«Klatschen allein genügt nicht», titelte Medinside in einem
Artikel vom vergangenen März. In diesem ging es unter anderem um die Forderungen des Gesundheitspersonals, welches sich schon lange über zu tiefe Löhne und schlechte Arbeitsbedingungen beklagt.
Dass Applaus und lobende Worte nicht genügen, davon sind auch die Chefs der Aargauer Kantonsspitäler überzeugt. Seit Januar erhalten deshalb die Mitarbeitenden der Kantonsspitäler Aarau (KSA) sowie Baden (KSB) und die der Psychiatrischen Dienste (PDAG) im Schnitt 0,5 Prozent mehr Lohn. Die individuelle Lohnerhöhung ist nach den im Gesamtarbeitsvertrag vorgesehenen Regeln festgelegt. Dazu gehören etwa die berufliche Erfahrung, die Mitarbeiterbeurteilung oder die bisherige Position im Lohnband.
«Moralspritze für die Zukunft»
Wie viel macht denn nun die Lohnerhöhung etwa bei einem Aargauer Krankenpfleger aus? Gemäss den
Monatslöhnen in der Gesundheitsbranche von 2020 verdient ein Krankenpfleger mit Fähigkeitsausweis SRK 5’032 Franken. Mit der Lohnerhöhung von 0,5 Prozent erhält er pro Monat also 25 Franken mehr und somit pro Jahr rund 300 Franken mehr.
Ist die Lohnerhöhung in den Aargauer Kantonsspitälern nur ein Tropfen auf dem heissen Stein? Diese sei ein Zeichen der Wertschätzung sowie eine Moralspritze für die Zukunft, ist in einer Medienmitteilung des KSB zu lesen. Weiter steht: Den Spitälern sei es ein wichtiges Anliegen, als Arbeitgeber attraktiv zu bleiben. Deshalb habe man sich trotz schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit den Sozialpartnern auf die Lohnerhöhung geeinigt.
«Corona-Bonus» für alle Mitarbeiter
Somit könnte man die Vermutung hegen, dass die Aargauer Kantonsspitäler dem Personal finanzielle Anreize bieten, um konkurrenzfähig zu bleiben. Omar Gisler, der KSB-Mediensprecher, betont aber, dass die Mitarbeitenden stets am Erfolg beteiligt worden seien; in den letzten zehn Jahren habe das KSB seinen Mitarbeitenden jedes Jahr eine Lohnerhöhung bieten können.
Gemäss Gisler erhalten sämtliche Mitarbeitenden des KSB mit dem Januar-Lohn zudem einen «Corona-Bonus» – in der Höhe von 1000 Franken (bei einem 100-Prozent-Pensum). Auch dies sei ein Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung, so der KSB-Sprecher.
Fluktuationsrate von 10,8 Prozent beim KSB
Jüngst brachte der Verzicht auf eine Lohnerhöhung den Spitälern Kritik ein. Auch Arno Kerst von der Gewerkschaft Syna äusserte sich dazu
im Dezember gegenüber Medinside kritisch. Der Präsident von Syna sagte unter anderem, dass es schlecht für die Motivation der Angestellten aber auch für das Anwerben von Nachwuchs sei, wenn das Gesundheitspersonal in der Covid-Krise mehr arbeiten müsse und nun trotzdem praktisch leer ausgehe.
Im KSB möchte man die Mitarbeitenden mit «attraktiven Arbeitsbedingungen langfristig ans Haus binden». Gisler verweist auf die «tiefe Fluktuationsrate», die mit 10,8 Prozent weit unter dem Branchenschnitt liege und die beweise, dass die Mitarbeitenden das KSB als Arbeitgeber schätzten. Dass die Mitarbeiter sich wohlfühlten, zeige auch eine Befragung, die Ende 2020 durchgeführt wurde – die Weiterempfehlungsrate von 95 Prozent spreche für sich.