HUG: Sieben Entlassungen wegen sexuellen Fehlverhaltens

Nach dem RTS-Film zu Missständen im Westschweizer Spitälern blieb eine neue #MeToo-Welle zwar aus. Das Genfer Unispital HUG zieht dennoch Konsequenzen.

, 10. März 2025 um 03:14
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«Nulltoleranz gegens Nichtstun»: Robert Mardini |  Bild: Hug@LinkedIn
Das Thema der sexuellen Belästigung wird im Gesundheitswesen der Romandie engagiert debattiert, seit eine Dokumentation des Fernsehens RTS Ende Januar diverse Missstände ans Licht brachte. Nun legte Robert Mardini, der CEO der Genfer Kantonsspitalgruppe HUG, in einem weiteren Interview zum Problem die Daten zur Lage vor: Danach wurden an den Hôpitaux Universitaires de Genève 2023 und 2024 sechzehn Fälle von sexueller Belästigung registriert, so Mardini in «Le Temps». Und dafür seien vier Verwarnungen und sieben Entlassungen ausgesprochen worden. Zum Vergleich: Die HUG beschäftigen insgesamt 12'800 Personen.
Nach dem RTS-Film – in dem unter anderem die bekannte Chirurgin Barbara Wildhaber von Übergriffen berichtet hatte – seien noch weitere Meldungen zu sexuellem Fehlverhalten eingegangen, so Generaldirektor Mardini. Allerdings sei die «vague #MeToo» an neuen Fällen, die er erwartet habe, nicht eingetreten.
«Nulltoleranz gegenüber Belästigung – in all ihren Formen – reicht nicht aus, es muss Nulltoleranz gegenüber Untätigkeit geben»: So formulierte der HUG-CEO die jetzt geltende Haltung. Dies wiederum verlange solide und unabhängige Ermittlungsmöglichkeiten.
Konkret sei nun am Kantons- und Unispital eine Anti-Mobbing-Schulung für jeden Mitarbeiter verpflichtend. Auch werde man den Verhaltenskodex in Zusammenarbeit mit der Medizin-Fakultät anpassen, um besonders gefährdete studentische Praktikanten zu schützen.
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