Basler wollen zweiten Anlauf für Spitalfusion

Eine Studie zeigt auf, weshalb die Basler Spitalfusion scheiterte - und präsentiert eine überraschende Zukunftsperspektive.

, 21. Juni 2019 um 08:38
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Es war eine krachende Niederlage: Geplant war es, das Universitätsspital Basel (USB) mit dem Kantonsspital des ländlichen Halbkantons zu fusionieren. Damit sollte das kleinste Unispital der Schweiz gestärkt werden. Doch während Basel-Land deutlich Ja sagte, votierten im städtischen Halbkanton im Februar 56 Prozent dagegen. Hauptgrund: In der Stadt Basel fanden viele, dass einzig der Schwesterkanton von der Fusion profitiere. Dies zeigt eine kürzlich publizierte umfassende Nachanalyse, welche der Kanton Basel-Stadt in Auftrag gegeben hat. Durchgeführt hat diese das renommierte  Meinungsforschungsinstitut Gfs Bern.
Die repräsentative Rückmeldungen jener Personen, die im Februar abgestimmt haben zeigen: Fast zwei Drittel der Personen war der Meinung, dass «nur der Kanton Baselland profitiert hätte».  Auch die durch die Fusion entstehenden Nachteile für die Angestellten des bestehenden Unispitals erachtete eine Mehrheit als Negativpunkt.
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Ebenfalls zwei Drittel der Befragten glaubten, dass eine Fusion das Unispital stärken könnte. Doch ganz offensichtlich wurden die Gegenargumente stärker gewichtet. Wohl auch, weil die Bevölkerung im Kanton Basel-Stadt nicht an einen kostendämpfenden Effekt auf die in Basel rekordhohen Krankenkassenprämien glaubte. Nur gut ein Drittel glaubte, dass die Fusion zu sinkende Prämien führt.
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Frauen gegen die Fusion

Die grosse Mehrheit der Stimmenden sagte, dass sie gut über die Vorlage informiert gewesen sein. Einer Mehrheit fiel denn auch die Meinungsbildung zur Vorlage leicht.
Die Nachwahlbefragung zeigt, dass die Vorlage sowohl Links wie Rechts wuchtig verworfen wurde. Sowohl bei SP, Grünen und SVP lag die Ablehnung zur Fusion bei knapp 60 Prozent. Auch die der GLP nahestehenden Personen stimmten so. Klare Zustimmung zur Fusion gab es derweil in der bürgerlichen Mitte.
Interessant ist auch der Unterschied bei den Geschlechtern: Während männliche Stimmberechtigen knapp Ja sagten, versenkte das deutliche Nein der weiblichen Stimmbürgerinnen die Vorlage.
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Mehrheit will zweiten Anlauf

Ob des insgesamt deutlichen Neins kommt das Verdikt überraschend, dass eine satte Mehrheit der Stimmberechtigten einen neuen Anlauf zur Fusion will - selbst unter  jenen Personen, die ein Nein einlegten, ist eine Mehrheit dafür.
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Die Analyse

Laut Gfs Bern wurden zwischen 19. März und dem 9. April 1000 Personen befragt. Die Umfrage ist repräsentativ; die Fehlerquote beträgt +/- 3,2 Prozentpunkte.
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