In der Schweiz können sich Kinder und Jugendliche ab 12-Jahren mit dem Impfstoff von Pfizer/Biontech gegen Sars-CoV-2 impfen lassen. Medinside berichtete
hier darüber. Kinder unter zwölf Jahren werden (noch) nicht geimpft. Bisher fehlen Studien. Diese sind allerdings seit mehreren Wochen am laufen: Nach «Moderna» und «Astra-Zeneca» haben auch «Biontech» und der US-Partner «Pfizer» begonnen, ihren Covid-Impfstoff an jüngeren Kindern zu testen. Mit den klinischen Tests soll die Sicherheit, Verträglichkeit und Wirksamkeit des Vakzins bei Kindern zwischen sechs Monaten und elf Jahren untersucht werden, schreibt das
deutsche Ärzteblatt.
Druck auf die Ungeimpften steigt
Seit dem Anstieg der Fallzahlen mit der
Delta-Mutation des Sars-CoV-2-Virus ist der Druck auf die Ungeimpften weiter gestiegen. Hohe Wellen geschlagen hat der Solothurner FDP-Nationalrat Kurt Fluri mit seiner Vorstellung eines
«indirekten Impfzwangs» und der Forderung, dass Ungeimpfte ihre Behandlungskosten selbst tragen sollen.
Das BAG wirbt seit Mitte Mai mit der Kampagne
«Ein Herz für uns alle» mit dem Argument der Solidarität für die Covid-Impfung. Dabei werden auch Jugendliche persönlich mittels eines fröhlich
bunten Comic-Merkblattes für die Impfung motiviert - dies, obschon Publikumswerbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel
nicht erlaubt ist.
Zudem rühren Vertreter des BAG und der Eidgenössischen Kommission für Impffragen (EKIF) bei ihren Fernsehauftritten immer wieder für die Impfung; auch bei der Altersgruppe ab 12 Jahren – obschon das BAG in seiner
Medienmitteilung vom 22. Juni schreibt, dass «Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie gezeigt haben, dass Kinder und Jugendliche nur ein geringes Risiko haben, schwer an Covid-19 zu erkranken. Die meisten Infektionen verlaufen symptomlos oder mild». Das zeigt übrigens eine Studie des
Kinderspitals Zürich.
«Wir fordern die Bevölkerung auf»
Dass ausgerechnet der Verband der Haus- und Kinderärzte Schweiz (mfe) unter dem Motto «Kleiner Pieks, grosse Wirkung» die Impfkampagne des BAG unterstützt, hat auf Medinside zu zahlreichen kritischen Kommentaren geführt. Den Bericht finden Sie
hier.
«In unserer Medienmitteilung fordern wir die Bevölkerung auf, sich impfen zu lassen, nicht die Kinder», konkretisiert Philippe Luchsinger, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin und Präsident mfe Haus- und Kinderärzte Schweiz. Der Verband richte sich an die vielen Erwachsenen, die noch nicht geimpft seien, «und die durch eine Impfung eben gerade die Kinder, die nicht geimpft werden können, schützen würden».
Die Bevölkerungsgruppe mit dem grössten Potential seien Menschen zwischen 18 und 55, die noch nicht geimpft seien. «Und in dieser Gruppe sind sicher einige, die leider keinen einfachen Verlauf durchmachen, und schwerwiegend erkranken, gerade mit der Delta-Variante.»
Im Moment stehe das Impfen von Kindern gar nicht zur Diskussion, der Impfstoff sei ab 12 Jahren zugelassen. «Leider erleben wir in der Altersgruppe ab 12 Jahren auch Fälle von Long-Covid und kognitiven Beeinträchtigungen», gibt er zu denken.
«Studien mit Kindern sind konsequnent»
Studien mit dem Impfstoff bei Kindern zu machen, erachtet Luchsinger als konsequent: «Wir wissen nicht, was kommende Mutationen auslösen können, und müssen gewappnet sein für den Fall, dass auch Kinder geimpft werden sollten.» Das sei wissenschaftlich korrekt. Beobachtungsstudien zu Langzeitverläufen nach einer Impfung würden ebenfalls laufen; zum einen um die Wirksamkeit zu überprüfen, zum anderen um die möglichen Nebenwirkungen zu erfassen. Bisher seien keine Langzeitfolgen (ausser der Immunität gegen die Krankheit) bekannt geworden.
Auf die Frage, ob es ethisch vertretbar sei, Kinder oder gar Babys gegen Covid-19 zu impfen lassen, antwortet Luchsinger: «Es ist ethisch vertretbar, Menschen gegen eine Erkrankung zu schützen, die Konsequenzen für Leben und Gesundheit hat. Das kann eine Impfung sein. Säuglinge werden zu ihrem Wohl weltweit gegen verschiedenste Erkrankungen geimpft.» Wie erwähnt, sei die Impfung von Säuglingen und Kindern gegen Covid zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorgesehen.