Der Zürcher Kantonsrat hat eine Motion von Mitte, GLP, FDP und SP mit 110 zu 59 Stimmen klar abgelehnt, die ein mindestens sechsmonatiges Pflegepraktikum als Voraussetzung für das Medizinstudium einführen wollte.
Die Motionäre wollten erreichen, dass angehende Medizinstudierende bereits vor Studienbeginn direkten Kontakt mit Kranken und Sterbenden haben – und so früher praktische Erfahrungen sammeln. Zudem sollte das Praktikum nach Ansicht der Befürworter die hohe Berufsausstiegsquote senken.
Der Verband der Zürcher Assistenz- und Oberärztinnen (VSAO) reagierte auf LinkedIn «sehr erfreut» über den Entscheid. Der Verband hatte sich bereits im Vorfeld klar gegen ein obligatorisches Pflegepraktikum ausgesprochen. Statt zusätzlicher Hürden brauche es bessere Arbeitsbedingungen, um dem zunehmenden Ärztemangel zu begegnen: «Nur so können wir sicherstellen, dass die kostspielig ausgebildeten Ärztinnen und Ärzte dem Beruf treu bleiben und nicht in attraktivere Branchen abwandern.»
Numerus Clausus
Die Diskussion um das Pflegepraktikum ist eng mit der Frage nach dem künftigen Zulassungsverfahren zum Medizinstudium verknüpft. Nachdem das nationale Parlament 2024 die Abschaffung des Numerus Clausus beschlossen hatte, ist offen, wie die Auswahl von Medizinstudierenden künftig gestaltet werden soll.
Trotz anhaltendem Ärztemangel erhöht der Zürcher Regierungsrat die Studienplätze für Medizin nicht
Wo es Studienplätze gibt, siedeln sich mehr Ärzte an: Das zeigen Daten aus Deutschland. Der sogenannte Klebeeffekt könnte zum Argument für Investitionen in Medizin-Fakultäten werden.