Neuenburg: Verlassen Kaderärzte jetzt das HNE?

Mehrere Chef- und Kaderärzte am Hôpital neuchâtelois zeigen sich nach der Annahme der Spitalerhalt-Initiative besorgt.

, 22. Februar 2017 um 09:22
image
  • neuchâtel
  • spital
  • hôpital neuchâtelois
«Die Spitalärzte benötigen jetzt rasche Entscheide, um die Qualität der Versorgung zu garantieren.» Mit diesen Worten wendet sich das medizinische Komitee des Spitals Neuenburg (HNE) an die Öffentlichkeit. Vor zehn Tagen hat das Stimmvolk entschieden, dass das Spital in La Chaux-de-Fonds weiterhin betreiben werden muss. Danach erklärte der gesamte Verwaltungsrat der Kantonsspital-Gruppe seinen Rücktritt.
Das Komitee besteht aus 13 Ärzten: Chefärzte, Kaderärzte und Apotheker. Sie seien sehr besorgt über die Umsetzung der Initiative, schreibt das HNE in einer Mitteilung. Ihren Unmut bringen die Mediziner auch in einem Brief an den Neuenburger Gesundheitsminister Laurent Kurth zum Ausdruck.
Komitee Spital Neuenburg:
  • B. Vermeulen – Ärztlicher Direktor (Vorsitzender)
  • Y. Brünisholz – Chefarzt Geburtshilfe
  • V. Della Santa – Chefarzt Notaufnahme
  • Y Espolio-Desbaillet – Ärztliche Leiterin GRSP
  • S. Gloor – Chef-Apotheker
  • R. Malinverni – Chefarzt Klinik für Innere Medizin
  • W. Nettekoven – Chefarzt Onkologie und Strahlentherapie 
  • L. Racine – Medizinische Leiterin Pädiatrie
  • A. Schweizer – Chefarzt Anästhesiologie
  • M. Wissmeyer – Chefarzt Bildgebende Verfahren
  • M. Worreth – Chefarzt Chirurgie
  • H. Zender – Chefarzt Medizin-Service
  • R. Zürcher-Zenklusen – Medizinische Leiterin Intensivstation.

Präsidentin soll Direktorin werden

In dem Brief fordern die Kaderärzte unter anderem Einsitz in der vorgesehenen Arbeitsgruppe. Man wolle in jedem Fall dabei sein, heisst es. Der medizinische Ausschuss fordert ein Treffen mit dem Staatsrat noch vor Anfang April.
Lobende Worte gibt es für die abtretende Verwaltungsratspräsidentin Pauline de Vos Bolay. Sie sei professionell, hartnäckig und offen, wenn es um die öffentliche Gesundheit gehe. «Sie wäre sicherlich eine gute Direktorin für das künftige Spital Neuenburg», schreibt das Komitee.

Abwanderung verhindern

Verschiedene rasche Massnahmen seien jetzt notwendig, um die Abwanderung von Kaderärzten zu verhindern, steht im Brief weiter. Das Komitee besteht darauf, alle Strukturen in Neuchâtel und La Chaux-de-Fonds aufrechtzuerhalten, bis eine neue Organisation in Kraft treten werde. 
Artikel teilen

Loading

Comment

Mehr zum Thema

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Neuenburg: Arzt wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht

Ein Arzt muss sich für den Tod eines Patienten im Jahr 2020 verantworten. Laut der Staatsanwaltschaft hätte eine Spital-Einweisung veranlasst werden müssen.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

Vom gleichen Autor

image

Arzthaftung: Bundesgericht weist Millionenklage einer Patientin ab

Bei einer Patientin traten nach einer Darmspiegelung unerwartet schwere Komplikationen auf. Das Bundesgericht stellt nun klar: Die Ärztin aus dem Kanton Aargau kann sich auf die «hypothetische Einwilligung» der Patientin berufen.

image

Studie zeigt geringen Einfluss von Wettbewerb auf chirurgische Ergebnisse

Neue Studie aus den USA wirft Fragen auf: Wettbewerb allein garantiert keine besseren Operationsergebnisse.

image

Warum im Medizinstudium viel Empathie verloren geht

Während der Ausbildung nimmt das Einfühlungsvermögen von angehenden Ärztinnen und Ärzten tendenziell ab: Das besagt eine neue Studie.