Beschwerde gegen das SIWF: Der medizinische Nachwuchs verliert die Geduld

Eine Gruppe von Nachwuchsmedizinern geht vor das Bundesverwaltungsgericht: wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln.

, 19. November 2025 um 12:31
image
Mitglieder der neuen Vereinigung des medizinischen Nachwuchses an einer Veranstaltung der FMH in Biel. | ARMS
Die Ärztegruppierung Schweizerischer medizinischer Nachwuchsverband (SMN) geht nun mit schärferen Mitteln gegen das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) vor. Nachdem der Verein fast 200 Mahnungen verschickt hatte, die unbeantwortet geblieben seien, reichte die Gruppe junger Ärzte beim Bundesverwaltungsgericht eine Beschwerde wegen «ungerechtfertigter Verzögerung» bei der Vergabe von Facharzttiteln ein.
Im September befanden sich bereits 2500 Dossiers in der Warteschlaufe. Angesichts dieser «unhaltbaren Situation, die nicht nur den medizinischen Nachwuchs gefährdet, sondern auch die Gesundheitsversorgung der gesamten Bevölkerung», hatten sich im Oktober mehr als 150 Ärzte zusammengeschlossen, um die Ärzte «bei ihren Bemühungen im Zusammenhang mit der systemischen Verzögerung des SIWF zu unterstützen». Zudem reagierte auch der Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte (VSAO) mit einem offenen Brief und konkreten Anträgen zuhanden der Ärztekammer.

FMH verspricht «Wendepunkt»

Die Ärztekammer ging zumindest teilweise auf diese Anträge ein: In einer Mitteilung kündigte der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte am 6. November eine Wende bei der Titelvergabe an. Das SIWF werde Massnahmen einleiten, darunter personelle Verstärkung, die Schaffung eines gemeinsamen Krisenstabs FMH und SIWF, die Einbindung der Titelkommission und eine teilweise Automatisierung der Dossierprüfung. Laut der FMH sollen diese «gezielten Massnahmen» die bestehenden Fristen verkürzen und «die Situation der betroffenen Ärzte deutlich verbessern».
In einem Beitrag auf Linkedin zweifelt die neue Nachwuchsvereinigung indes an den Beteuerungen des SIWF: Es gebe weiterhin einen Rückstand von 12 Monaten. Dies, obwohl die Dossiers bereits vollständig digitalisiert online übermittelt würden und die Ärztinnen und Ärzte den grössten Teil der Vorarbeit selbst leisteten.
Die Vereinigung ist der Ansicht, dass es «höchste Zeit wäre, dass sich das SIWF als Partner und nicht als Gegner positioniert». Ausserdem ist beim Eidgenössischen Departement des Innern, der Aufsichtsbehörde des SIWF, eine Beschwerde hängig.

  • politik
  • SIWF
  • fmh
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Bundesrat bewilligt Tardoc und Pauschalen - Chirurgen sind «bestürzt»

Der Bundesrat will das neuen Tarifsystem mit einigen Änderungen im Januar einführen. Die FMCH prangert die Pauschalen erneut als teilweise gesetzeswidrig an.

image

Neuer Name, altes Dossier: Bundesrat macht aus dem EPD das E-GD

Nun beerdigt der Bundesrat das unbeliebte elektronische Patienten-Dossier – und macht kurzerhand ein elektronisches Gesundheitsdossier daraus.

image

Keine Änderung bei der Mehrwertsteuer im Gesundheitswesen

Der Bundesrat will die Ausnahmen bei der Mehrwertsteuer im Gesundheitswesen nicht aufheben. Es hätte zu viele Nachteile.

image

Gesundheitsbranche beschliesst 38 Spar-Schritte

Vertreter von Spitälern, Ärzteschaft, Kassen, Pharma und Kantonen haben Massnahmen beschlossen, die jährlich 300 Millionen Franken einsparen sollen. Es geht um Verwaltungskosten, ineffiziente Abläufe, smartere Medizin und um Papier.

image

Offener Brief Nummer 2: Junge Ärzte verlieren die Geduld

Nach einem frustrierenden Treffen zum Stau beim SIWF kritisiert der VSAO die FMH-Spitze scharf. Der Verband fordert rasche Notmassnahmen – und findet, dass sonst der Bund eingreifen muss.

image

Regierung muss Lohn des LUKS-Präsidenten prüfen

195'000 Franken für den Spital-Verwaltungsrats Martin Nufer seien «ausufernd», kritisierte eine Politikerin.

Vom gleichen Autor

image

Tardoc: «Fehlerhaft – aber verbesserbar»

Am Argomed Hausarztforum sprach FMH-Präsidentin Yvonne Gilli über den Wechsel von Tarmed zu Tardoc. Ihr Fazit: Der neue Tarif ist nicht perfekt – aber ein notwendiger Schritt, den die Ärzteschaft aktiv mitgestalten muss.

image

«Der Weg aus dem Teufelskreis beginnt bei sich selbst»

Das Lausanner Universitätsspital CHUV bietet nun eine Osteopathie-Sprechstunde an. Im Interview schildert Chantal Berna Renella, wie diese Methode in der klinischen Praxis den Patienten hilft, aus Schmerzspiralen auszubrechen und neue Energie zu gewinnen.

image

ETH Zürich: Mikroroboter bringt Medikamente direkt ins Gehirn

ETH-Forschende haben einen magnetisch steuerbaren Mikroroboter entwickelt, der auch in komplexe Gefässstrukturen vordringt. Das System bringt Medikamente präzise an den Zielort – und löst sich danach auf.