Versorgungssicherheit: Bundesrat kommt mit Gegenvorschlag

Die Volksinitiative zur medizinischen Versorgungssicherheit stösst in Bern auf Verständnis – aber nicht auf Zustimmung. Die Landesregierung präsentiert eine enger gefasste Alternative für mehr Arzneimittelsicherheit.

, 20. Juni 2025 um 12:19
image
3. Oktober 2024: Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wird bei der Bundeskanzlei eingereicht.
Im vergangenen Herbst wurde die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» eingereicht, 131’500 Bürgerinnen und Bürger unterstützten das Anliegen mit ihrer Unterschrift.
Die Grundidee: Es muss dringend etwas getan geschehen gegen die dauernden Engpässe bei der Medikamentenversorgung. Dazu soll der Bund mehr Kompetenzen erhalten – und unter anderem dafür sorgen, dass die Arzneimittelversorgung in der Schweiz gesichert und gefördert wird.
Der Bundesrat hat nun darüber beraten, und er legt einen Gegenvorschlag vor. Er teilt das grundsätzliche Anliegen der Volksinitiative, beurteilt sie aber als zu wenig zielgerichtet. Vielmehr möchte die Landesregierung «fokussiert dort ansetzen, wo zentrales staatliches Handeln am effektivsten ist und der Markt allein keine lückenlose Versorgung gewährleisten kann.»
Der Gegenentwurf sieht ebenfalls vor, dass der Bund bei drohenden Engpässen gezielt eingreifen kann. Dabei soll er sich aber auf vier Bereiche konzentrieren:
  • Überwachung der Marktsituation,
  • Beschaffung von Arzneimitteln,
  • wirtschaftliche Anreize für die Herstellung,
  • internationale Zusammenarbeit.
In all diesen Feldern – so der Gegenvorschlag – soll Bern mehr Kompetenzen erhalten.
Die Forderungen der Initiative gehen indes weiter. Sie decken die gesamte Wertschöpfungskette ab, von der Forschung bis hin zur Abgabe von Heilmitteln. Damit erfasse der Initiativtext auch Bereiche, welche die wichtigsten Versorgungsprobleme gar nicht tangieren, kontert der Bundesrat. Es gebe zum Beispiel keinen Grund für eine Anpassung auf Verfassungsebene im Bereich Forschung und Entwicklung.
Die Initiative «Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit» wird unter anderem unterstützt vom Drogistenverband, Interpharma, Pharmasuisse oder dem Konsumentenforum KF.

  • medikamente
  • Versorgungssicherheit
  • apotheken
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Apotheken: Mehr Bedeutung, weniger Nachwuchs

Die Zahl der Apotheken in der Schweiz bleibt konstant – der Arbeitsaufwand steigt. Laut der Jahresstatistik von Pharmasuisse nehmen Beratungen zu, während das System personell an Grenzen stösst.

image

Medikamente: Nationalrat lehnt einfachere Zulassung ab

Im Unterschied zum Ständerat will der Nationalrat nichts wissen von einer erleichterten Einfuhr patentabgelaufener Medikamente.

image

Medis im Ausland günstig kaufen? Vergiss es

Der Ständerat will nicht, dass Kosten gespart werden, indem der Kauf von Medikamenten im Ausland zulasten der Grundversicherung ermöglicht wird.

image

Apotheken gegen häusliche Gewalt: Aargau lanciert E-Learning

Die Aargauer Polizei verzeichnet täglich sieben Einsätze wegen häuslicher Gewalt. Ein E-Learning für Apotheken soll helfen, Betroffene zu erkennen und zu unterstützen.

image

Bürokratie auf der Packung: Heilmittel-Firmen schlagen Alarm

Eine Allianz von Pharmafirmen wendet sich gegen die geplante Pflicht, individuelle Sicherheitsmerkmale auf Medikamentenpackungen zu setzen: Günstige Arzneimittel würden bedroht – obwohl es gar keinen Grund für die ganze Bürokratie gibt.

image

Weshalb die Apotheke neben dem neuen Spital Konkurs ging

Knall auf Fall fehlte der Apotheke Husmatt in Baden das Geld. Dabei hatte sie zuvor rund um die Uhr geöffnet.

Vom gleichen Autor

image

Diese 29 Erfindungen machen die Medizin smarter

Das US-Magazin «Time» kürte die wichtigsten Innovationen des Jahres aus dem Gesundheitswesen. Die Auswahl zeigt: Fortschritt in der Medizin bedeutet heute vor allem neue Schnittstellen zwischen Mensch, Maschine und Methode.

image

Privatklinik Aadorf: Führungswechsel nach 17 Jahren

Die Privatklinik Aadorf bekommt einen neuen Leiter: Michael Braunschweig tritt die Nachfolge von Stephan N. Trier an.

image

Baselbieter Kantonsparlament stützt UKBB

Das Universitäts-Kinderspital beider Basel soll frische Subventionen erhalten, um finanzielle Engpässe zu vermeiden. Der Entscheid im Landrat war deutlich. Doch es gibt auch Misstrauen.