Pädiatrie-Chefärzte warnen vor Versorgungsengpass

Auch das Personal in den Kinderkliniken ist stark gefordert: Massiv mehr Notfälle und zunehmender Personalmangel führen zu langen Wartezeiten und Verlegungen.

, 27. September 2022 um 08:04
image
Steigende Infektionszahlen in der kalten Jahreszeit werden die Situation verschärfen. | Freepik Dcstudio
Chefärzte und Chefärztinnen in Kinderkliniken sind besorgt: Dieses Jahr ist das Angebot an stationären Behandlungsbetten auch für Kinder «stark eingeschränkt», wie die Fachgesellschaft Pädiatrie Schweiz am Dienstag mitteilt. Die Kindernotfall-Stationen und somit das Personal gerieten immer häufiger an ihre Belastungsgrenzen.
Wenn die Situation so anhalte, werde die Bevölkerung «leider» mit weiteren Engpässen rechnen, warnen die Ärztinnen und Ärzte. Notgedrungen müsste dann häufiger in Kauf genommen werden, Kinder nach langen Wartezeiten auf dem Notfall zu verlegen. Und das in manchmal weitentfernte andere Spitäler, heisst es.

Phasenweise nur noch ein einziges freies Bett

Aus den Kinderkliniken der gesamten Schweiz vermelden die Kindernotfall-Stationen einen massiven Zuwachs an Kinder-Notfällen. In einigen Kliniken in der Schweiz haben diese in der ersten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zu 2021 oder den Vorpandemiejahren um mehr als 50 Prozent zugenommen.
Dieses Jahr war bereits in der ersten Septemberhälfte die Bettenauslastung so hoch, dass in der gesamten Nordschweiz phasenweise nur noch ein einziges freies Spitalbett für die Pädiatrie zur Verfügung stand, wie die Fachgesellschaft mitteilt. Kinder mussten teils stundenlang in Notfall-Kojen ausharren oder in weit entfernte Kliniken verlegt werden.

Problem geht auf mehrere Ursachen zurück

Die Kinderspitäler und -kliniken arbeiten gemeinsam mit den niedergelassenen Kinderärzten mit Hochdruck daran, die Versorgung sicherzustellen, wie in der Mitteilung zu lesen steht. In der aktuellen Situation und mit Blick auf die kommende kalte Jahreszeit seien jedoch alle beteiligten Akteure gefordert: Bevölkerung, Gesundheitswesen und Politik müssten Massnahmen ergreifen, die einer Überlastungssituation entgegenwirken, so die Fachgesellschaft.
Die Ursachen des Problems sind gemäss Pädiatrie Schweiz vielfältig und haben sich in den letzten Jahren noch verschärft. Einerseits bestehe eine niederschwellige Inanspruchnahme der Notfallangebote durch die Familien, teilweise bedingt durch den Kinder- und Hausärzte-Mangel sowie den Mangel an medizinischen Praxisassistentinnen, gepaart mit einem auch in den Kinderkliniken angekommenen Personalmangel vor allem in der Pflege.
  • spital
  • kinderspital
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Neuer Leistungsauftrag für die Oberwaid

Die Klinik Oberwaid ist neu auch mit muskuloskelettaler Rehabilitation auf der Spitalliste der Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden. So kann die Oberwaid auch in diesem Fachgebiet grundversicherte Patienten behandeln und leistet einen wichtigen Beitrag in der Region.

image

Zurück in die Vergangenheit: Spitäler wollen Geld vom Kanton

An sich sollten die Kantone ihre Spitäler nicht mehr finanzieren. Doch immer häufiger zahlen die Regierungen trotzdem – und verzerren möglicherweise den Wettbewerb.

image

Luzerner Kantonsspital braucht wohl bald Geld

Die Höhenklinik des Spitals machte 180'000 Franken Verlust - pro Monat. Die Kantonsregierung rechnet damit, dass das Kantonsspital Hilfe braucht.

image

Spital Samedan gehört bald zum Kantonsspital Graubünden

Dadurch werden wohl einzelne Stellen neu ausgerichtet oder aufgehoben. Andererseits dürften in den medizinischen Bereichen rund 20 zusätzliche Stellen entstehen.

image

100 Millionen Franken? Danke, nicht nötig.

Der Kanton Graubünden plante einen Rettungsschirm für notleidende Spitäler und Gesundheits-Institutionen. Die Idee kam schlecht an.

image

LUKS Gruppe baut Verwaltungsrat um

Elsi Meier, Giatgen A. Spinas und Pauline de Vos verlassen das Gremium. Die Nachfolge-Suche hat bereits begonnen.

Vom gleichen Autor

image

Kantonsspital Glarus verliert GL-Mitglied

Thomas Kühnis, Chef der Finanzen, Informatik und Betriebe, verlässt nach neun Jahren die Geschäftsleitung des Kantonsspitals Glarus.

image

Neue Ärzte-Tarife auf dem Weg zur Genehmigung

Die Tarifpartner beantragen wie geplant die Genehmigung eines Tarifsystems aus ambulanten Pauschalen und Tardoc.

image

Schatten über dem Verkauf des Spitals Flawil

Wurden beim Verkauf des Spitals Flawil die Vertragspartner getäuscht? Mehrere Kantonsparlamentarier verlangen Antworten von der St.Galler Regierung.