Chefärzte und Chefärztinnen in Kinderkliniken sind besorgt: Dieses Jahr ist das Angebot an stationären Behandlungsbetten auch für Kinder «stark eingeschränkt»,
wie die Fachgesellschaft Pädiatrie Schweiz am Dienstag mitteilt. Die Kindernotfall-Stationen und somit das Personal gerieten immer häufiger an ihre Belastungsgrenzen.
Wenn die Situation so anhalte, werde die Bevölkerung «leider» mit weiteren Engpässen rechnen, warnen die Ärztinnen und Ärzte. Notgedrungen müsste dann häufiger in Kauf genommen werden, Kinder nach langen Wartezeiten auf dem Notfall zu verlegen. Und das in manchmal weitentfernte andere Spitäler, heisst es.
Phasenweise nur noch ein einziges freies Bett
Aus den Kinderkliniken der gesamten Schweiz vermelden die Kindernotfall-Stationen einen massiven Zuwachs an Kinder-Notfällen. In einigen Kliniken in der Schweiz haben diese in der ersten Jahreshälfte 2022 im Vergleich zu 2021 oder den Vorpandemiejahren um mehr als 50 Prozent zugenommen.
Dieses Jahr war bereits in der ersten Septemberhälfte die Bettenauslastung so hoch, dass in der gesamten Nordschweiz phasenweise nur noch ein einziges freies Spitalbett für die Pädiatrie zur Verfügung stand, wie die Fachgesellschaft mitteilt. Kinder mussten teils stundenlang in Notfall-Kojen ausharren oder in weit entfernte Kliniken verlegt werden.
Problem geht auf mehrere Ursachen zurück
Die Kinderspitäler und -kliniken arbeiten gemeinsam mit den niedergelassenen Kinderärzten mit Hochdruck daran, die Versorgung sicherzustellen, wie in der Mitteilung zu lesen steht. In der aktuellen Situation und mit Blick auf die kommende kalte Jahreszeit seien jedoch alle beteiligten Akteure gefordert: Bevölkerung, Gesundheitswesen und Politik müssten Massnahmen ergreifen, die einer Überlastungssituation entgegenwirken, so die Fachgesellschaft.
Die Ursachen des Problems sind gemäss Pädiatrie Schweiz vielfältig und haben sich in den letzten Jahren noch verschärft. Einerseits bestehe eine niederschwellige Inanspruchnahme der Notfallangebote durch die Familien, teilweise bedingt durch den Kinder- und Hausärzte-Mangel sowie den Mangel an medizinischen Praxisassistentinnen, gepaart mit einem auch in den Kinderkliniken angekommenen Personalmangel vor allem in der Pflege.