Zahl der resistenten Bakterien hat sich vervierfacht

Eine Studie hat die Problematik der resistenten Erregern in Schweizer Altersheimen unter die Lupe genommen - und dabei auch eine positive Entwicklungen entdeckt.

, 26. August 2018 um 09:30
image
  • medikamente
  • spital
  • altersmedizin
  • resistenzen
  • antibiotika
Multiresistente Erreger breiten sich in der Schweiz immer mehr aus. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Infektiologen. Die Forscher haben Daten des Schweizerischen Zentrums für Antibiotikaresistenzen (anresis.ch) ausgewertet. Konkret haben sie die Proben von Altersheimbewohnenden für den Zeitraum 2007 bis 2017 studiert. Menschen in Pflegeheimen sind überdurchschnittlich oft Träger von resistenten Bakterien. Einer der Gründe: Sie leiden häufig an Infektionen, die eine Antibiotikabehandlung nötig macht. Als Folge davon bilden sich in den Pflegeeinrichtungen auch öfters Resistenzen. 
image
Quelle: Kohler, Philipp et al. (2018). Antibiotic resistance in Swiss nursing homes: Analysis of National Surveillance Data over an 11-year period between 2007 and 2017. Antimicrobial Resistance & Infection Control.
Die Werte seien zwar tiefere Werte als in anderen Ländern, sagt Studienmitautor Andreas Kronenberg von der Uni Bern gegenüber dem Wissenschaftsmagazins «Higgs». Dennoch sei die Lage ernst. Denn wenn Infektionen mit Resistenzen auftreten, sei für deren Behandlung der Einsatz aggressiver Antibiotika notwendig. Das könne dann weitere Resistenzbildungen zur Folge haben. «Je mehr Antibiotika die Ärzte verschreiben, desto mehr resistente Keime gibt es», sagte Kornenberg dem «Higgs».
Als Praxisbeispiel dient diesbezüglich die Romandie, wo mehr Antibiotika verschrieben werden als in der Deutschschweiz. Dies spiegelt sich gemäss der Studie auch in einer grösseren Zahl von Resistenzen. Zusätzlich ist in der Grenzregion zu Frankreich auch der Einfluss des Nachbarlandes nachweisbar. In Frankreich ist der Antibiotikaeinsatz noch einmal höher als in der Westschweiz. Durch französische Patienten werden die resistenten Bakterien an Schweizer Spitäler und von dort in die Altersheime verschleppt.
Weniger MRSA-Erreger
Positiv ist die landesweite Entwicklung derweil bei den resistenten Erregern des Typs Staphylococcus aureus (MRSA). Der Erreger wurde 2017 weniger häufig nachgewiesen als 2017. Der Rückgang betrug rund 40 Prozent. 
image
Quelle: Kohler, Philipp et al. (2018). Antibiotic resistance in Swiss nursing homes: Analysis of National Surveillance Data over an 11-year period between 2007 and 2017. Antimicrobial Resistance & Infection Control.
Grund für den Rückgang: Weniger Antibiotikaverschreibungen und eine schnelle Isolation. Doch die Forscher machen weitergehende Vorschläge: So könnten etwa neue Richtlinien für Ärzte geschaffen werden, die Altersheimbewohner versorgen. Dies mit dem Ziel, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren. Eine weitere Möglichkeit wäre es, dass beim Heimeintritt standardmässig ein Screening nach resistenten Erregern durchgeführt wird.
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Co-Creation im Gesundheitswesen

Zippsafe revolutioniert mit seinen Produkten das Gesundheitswesen. Ein platzsparendes Spindsystem optimiert Personalumkleiden, während ZippBag und ZippScan den Umgang mit Patienteneigentum verbessern. Erfahren Sie, wie die Produkte durch enge Zusammenarbeit mit Schweizer Spitälern entwickelt wurden.

image

Effiziente Desinfektion: Plastikfrei & nachhaltig

Die Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues bieten nachhaltige und effektive Desinfektion. Sie bestehen aus 100% plastikfreien Cellulosetücher und reduzieren CO₂-Emissionen um 25% pro Packung. Mit hoher Reissfestigkeit, grosser Reichweite und Hautverträglichkeit sind sie optimal für Hygiene und Umwelt.

image
Ein Kommentar von Enea Martinelli

Arzneimittel: Vom Engpass in die Kostenfalle

Es mag oft zufällig wirken, wenn ein bestimmtes Medikament fehlt. Aber die Folgen haben System. Der Musterfall eines Herzmittels zeigt, wie am Ende die teuerste Lösung übrig bleibt.

image

Nachhaltig: Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues

HARTMANN erweitert sein Portfolio um die nachhaltigen Bacillol® 30 Sensitive Green Tissues. Die Tücher werden aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt und vereinen hohe Wirksamkeit, Materialverträglichkeit und Hautfreundlichkeit. Dabei werden Plastikabfall sowie CO₂-Emissionen reduziert.

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

Vom gleichen Autor

image

Covid-19 ist auch für das DRG-System eine Herausforderung

Die Fallpauschalen wurden für die Vergütung von Covid-19-Behandlungen adaptiert. Dieses Fazit zieht der Direktor eines Unispitals.

image

Ein Vogel verzögert Unispital-Neubau

Ein vom Aussterben bedrohter Wanderfalke nistet im künftigen Zürcher Kispi. Auch sonst sieht sich das Spital als Bauherrin mit speziellen Herausforderungen konfrontiert.

image

Preisdeckel für lukrative Spitalbehandlungen?

Das DRG-Modell setzt Fehlanreize, die zu Mengenausweitungen führen. Der Bund will deshalb eine gedeckelte Grundpauschale - für den Direktor des Unispitals Basel ist das der völlig falsche Weg.