Fachhochschul-Absolventen: Tiefe Löhne im Gesundheitswesen

FH-Absolventen verdienen in fast allen Branchen massiv mehr als im Gesundheitsbereich. Trotz Aufholbewegung bleibt die Lücke markant.

, 19. Mai 2025 um 13:07
letzte Aktualisierung: 17. Juni 2025 um 05:41
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Wer aufs Geld schaut, sucht eher im Finanzwesen   |   Symbolbild: Bram Naus / Unsplash
Wer den Abschluss einer Fachhochschule hat, erhält im Schnitt 112’800 Franken.
Allerdings: Im Gesundheitswesen bekommt man deutlich weniger – der entsprechende Wert liegt im Sektor «Gesundheit und Sozialwesen» bei 94’600 Franken.
Dies besagt die jüngst publizierte FH-Lohnstudie. Sie wurde durchgeführt vom Absolventen-Dachverband FH Schweiz und erfasste Aussagen und Daten von 11’900 Personen. Dabei weist die Studie Medianlöhne aus, also den Mittelwert, bei dem die Hälfte der Gehälter tiefer und die andere Hälfte höher liegt.
Der Gesundheitsbereich liegt im Schlussfeld: Der Median-Jahreslohn erreicht hier 94’600 Franken. Lediglich der Kulturbereich, Tourismus sowie Hotellerie und Gastronomie liegen noch tiefer.
Derweil entlöhnen andere Sektoren, die ebenfalls eher als «Tieflohnbranchen» gelten, drastisch höher: Bei den NGOs liegt der Mittelwert zum Beispiel bei fast 109’000 Franken; im Gross- und Detailhandel sind es 118’400 Franken.
Und weil das Gesundheits- und Sozialwesen einen sehr grossen Anteil an staatlichen oder staatsnahen Stellen hat, sei auch die Verwaltung beachtet: Hier erhalten die Fachhochschul-Absolventen laut den neuen Daten 126’000 Franken – also über 30’000 Franken mehr.
Die Branchen Gesundheit und Soziales hätten aufgeholt, schreibt FH Schweiz zur Publikation; und weiter: «Der Männeranteil allerdings bleibt hier mit 26 Prozent tief.» Womit der Verband gleich ein Indiz dafür gibt, wo das grössere gesellschaftliche Problem liegen könnte.
Genau besehen sind sogar die von FH Schweiz erwähnten Fortschritte bescheiden. Seit der letzten Erhebung im Jahr 2023 stieg der Median-FH-Lohn zwar tatsächlich an, nämlich um 5’700 Franken. Aber in der öffentlichen Verwaltung war der Zuwachs viel drastischer, er betrug 9’800 Franken pro Jahr. Und im Finanzbereich – der Spitzen-Lohn-Branche – erreichte das Plus in dieser Zeit sogar satte 19’700 Franken.

«Stolze Löhne»

Die Befragung von FH Schweiz zeigt weiter, dass gut 30 Prozent der Absolventen eine Führungsfunktion im mittleren oder oberen Kader bekleiden. Unter knapp Befragten in mittleren Kaderpositionen verdient die Hälfte zwischen 109’510 und 170'900 Franken. Bei den oberen Kaderfunktionen liegt die Spanne zwischen 123’765 und 206’000 Franken. «Das sind stolze Löhne und sogar höher als bei der letzten Erhebung vor zwei Jahren», sagt Toni Schmid, der Geschäftsführer von FH Schweiz. «Es zeigt auch: Absolventinnen und Absolventen von Fachhochschulen spielen in der Schweizer Wirtschaft eine tragende Rolle und werden gut entlöhnt.»
Bei den unteren Kadern beträgt die Lohnspanne 95'000 bis 140’000 Franken, bei den HF-Fachleuten ohne klassische Kaderfunktion sind es 85'000 bis 117'000 Franken.
Aber eben: Dies sind dann die Mittelwerte aus allen Branchen.
Zur FH-Lohnstudie 2025

  • Pflege, Medizin, Therapie: Das verdient man im Gesundheitswesen. Das «Lohnbuch Schweiz 2025» zeigt die Standard-Monatslöhne aller Berufe in der Gesundheitsbranche.

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