In diesem Spital lassen die Patienten weniger Essen stehen

Nicht mehr automatisch Salat zum Menü und weniger Kaffee im Kännli: Nun landen im Felix-Platter-Spital weniger Lebensmittel im Abfall.

, 16. Oktober 2024 um 09:18
image
Nicht mehr automatisch volle Kännchen mit Kaffee und Milch: So lassen die betagten Patienten in der Altersmedizin des Felix-Platter-Spitals viel weniger vom Servierten einfach stehen. | PD
Die Universitäre Altersmedizin Felix Platter hat in den letzten zwei Jahren 40 Prozent weniger Lebensmittel fortgeworfen. Damit spart das Spital jedes Jahr Warenkosten in der Höhe von rund 140'000 Franken.

Vier Wochen lang Abfall gesammelt

Während vier Wochen haben Angestellte sämtliche vermeidbare Lebensmittelabfälle aus dem Spital gesammelt, nach Kategorien sortiert und gewogen.
Bei der ersten Messung vor zwei Jahren fielen rund 7,2 Tonnen an, letztes Jahr noch 6 Tonnen, dieses Jahr waren es noch 4,4 Tonnen.

Häufig essen Patienten nicht alles

Die regelmässigen Messungen gaben wichtige Hinweise zum Sparen: So kamen ursprünglich zwei Drittel der Abfälle von Patienten, die ihr Essen stehengelassen haben.
Der Grund dafür, dass viele Patienten nicht ausessen, waren meistens zu grosse Portionen und zu wenig individualisierte Bestellungen.

Patientenhotellerie übernimmt

Deshalb hat das Spital letztes Jahr schrittweise auf allen Stationen die Patientenhotellerie eingeführt. Das heisst, dass nicht mehr die Pflegefachpersonen die Mahlzeiten-Bestellungen aufnehmen, das Essen ins Zimmer bringen und abräumen. Stattdessen macht das nun in der Regel das Personal der Patientenhotellerie.
«Damit konnte die Bestellgenauigkeit enorm verbessert werden», sagt Christian Adam, Leiter Gastronomie, laut einer Mitteilung des Spitals. Die Patienten gaben denn auch deutlich weniger Lebensmittel zurück.

Nicht mehr automatisch Salat

Offenbar haben die Patienten besonders häufig Suppe, Salat und Dessert stehengelassen. Deshalb gibt es diese Speisen nicht mehr standardmässig, sondern nur noch dann, wenn das die Patienten wünschen.

Weniger Kaffee und Milch

Aber auch in der Küche hat das Spital die Mengen geändert. Damit nicht zu viel Kaffee und Milch serviert wird, haben die Verantwortlichen zum Beispiel die automatischen Produktionsmengen der Kaffeemaschinen verringert.
Doch bekommen die betagten Patienten trotzdem noch genug gesundes Essen? Dazu sagt Christian Adam: «Wir haben viele mangelernährte Patienten zu betreuen. Deshalb können wir nicht einfach Lebensmittel per se reduzieren, sondern das muss in vorsichtiger Absprache mit der Ernährungstherapie und der klinischen Ernährungsforschung geschehen, damit der Patient weiterhin genau die Nährstoffe mit seiner Mahlzeit zu sich nehmen kann, die er benötigt.»

Angestellte können Menüs «retten»

Auch im Personalrestaurant und im Café Noir werden weniger Lebensmittel weggeworfen. Besonders beliebt sei das Angebot, dass Mitarbeitende nicht verkaufte Mittagsmenüs in Mehrweg-Geschirr am Nachmittag zu einem stark reduzierten Preis mit nach Hause nehmen können. «So konnten im laufenden Jahr bereits mehr als 1000 weitere Mahlzeiten vor dem Abfallkübel gerettet werden.», teilt das Spital mit.

So machen es andere Spitäler

Ideen zur Minimierung von Foodwaste

  • spital
  • ernährung
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Sparprogramme reichen nicht: Das Spitaljahr im Check

Kooperationen, weniger Angebote, effizientere Abläufe, Schliessungen, Nullrunden bei den Löhnen: Die öffentlichen Akutspitäler haben viel getan, um die Finanznot zu bekämpfen. Fazit: So geht es trotzdem nicht weiter.

image

Spitäler 2025 und 2026: Bessere Margen – aber grosse Tarif-Fragezeichen

Die Finanzchefs der Schweizer Spitäler erwarten fürs Erste eine etwas bessere Rentabilität. Zugleich sorgt das neue Tarifsystem für Unsicherheit. Die Erwartungen reichen von Mehreinnahmen bis zu spürbaren Einbussen.

image

Die 10-Prozent-Illusion der Schweizer Spitäler

Eine Betriebsrendite von zehn Prozent galt lange als Überlebensregel für Akutspitäler. Womöglich ist dieser Richtwert inzwischen zu tief. Die Beratungsfirma PwC fordert mehr Effizienz – die Spitäler höhere Tarife.

image

Spitalhygiene: Geschlechtsneutrale WCs bergen ein Risiko

In schottischen Krankenhäusern wurden Damen-, Herren- und Unisex-Toiletten auf Keime geprüft. Heraus kamen drastische Unterschiede.

image

Eine Zusammenarbeit, vernetzt wie das Gefässsystem

Wie in den meisten anderen medizinischen Fachbereichen setzt das Spital Lachen auch in seinem Gefässzentrum auf eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit. Sie garantiert den Patientinnen und Patienten eine professionelle und ganzheitliche Diagnostik, Behandlung und Nachbehandlung.

image

Ressourceneffizienz bei Schweizer Spitälern

Interview von Unite mit Andrea Raida M.Sc., Projektleiterin Health Care Logistics am Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML, über Ergebnisse des Forschungsprojekts «Green Hospital»

Vom gleichen Autor

image

Spitex Zürich erhält einen neuen CEO

Der Geschäftsleiter der Regio-Spitex Limmattal wird der neue Chef der Spitex Zürich. Der bisherige CEO, Markus Reck, geht in Pension.

image

Datenleck bei Hirslanden Zürich: Es war menschliches Fehlverhalten - kein IT-Problem

Ein Hirslanden-Belegarzt gab seine Login-Daten zu den Patientenakten weiter. Die Zugriffsrechte von Belegärzten seien aber kein grundsätzliches Problem, betont der Hirslanden-Sprecher.

image

Lindenhof gibt Spitalstandort Engeried auf

Grosser Umbau in der Berner Lindenhofgruppe: Im Engeried gibt es künftig nur noch ambulante Radiologie und Arztpraxen. Der Rest wird an den Lindenhof und an den Sonnenhof verlegt.