ist zu wenig.»
Kurz darauf nahm die Ärztekammer der FMH mit grosser Mehrheit einen Antrag des VSAO an, die das SIWF zu mehr Transparenz und einer schnelleren Bearbeitung der Titelgesuche verpflichten will. Danach soll das SIWF künftig regelmässig über die erzielten Fortschritte berichten und bis Januar 2026 einen konkreten Plan vorlegen, um die durchschnittliche Bearbeitungsdauer auf maximal drei Monate zu senken.
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