Blutkrebs: Genetische Marker könnten Transplantationserfolg verbessern

Genfer Forschende haben genetische Faktoren identifiziert, die über Heilung oder Rückfall bei Blutkrebs entscheiden könnten.

, 16. September 2025 um 04:16
image
Jean Villard und Antonia Schäfer. Bild: zvg
Ein Forschungsteam der Uni Genf und des Genfer Universitätsspitals HUG hat genetische Faktoren identifiziert, die den Erfolg von Stammzelltransplantationen bei Blutkrebspatienten vorhersagen können.
Im Fokus steht dabei das bislang unterschätzte KIR-Gen-System, dessen Einbezug künftig die Überlebenschancen deutlich verbessern könnte, heisst es in einer Mitteilung.
Rund 300 Patienten in der Schweiz erhalten pro Jahr eine hämatopoetische Stammzelltransplantation – eine der wenigen potenziell heilenden Therapien bei Blutkrebsarten wie Leukämien oder Lymphomen. Doch nahezu jede zweite Transplantation verläuft nicht erfolgreich, meist wegen genetischer Inkompatibilitäten zwischen Spender und Empfänger.

Genetisches Matching

Bislang orientierte sich die Auswahl von Spendern primär am HLA-System, das entscheidend für die Unterscheidung von körpereigenen und fremden Zellen ist. Doch die Forschenden zeigen nun: Auch die KIR-Rezeptoren auf den übertragenen Zellen beeinflussen entscheidend, ob das Immunsystem Tumorzellen wirksam bekämpfen kann – oder ob schwere Nebenwirkungen auftreten.
«Unsere Ergebnisse belegen, dass die Auswahl der optimalen Spenderzellen nicht allein auf HLA-Kompatibilität beruhen darf. Auch KIR-Parameter müssen systematisch berücksichtigt werden», sagt Studienleiter Jean Villard, Leiter der Plattform für Zelltherapie und Transplantation am HUG.

Transplantationspaare

Das Team analysierte die genetischen Profile von 1’247 Transplantationspaaren. Dabei konnten sie bestimmen, welche KIR-HLA-Kombinationen mit besseren Überlebensraten, weniger Rückfällen und einem geringeren Risiko für Komplikationen verbunden sind.
Erstautorin Antonia Schäfer betont: «Wir haben die exakten genetischen Parameter identifiziert, die für ein Maximum an Transplantationserfolg entscheidend sind.»

Personalisierte Medizin

Findet sich innerhalb der Familie keine geeignete Spenderperson, greifen Ärzte auf internationale Register mit fast 40 Millionen Freiwilligen zurück. Dank der neuen Erkenntnisse könnten künftig gezielter diejenigen Spender ausgewählt werden, deren genetisches Profil für einen bestimmten Patienten am besten passt.
Die Autorinnen und Autoren fordern daher die flächendeckende Anwendung hochauflösender KIR-Genotypisierung in der Spenderauswahl.
  • Integrating killer cell immunoglobulin-like receptor high-resolution genotyping for predicting transplant outcomes in allogeneic hematopoietic stem cell transplantation
Antonia Schäfer, Stéphane Buhler, Ticiana D.J. Farias, Katherine M. Kichula, Helen Baldomero, Zuleika Calderin Sollet, Sylvie Ferrari-Lacraz, Baptiste Micheli, Stavroula Masouridi-Levrat, Vanessa Mesquita, Oliver Kürsteiner, Gayathri Nair, Jörg Halter, Tayfun Güngör, Dominik Schneidawind, Yves Chalandon, Jakob R. Passweg, Paul J. Norman, Jean Villard
Haematologica Early view Jul 10, 2025 https://doi.org/10.3324/haematol.2024.287061

  • HUG
  • Krebs
Artikel teilen

Loading

Kommentar

Mehr zum Thema

image

Titelstau beim SIWF: Unispital Genf zu Konzessionen bereit

Nach erfüllter Ausbildung warten die Ärztinnen und Ärzte heute viele Monate auf ihren Facharzttitel – also auch auf den entsprechenden Lohn. In Genf geht man das Dilemma jetzt an.

image

HUG: Ärzteteam schafft Teil-Herztransplantation bei Kind

Erstmals in Europa wurde bei einem Kind nur ein Teil des Herzens transplantiert. Das Team der Universitätsspitäler Genf ersetzte die geschädigten Herzklappen durch lebendes Spendergewebe.

image

Rassistische Inschriften im HUG: Die Direktion reagiert

An der Tür einer Pflegedienstleiterin des Universitätsspitals Genf wurde eine rassistische Inschrift gefunden. Die Direktion hat Anzeige erstattet.

image

Neonatologie-Pionierin übernimmt Leitung des DFEA in Genf

Mit Musik für Frühgeborene sorgte Petra S. Hüppi international für Aufsehen. Nun übernimmt sie die Leitung des Departements für Frauen, Kinder und Jugendliche am HUG – als Nachfolgerin von Alain Gervaix.

image

HUG: Neue Co-Leitung für Adipositas und bariatrische Chirurgie

Laurence Genton Graf und Minoa Jung übernehmen die Leitung des entsprechenden Zentrums am Universitätsspital Genf.

image

KI gegen Krebs: Schweiz startet Vorzeigeprojekt

Eine neue Plattform wird Daten, Diagnosen und Therapien verknüpfen – und soll die Rolle der Schweiz in der KI-gestützten Präzisionsonkologie stärken.

Vom gleichen Autor

image

Stadt Zürich: Neue Vizedirektorin für Gesundheitsdienste

Der Stadtrat hat Verena Houben zur stellvertretenden Direktorin der Städtischen Gesundheitsdienste Zürich ernannt.

image

Spitalverband H+ übt Kritik an Agenda Grundversorgung

Der Spitalverband H+ beurteilt den Fachbericht zur Agenda Grundversorgung kritisch. Aus Sicht des Verbands werden Spitäler und Kliniken in der Strategie zu wenig berücksichtigt

image

Neubesetzungen im Verwaltungsrat des USB

Das Universitätsspital Basel hat zwei neue Verwaltungsräte: Andreas C. Albrecht und Christoph Jäggi folgen auf Bruno Dallo und Silvia Schenker.